Kuratorin Karen Jung zum Fokus der Ausstellung "Alle wollen wohnen"
Im vierten Teil der Interview-Serie "Drei Fragen an ..." fragen wir die Architektin Karen Jung, zu den Schwerpunkten von "Alle wollen wohnen" und der Balance bei der Vermittlung von vielen Informationen.
Ausstellungen wandeln auf dem schmalen Grat, zu viel oder zu wenig Information zu vermitteln. Worin besteht für Sie als Kuratorin beim Thema "Wohnen" die größte Herausforderung?
Karen Jung: Wir alle wohnen, müssen wohnen und wollen wohnen. Nur die wenigsten Menschen wohnen allerdings so, wie sie wollen. Wohnen ist also ein Thema, welches uns alle alltäglich beschäftigt. Wir fragen uns, wie wir besser und schöner wohnen können. Wie unsere Wohnung unserem Leben gerecht wird. Dabei stellen wir fest, dass es in den großen Städten fast unmöglich ist, die optimale und noch dazu bezahlbare Wohnung zu finden. Warum ist das so? Bei genauerer Betrachtung merkt man, dass die Wohnungsfrage hochkomplex ist. Einfache Antworten gibt es nicht. Um bezahlbaren lebenswerten Wohnraum für alle zu schaffen, sind viele Aspekte zu bedenken, viele Akteure involviert. Diese Komplexität zu vermitteln und dem Besucher genügend Informationen zu geben, ohne dabei mit Detailwissen zu überfordern, ist die Herausforderung für uns Kuratoren. Zum Beispiel stellen wir Wohnprojekte vor, die einerseits die Bandbreite und Vielfalt von Möglichkeiten zu wohnen abdecken sollen, zugleich aber auch verständlichen machen sollen, was das Besondere an der jeweiligen Wohnform und dem Projekt ist.
Im Jahr 2015 gab es bereits andere Ausstellungen zum Thema Wohnen. Worin unterscheidet sich "Alle wollen wohnen"
Karen Jung: "Alle wollen wohnen" beschränkt sich nicht auf eine Wohnform. Während andere Ausstellungen sich meist mit einem Konzept im Wohnungsbau beschäftigt haben, wollen wir die gesamte Vielfalt darstellen. So unterschiedlich unsere Lebensformen und Bedürfnisse sind, so vielfältig können auch die Lösungen sein. Vom Wohnen in der Gemeinschaft bis zum Eigenheim. Dabei betrachten wir auch die historische Entwicklung. Denn die Wohnsituation erlebte spätestens seit dem 19. Jahrhundert sehr kritische Phasen und führte in ihrer existentiellen Bedeutung zu zukunftsweisenden und epochalen Entwicklungen in der Architektur. Von diesen Erfahrungen können wir auch heute profitieren.
Auf welche Aspekte haben das M:AI und Sie beim Entwurf der Ausstellung besonderen Wert gelegt?
Karen Jung: Wichtig ist uns beim M:AI eine sinnliche und verständliche Vermittlung der Inhalte. Alle Besucher, die unsere Ausstellungen besuchen, sollen in die Themen regelrecht eintauchen können, ohne dass sie eine spezifische Vorbildung haben. Die Besucher sollen außerdem die freie Wahl haben, sich auf wenige Aspekte zu konzentrieren oder Sachverhalte bis in Detail erforschen zu können. Beide Wege sollen dem Besucher gleichwertig offen stehen, je nach persönlichen Vorlieben oder vorhandener Zeit. Wichtig ist uns, dass das Erleben der Ausstellung stets eine Bereicherung ist und Freude am Thema Architektur vermittelt.
Hinweis: Für den dritten Spielort der Ausstellung "Alle wollen wohnen" in Essen (UNESCO-Welterbe Zollverein, 1.2. - 4.3.2018) wurde das Interview redaktionell geringfügig bearbeitet.
Im letzten Teil der Interview-Serie "Drei Fragen an ..." zu "Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar" sprechen wir mir Ursula Kleefisch-Jobst, der Generalkuratorin des Museums Baukultur Nordrhein-Westfalen, zur Idee für die Ausstellung.
Die traditionsreiche Vortragsreihe der Baukunstklasse an der Kunstakademie Düsseldorf wird fortgesetzt. Am 22. Mai geben Harquitectes und Florian Voigt Einblicke in ihre Arbeit. Baukultur NRW unterstützt das Projekt.
Im dritten Teil der Interview-Serie mit den Machern von "Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar" sprechen wir mit Stefan Nowak vom Düsseldorfer Büro nowakteufelknyrim, den Gestaltern der Ausstellung: Wie bringt man das Thema Wohnen in Form? Welche Rolle spielen die schiefen Häuser und welche Ideen flossen in die Gestaltung mit ein?
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