Digitale Methoden und Instrumente zur Berechnung und Darstellung von Bauprozessen gelten als vielversprechende Werkzeuge für die Umsetzung der zirkulären Wertschöpfung und dem kreislauffähigen Bauen. Wie viel ist dran an dieser Entwicklung?
In vielen Planungsbüros werden Gebäude bereits in Form von digitalen Bauplänen und 3D-Modellen erfasst. Darüber hinaus werden immer mehr digitale Methoden und Instrumente zur Berechnung und Darstellung von Bauprozessen entwickelt. Sie gelten als vielversprechende Werkzeuge für die Umsetzung der zirkulären Wertschöpfung und dem kreislauffähigen Bauen. Wie viel ist dran an dieser Entwicklung?
Wir fragen Prof. Dr. Anica Meins-Becker, Bergische Universität Wuppertal, Sebastian Theissen, LIST Eco, und Mats Welzbacher, SEG Solingen.
Welche digitalisierten Ansätze finden Sie für ein Umbauen des Gebäudebestandes besonders vielversprechend?
Anica Meins-Becker: „Etwa 35 % des Bauabfalls bleiben ungenutzt, wodurch wertvolle Ressourcen ineffizient genutzt und nachhaltige Potenziale unberührt bleiben. Die Digitalisierung, insbesondere die Anwendung der Methode „Building Information Modeling“ (BIM), ermöglicht eine Dokumentation der eingebauten Bauprodukte und -materialien im Bauwerk. Dieses Wissen treibt die Wiederverwendung, das gezielte Recycling und die effiziente Integration von Bauprodukten in den Materialkreislauf an. Die Verbindung der digitalen Arbeitsmethode BIM und der Nachhaltigkeit hat das Potenzial, nicht nur die bisherige Verschwendung zu überwinden, sondern auch den Weg zu einem nachhaltigen Ressourcenmanagement zu ebnen.“
Prof. Dr.-Ing.-habil. Anica Meins-Becker, Professorin für die digitale Transformation in der Bau- und Immobilienwirtschaft, Bergische Universität Wuppertal.
Was ist bei der Digitalisierung von Gebäuden besonders wichtig und welche Ansätze verfolgen Sie hier?
Sebastian Theißen: „Neubauten müssen wir heute so planen, dass sie den zukünftigen Regularien entsprechen. Im Bestand sind Fakten zum selektiven Rückbau und zur Wiederverwendung unabdingbar. Die richtige Qualität der Daten sind für uns also das A und O. Mit ihnen können wir Variantenvergleiche durchführen und die Zirkularität verschiedener Gebäudeentwürfe und Materialien prüfen. Zudem erstellen wir digitale Gebäuderessourcenpässe gemäß der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Diese sowie sämtliche andere Analysen und Lösungen basieren bei uns auf einem digitalen Gebäudemodell, das alle wichtigen Informationen vereint – die Immobilien werden dadurch für ein funktionierendes „Urban Mining“ fit gemacht.“
Sebastian Theißen, Geschäftsführender Gesellschafter LIST Eco GmbH & Co. KG, Köln.
Auf welche (digitalen) Ansätze setzen Sie in der Kommune zum Erreichen von kreislaufgerechtem und kreislauffähigem Gebäudebestand?
Mats Welzbacher, SEG Solingen: „Für Kommunen liegt der Fokus auf den vorhandenen Bestandsgebäuden. Damit verbunden ist die große Herausforderung, diese zu sanieren und auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Serielles Sanieren ermöglicht es zukünftig zügiger die Sanierung der Gebäude abzuschließen. Gepaart mit digitalen Werkzeugen zur Kategorisierung der Gebäude und der Vorfertigung verschiedener Bauelemente ergibt sich ein vielversprechender Prozess für die Weiterentwicklung der Bestandsgebäude über mehrere Nutzungszyklen hinweg.“
Mats Welzbacher, Manager für zirkuläres Wirtschaften bei der Stadtentwicklungsgesellschaft Solingen GmbH & Co. KG., Projektmitarbeiter „bergisch.circular“.
Serielles Sanieren:
Serielles Sanieren ist eine Technik in der thermischen Sanierung, bei der vorgefertigte Module an einer großen Menge von ähnlichen Gebäuden umgesetzt werden. Dafür werden die Fassaden digital erfasst und die Module zur Dämmung, z. B. aus Holz oder Stroh, vorgefertigt und vor Ort eingebaut. So können schnell und ohne große Mieterhöhungen viele Gebäude an die aktuellen Energieeffizienzstandards angepasst werden.
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Lillith Kreiß
Projektmanagerin UmBauLabor [seit 30.5.24 vorübergehend nicht im Dienst]
T 0209 402 441-22
Santana Gumowski
Projektmanagerin UmBauLabor
T 0209 402 441-27
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