Vom 6. bis 8. Mai fand die 19. re:publica in Berlin statt. Das jährlich stattfindende Wohnzimmertreffen der „digitalen Gesellschaft“ stand dieses Jahr unter dem Motto tl;dr, Internetkürzel für „too long, didn’t read“ und widmete sich dem Langtext, den Fußnoten, der ausführlichen Behandlung. Interesse weckte der Track „Meine Stadt – Deine Stadt – keine Stadt“, der im Fokus hatte, die Auswirkungen von Digitalisierung auf Stadt und Land zu beleuchten.
Die re:publica lud mit der Messe Media Convention Berlin ein in die ‚Station‘ am Gleisdreieck, der denkmalgeschützte, ehemalige Dresdner Bahnhof mit vielen unterschiedlichen Räumen, Ebenen und Freiflächen, angeordnet um einen mit Büdchen bestückten Innenhof. Eine kleine Stadt für sich und auf den ersten Blick, ja, auch Abbild dieser digitalen Gesellschaft im Kleinen mit Co-Working Spaces, temporären Arbeitslandschaften aus Bäckerkisten, schön interimistisch mit Dreifachsteckdosen verkabelt. Öffentliche Räume einer digitalen Community zum Nutzen und mitmachen. Eine erwartungsgemäß tolle App leitete durch die Veranstaltung, mit ihr konnte man den eigenen Konferenztag thematisch zusammenstellen und aufgezeichnete Veranstaltungen nachhören.
Unter dem thematischen Schwerpunkt „Meine Stadt – Deine Stadt – keine Stadt“, waren die Auswirkungen einer veränderten Mobilität und der Digitalisierung gefasst. So reichten die teilweise selbst eingereichten Talks und Workshops von der Frage „Wohin mit Tankstellen, wenn das Auto ausgestorben ist?“ über die Vorstellung des Projekts „Radbahn Berlin“ bis hin zur Frage, wie Digital Natives das Leben in Brandenburgs ländlichen Räumen durch ihre Anwesenheit und Arbeit vor Ort beeinflussen und ändern.
Insgesamt wurden fachlich-thematisch nur Schlaglichter auf das große Thema Stadtentwicklung und Digitalisierung geworfen. Die angebotenen Veranstaltungen konzentrierten sich vor allem auf Mobilität, Ländliche Räume und die Vorstellung von interessanten Einzelthemen, z. B. der veränderten Rolle von Amazon als Städtebauer in den USA.
Die re:publica vertieft als Format jedoch viele Themen, die auf den zweiten Blick für die Entwicklung der Stadt bedeutsam sind. Lose Enden wie allein z. B. die Bedeutung der New Work für die Gesellschaft und die daraus entstehenden neuen Anforderungen an Arbeits- und Lebensräume wurden sehr gut beleuchtet und können räumlich weitergedacht werden.
Insofern bietet die re:publica für Planerinnen und Planer viele Möglichkeiten, eigene Fragenstellungen an der Schnittstelle zur digitalen Gesellschaft zu unterfüttern - und auch selbst zu thematisieren. Ein Drittel des Format speist sich aus Einreichungen, die über einen Call im Herbst ausgewählt werden. Insofern eine echte Chance, die eigene Filterblase zu verlassen oder thematisch einfach dort anzuknüpfen, wo die re:publica heute (noch) endet.
Unsere analoge Stadt bleibt ein Abbild – auch der digitalen – Gesellschaft. Die verbindende Frage bleibt: „Wie wollen wir zusammen leben?“
Viele der Beiträge wurden aufgezeichnet und können angeschaut werden unter www.19.re-publica.com/de.
Panel „Stadt, Land…“
Panel „Raus aus der Blase? Wie die Verkehrswende von unten wirkmächtig werden kann.“
Workshop „Wie Menschen mit Geschichten die Welt verändern (wollen)"