Ich kann nur begrüßen, dass sich Baukultur NRW mit dem Kongress „Building Bildung“ für eine dringend benötigte Auseinandersetzung mit gebauter Umwelt und den vielen Fragen einer baukulturellen Vermittlung einsetzt.
Es ist absolut erforderlich, das Bewusstsein für Baukultur als gesellschaftliche Auseinandersetzung in unserem Land zu stärken. Dies gilt sowohl für die Erwartungen an Architektur im Klimawandel als auch an den Städtebau, also den Raum, in dem wir uns täglich bewegen und der vielfach so unwirtlich und kalt erscheint. Er spricht nicht mehr unsere Sinne an. Es fällt schwer sich wohlzufühlen. Natürlich sind hier Stadtplaner, Architekten, die Kommunalvertretungen und Bauherren gefragt.
Es sollte aber auch Angebote zur Beteiligung und Auseinandersetzung für die Zivilgesellschaft an Stadtgestaltungsprozessen geben, um längst veraltete Konzepte wie die autogerechte Stadt neu und lebensnäher zu erfinden!
Grundstein für Baukultur in der Schule legen
Um diesen Prozess in einen Dialog aller überführen zu können, bedarf es einer Heranführung an baukulturelle Themen bereits in der Schule. Themenfelder, die sich z. B. mit den Fragen auseinandersetzen: Was macht unsere Räume aus, was sollte sie ausmachen? Welche Räume sind nachhaltig gedacht? Wie wichtig ist Ressourcenschonung im Bau für unsere Umwelt? Es sind Themen, die eine gesellschaftliche Dimension spiegeln. Themen, die uns alle immer stärker betreffen werden und dringend eine Vermittlung benötigen, die uns alle auf den Stand bringt, sich an den Aufgaben zur Gestaltung unserer Umwelt beteiligen zu können.
Woran kann sich das Auge erfreuen, wo sind Zonen der Ruhe? Was entspricht einer Zusammenführung von Natur und Planung in unseren Städten?
Auch die Kunst ist für unser Leben von großer Bedeutung. Sie bereichert uns, sie gibt uns Orientierung, sie ist Lebenselixier für die Demokratie – gerade jetzt in diesen Zeiten des Umbruchs. Wir müssen auch bei jungen Menschen, in den Schulen dafür werben, dass die Kunst die kreativen Kräfte der Menschen weckt und fördert und sie nicht nur wissen müssen, wie das Internet oder die Wirtschaft funktioniert. Neben der Kunst sollte auch die Baukultur Teil einer allgemeinen kulturellen Bildung sein und baukulturelle Themen Teil der schulischen Ausbildung werden.
Ich wünsche, dass die Forderungen nach einer neuen Baukultur-Vermittlung mit weiterem Leben erfüllt werden. Wir, der Kulturrat in NRW, werden Baukultur NRW dabei unterstützen. Ich wünsche eine erfolgreiche Tagung.
Gerhart Baum, Bundesminister a. D. und Vorstandsvorsitzender des Landeskulturrats NRW