Am Hauptbahnhof in Bottrop wachsen rund 4800 Pflanzen an der Wand eines Parkhauses. Das Projekt wertet den Stadtraum mikroklimatisch auf und bietet einen wichtigen Lebensraum für Insekten.
Der Vorplatz des Bottroper Hauptbahnhofs war lange Zeit wenig einladend: geschlossenes Pflaster, graue Gebäude, wenig Bäume. Seit Mai 2022 gibt es genau an dieser Stelle einen neuen Blickfang. An der circa 80 Quadratmeter großen Westfassade des Parkhauses am Hauptbahnhof wachsen circa 4800 Pflanzen. Damit hat sie sich zu einem grünen Hingucker direkt am wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der Stadt gewandelt. Das Projekt wirkt sich gleich dreifach positiv auf seine Umgebung aus – es verbessert das Mikroklima, leistet einen positiven Beitrag zur Biodiversität und wertet den Stadtraum optisch deutlich auf.
Abkühlung eines besonders warmen Stadtraums
Asphalt und Beton speichern Wärme. Gerade an warmen Sommertagen, ist dies deutlich zu spüren. Während es in ländlichen Bereichen noch angenehm kühl ist, kann es in dicht bebauten Innenstadtgebieten schnell bis zu zehn Grad Celsius wärmer sein. Der Grund hierfür ist simpel: Über die Blätter der Bäume und Pflanzen verdunstet Wasser, das wiederum die Umgebung wahrnehmbar abkühlt. Fehlt diese Vegetation, kann kein kühlendes Wasser verdunsten, es entstehen urbane Hitzeinseln. Ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind weitreichend: Vor allem vulnerable Gruppen wie zum Beispiel ältere Personen leiden an Hitzestress sowie Erschöpfung, und auch bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen können sich verschlimmern.
Solche Hitzeinseln gibt es auch in Bottrop. Der Standort rund um den Hauptbahnhof gehört zu den am stärksten versiegelten Bereichen im Stadtgebiet und erhitzt sich im Sommer übermäßig stark. Die begrünte Parkhausfassade soll das Mikroklima an diesem Standort verbessern. Die Pflanzen kühlen den Stadtraum ab, binden Feinstaub, versorgen die Umgebung mit Frischluft und mindern den Lärm der anliegenden Bahnstrecke.
Vielfältige und hitzeresistente Pflanzen
Die Herausforderung dabei: Besonders in urbanen Räumen sind die Folgen des Klimawandels stark zu spüren, es wird dort immer wärmer und trockener. Die Stadtpflanzen der Zukunft müssen also an das veränderte Klima angepasst sein. In Bottrop hat daher eine Fachfirma Pflanzen ausgewählt, die Sonne vertragen und auch heiße Sommer überstehen können. Dadurch ergibt sich eine vielfältige Mischung aus in Europa heimischen Pflanzen und Exoten: An der Fassade finden sich blühende Stauden und buntlaubige Bodendecker ebenso wie Rank- und Gebirgspflanzen. Das Blühbild des größten Fassadenprojekts in Bottrop verändert sich im Laufe des Jahres fortlaufend. Es bietet somit ganzjährig Nahrung für Vögel und Insekten.
Auch die Bevölkerung profitiert von der neuen Fassade. Die grüne Wand wirkt identitätsstiftend und verschönert den sonst vor allem als Durchgangsraum genutzten Bahnhofsvorplatz. Durchreisende bekommen zudem einen positiven Eindruck der Stadt vermittelt, denn die Fassade ist auch aus dem Zug gut sichtbar.
Geteilte Finanzierung
Die Fassadenbegrünung ist die erste Maßnahme aus dem integrierten Klimaanpassungskonzept der Stadt Bottrop, das im Jahr 2021 in Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft erarbeitet wurde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 130.000 €, die zu 80 Prozent durch das Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Projekts „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ finanziert wurde. Auch die Emschergenossenschaft beteiligte sich mit 20 Prozent an der Begrünungsmaßnahme.
Die Stadt Bottrop übernimmt in den ersten vier Jahren die Kosten für die Pflege. Hierfür wird ein pflegeleichtes „Living Wall-System“ verwendet. Bei diesem System werden vorkultivierte Pflanzen in Modulen eingesetzt, die an einer Unterkonstruktion befestigt sind. Hierdurch passen circa 60 Pflanzen auf einen Quadratmeter Wandfläche. Über besondere Schläuche und Leitungen werden diese automatisch mit Wasser und Dünger versorgt. Damit die Pflanzen lange grün und gesund bleiben, gibt es zudem spezielle Sensoren, die Informationen über den Zustand der Pflanzen an eine Fachfirma weitergeben.
Die Stadt Bottrop sieht die Fassadenbegrünung am Hauptbahnhof als gelungene Auftaktmaßnahme und möchte in Zukunft ähnliche Projekte wie Flächenentsiegelungen oder Dachbegrünungen umsetzen.
Das Projekt Ort: Bottrop; Am Hauptbahnhof 1, 46242 Bottrop Auftraggeber: Stadt Bottrop, Emschergenossenschaft Realisierung: Mai 2022 Fläche: ca. 80 Quadratmeter
2023 hat sich bei Baukultur NRW das Grün breitgemacht: mit dem Podcast „Grüne Städte und Regionen“ und der Best-Practice-Sammlung von Projekten aus NRW. Auch 2024 werden die Formate fortgeführt.
Das innovative Wohnbauprojekt „Küppersbusch“ veranschaulicht, wie nachhaltiges Bauen mit Regenwasser funktionieren kann – und wie es sich bewährt. Damit zeigt sich: Der Blick in die Vergangenheit inspiriert.
Verweilen, spielen, lernen oder spazieren – in Lüdinghausen ist ein Naherholungsgebiet mit Wiedererkennungswert entstanden. Auch Insekten und Kleintiere profitieren vom neuen Landschaftsraum.
Fenna Tinnefeld
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402441-21
Annika Stremmer
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402 441-28
Diese Website nutzt Cookies, um Ihnen eine gute Erfahrung zu bieten.
Dazu gehören wesentliche Cookies, die für den Betrieb der Website erforderlich sind, sowie andere, die nur für anonyme statistische Zwecke, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website zur Verfügung stehen.
Diese Website nutzt Cookies, um Ihnen eine gute Erfahrung zu bieten.
Dazu gehören wesentliche Cookies, die für den Betrieb der Website erforderlich sind, sowie andere, die nur für anonyme statistische Zwecke, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website zur Verfügung stehen.