Im Interview spricht Martin Sinken, Architekt und Kurator von „380–780 nm. Farbe in Architektur und Stadt“, darüber, wie Farbe bei der Inszenierung und bei der Gestaltung von Ausstellungen eingesetzt wird.
„380–780 nm. Farbe in Architektur und Stadt“ heißt die Ausstellung, die Sie für das Museum der Baukultur NRW kuratiert haben und die bis zum 28. Juni 2024 in Düsseldorf gezeigt wird. Wie farbig muss eine Ausstellung über Farben sein?
Martin Sinken: Wir, also die Gestalterin Nane Weber und ich, haben bei der Entwicklung der Ausstellung länger überlegt, wie wir den Farben der ausgestellten Projekte und Konzepte am besten eine Bühne bereiten. Die Idee war schließlich, keine weiteren Farben hinzuzufügen, sondern ausschließlich die farbigen Inhalte in den Vordergrund zu stellen. Die Ausstellungsarchitektur selbst ist daher fast schwarz, was die darauf präsentierten Farben zum Leuchten bringt.
Wie setzt die Ausstellung Farben für die Inszenierung ein?
Sinken: Auch wenn wir selbst keine Farben für die Ausstellung „erfunden“ haben, die „gefundenen“ Farben der Projekte setzen wir raumprägend ein. Dafür haben wir die Ausstellunghalle in Düsseldorf mit großen, frei im Raum hängenden Farbkreisen gefüllt. Diese Kreise wirken zunächst einfach wahnsinnig attraktiv und dekorativ, dokumentieren aber jeweils auch die farbliche Evolution des ausgestellten Projekts.
Sie arbeiten als Ausstellungsarchitekt, entwerfen Gebäude und Szenografien in Räumen. Welche Rolle spielt Farbe dabei? Hat sich diese im Lauf der Jahre verändert?
Sinken: Besonders im Ausstellungsbereich haben Farben zwei wichtige Funktionen: Zum einen dienen sie häufig und sehr effektiv als Ordnungssystem – sie visualisieren Kategorien und markieren Hervorzuhebendes. Zum anderen bestimmen sie ganz maßgeblich die gestalterische Atmosphäre. Temporäre Gestaltungen wie Ausstellungen waren hier schon immer mutiger und experimentierfreudiger als permanente Architekturen. Schließlich gibt es hier weniger die Gefahr des „Sattsehens“ oder des „Zu-Modisch-Seins“, denn während Architektur langfristig funktionieren muss, darf eine Ausstellung auch einmal auf einen kurzfristigen Effekt setzen. Zumindest für die vergangenen zehn bis 15 Jahre kann ich auch nicht feststellen, dass hier eine Veränderung stattgefunden hätte, anders als vielleicht im Bereich Architektur.
Die Ausstellung thematisiert neben Wahrnehmungsphänomen und kulturellen Einflüssen die baukulturellen Herausforderungen durch den Klimawandel. Damit stellt sich die Frage, welche Rolle Farben und Oberflächen künftig beim klimagerechten Bauen und Gestalten spielen können: Wie geht die bauliche Umsetzung der Ausstellung damit um?
Sinken: Beim künftigen klimagerechten Bauen wird es unter anderem darum gehen, nicht den Sondermüll von morgen zu erzeugen, sondern bei der Wahl der Materialien und Oberflächen Alterung und Verwitterung als positive Prozesse zu betrachten und die Weiter- und Wiederverwendung der eingesetzten Ressourcen von vornherein mitzudenken. Übersetzt auf die Ausstellung bedeutet dies, dass wir bei der Wahl der Materialien die jeweils ökologisch sinnvollsten Lösungen gesucht haben. Wo immer möglich, setzen wir lösbare Schraubverbindungen statt Verklebungen ein. Dadurch wird es möglich, die Ausstellungselemente in neuen Konstellationen weiterzuverwenden, nämlich im Rahmen von Re- und Upcycling-Projekten der Peter Behrens School of Arts.
Welche Fassade gefällt, welche nicht? Baukultur NRW sucht Fotos von farbigen Fassaden. Zur Ausstellung 380-780nm. Farbe in Architektur und Stadt“ ist nun die Foto-Plattform lokalkolor.de online. Machen Sie mit und sitmmen sie ab.
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