Die künstlich angelegten Entwässerungsgräben sollen das anfallende Niederschlagswasser möglichst schnell wieder aus dem Waldgebiet herausbringen.
Die künstlich angelegten Entwässerungsgräben sollen das anfallende Niederschlagswasser möglichst schnell wieder aus dem Waldgebiet herausbringen. Foto: Jennifer Weber, Kreis Soest.

Schwammwald-Initiative in Arnsberg

Trockenheit und Borkenkäfer machen den Wäldern in Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Die Schwammwald-Initiative in Arnsberg hat sich zum Ziel gesetzt, die Wälder resilienter zu gestalten.

Die Schwammstadt ist in aller Munde: Aber haben Sie schon einmal etwas von einem Schwammwald gehört? Die Idee dahinter ist einfach: Wie ein Schwamm nehmen Waldgebiete an regenreichen Tagen möglichst viel Wasser auf und  halten es zurück. So werden Bäume und Pflanzen auch in längeren Trockenperioden mit Wasser versorgt und am Leben gehalten.

Die Entwässerungsgräben werden neu aufgefüllt: Hierfür rückt auch schweres Gerät an. Foto: Marietta Puhl, Kreis Soest.
Die Entwässerungsgräben werden neu aufgefüllt: Hierfür rückt auch schweres Gerät an. Foto: Marietta Puhl, Kreis Soest.

Seit 2022 hat sich der Kreis Soest in Kooperation mit dem Regionalforstamt Soest-Sauerland, dem Ruhrverband sowie den kommunalen Waldbesitzer*innen diesem Konzept verschrieben und setzt das Projekt „Schwammwald Arnsberger Wald“ um. Mit ca. 480 km² ist der Arnsberger Wald das größte zusammenhängende Waldgebiet in Nordrhein-Westfalen und gehört zu einem der wichtigsten Ökosysteme im Sauerland. Ähnlich wie in den meisten Wäldern geht dort ein Großteil des Wassers verloren und steht somit weder Pflanzen noch Bäumen zur Verfügung.

Wirtschaftlicher Ertrag statt Klimaschutz

Doch warum verlieren unsere Wälder so viel Wasser und wie lassen sich diese zu Schwammwäldern weiterentwickeln? Im Arnsberger Wald wurden Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche künstliche Maßnahmen durchgeführt: Drainagen gelegt, Bachläufe begradigt und Entwässerungsgräben ausgehoben. Zu dieser Zeit stand vor allem der wirtschaftliche Ertrag im Fokus. Damit auch Baumarten wie Fichten, die auf besonders feuchten Standorten nicht gut gedeihen, in Monokulturen gepflanzt, geerntet und verkauft werden konnten, wurde der Waldboden künstlich trockengelegt. Das Wasser führte man über Entwässerungsgräben so schnell und effektiv wie möglich in den Möhnesee oder die nahe gelegene Ruhr wieder ab.

Heute wird jedoch zunehmend deutlich, dass eine starke Trockenheit das Ökosystem Wald schädigt und jeder Tropfen Wasser wichtig ist. Die Bäume sind geschwächt und damit deutlich anfälliger für Schädlinge wie zum Beispiel den Borkenkäfer.

Die aktuelle Waldzustandserhebung zeigt, dass nur noch jeder fünfte Baum in deutschen Wäldern gesund ist. Diese Entwicklung ist im Hinblick auf die wertvollen Funktionen unserer Wälder auf unser Ökosystem umso dramatischer: Denn der Wald bietet einen vielfältigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen, spendet Schatten, filtert Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre, produziert Sauerstoff, speichert Wasser und gibt dies wieder ab, wodurch die Temperaturen in der Umgebung sinken.

Das Projekt entfaltet Wirkung: Bereits wenige Wochen später befindet sich wieder mehr Wasser im Waldboden. Foto: Jennifer Weber, Kreis Soest
Das Projekt entfaltet Wirkung: Bereits wenige Wochen später befindet sich wieder mehr Wasser im Waldboden. Foto: Jennifer Weber, Kreis Soest

Einen Schritt zurück: Wiederauffüllen der Entwässerungsgräben

Um das Wasser nun wieder im Waldboden, dem Schwamm, zu speichern, erfolgen ein schrittweiser Rückbau und eine Wiederauffüllung der entwässernden Gräben. Hierzu verwendet die Initiative vorrangig natürliche Materialien, wie zum Beispiel Erde oder im Wald angefallenes Totholz, das zusätzlich mit Lehm verplombt wird, damit das Wasser weiterhin unterirdisch abfließen kann. Zusätzlich kann neuer organischer Boden durch das Anlegen von kleinen Teichen gewonnen werden, die fortan als Lebensraum für Frösche, Molche und Salamander dienen und somit einen weiteren positiven Beitrag zur Biodiversität im Wald leisten.

Der Effekt des Projekts ist bereits wenige Wochen nach dem Rückbau der ersten Entwässerungsgräben sichtbar. Schrittweise setzt eine biologische Umwandlung ein, sodass der Untergrund wieder mehr Niederschlagswasser speichert, dieses an die umliegenden Pflanzen abgibt und sichtbare Biotope für die Tier- und Pflanzenwelt entstehen.

Schwammwald als Vorbild

Da der Rückbau von geschätzten 1.060 km entwässernder Strukturen im gesamten Arnsberger Wald jedoch sehr ambitioniert ist, werden die entwickelten Maßnahmen vorerst in einem ca. fünf Hektar (zum Vergleich: 1 Hektar ist etwas größer als ein Fußballfeld) großen Pilotgebiet am Möhnesee ausgetestet. Denn die Wiederauffüllung eines Quadratmeters allein kostet bereits sechs bis 13 Euro.

Die Pilotphase dient also vor allem dazu, entscheidende Fragen zu klären: Wie viele Entwässerungsgräben gibt es? Wie aufwendig ist der Rückbau eines Grabens? Und wie teuer wird das komplette Projekt? Bis 2025 soll schließlich die Umsetzung auf 21.000 Hektar erfolgen.

Eine ganze Menge: Die Karte veranschaulicht alle entwässernden Strukturen des Arnsberger Walds auf dem Gebiet des Kreis Soest. (c) Kreis Soest
Eine ganze Menge: Die Karte veranschaulicht alle entwässernden Strukturen des Arnsberger Walds auf dem Gebiet des Kreis Soest. (c) Kreis Soest

Die Beteiligten wünschen sich, dass ihr Projekt Nachahmer*innen findet. Mehr als die Hälfte des Waldbestands in Deutschland befindet sich weiterhin in den Händen privater Waldbesitzer*innen. Daher möchten sie ihre Maßnahmen und Erfahrungen auch weiteren Verantwortlichen zur Verfügung stellen. Und das scheint zu funktionieren, denn auch in Marl entsteht mittlerweile ein neuer Schwammwald.

Die Beteiligten am Schwammwald-Projekt in Arnsberg sind sich der enormen Bedeutung eines gesunden Walds bewusst: Der Wald ist nicht nur für ein eng begrenztes Ökosystem von Bedeutung, sondern strahlt mit seinen positiven klimatischen Effekten in eine gesamte Region aus. Für effektiven Klimaschutz und Klimaanpassung ist es daher unerlässlich, dass urbaner und ländlicher Raum, Stadt und Region gemeinsam gedacht werden.

 

Das Projekt:

Ort: Arnsberger Wald, Möhnesee/Warstein-Hirschberg (Pilotgebiet)

Fläche: 21.000 ha/ 5 ha (Pilotgebiet)

Zeitraum: ab 2022

Projektpartner und Beteiligte: Kreis Soest, Regionalforstamt Soest-Sauerland, Regionalforstamt Arnsberger Wald, Forstamt Stadt Warstein, Forstamt Gemeinde Bestwig, Ruhrverband, BUND, Wasserverband Obere Lippe, Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, Biologische Station Paderborn-Senne, Naturpark Arnsberger Wald, Untere Naturschutzbehörde Hochsauerlandkreis, Stadt Brilon, Stadt Rüthen, Kreis Paderborn

 

Weiterführende Links:

Ruhrverband unterstützt Schwammwaldinitiative des Kreises Soest

Maßnahmen zur Wiederherstellung des natürlichen Landschaftswasserhaushalts in Einzugsgebieten von Mittelgebirgsbächen

Das Wasser länger im Wald halten: Waldnaturschutzprojekt Januar 2024

Klimaschutz-Projekt in NRW: Das kann ein Schwammwald

Kreis Soest

Ruhrverband

Regionalforstamt Soest-Sauerland

Ihre Kontakte für diesen Bereich

Fenna Tinnefeld

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Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen

T 0209 402441-21
Annika Stremmer

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Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen

T 0209 402 441-28
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