Begrüßten die Teilnehmenden auf dem Kongress „Grün! Blau! Grau!“: Moderatorin Louisa Schmidt (von links), Fenna Tinnefeld und Annika Stremmer von Baukultur NRW.
Begrüßten die Teilnehmenden auf dem Kongress „Grün! Blau! Grau!“: Moderatorin Louisa Schmidt (von links), Fenna Tinnefeld und Annika Stremmer von Baukultur NRW. Foto: Sebastian Becker

Was braucht die Stadtlandschaft?

Im Kontext der aktuellen Herausforderungen durch die Klimakrise braucht die Stadtlandschaft vor allem: Mut und Aktion! Annika Stremmer und Fenna Tinnefeld blicken zurück auf den Kongress „Grün! Blau! Grau!“ von Baukultur NRW in Witten.

Wir müssen ins Handeln kommen! Und zwar am besten schon gestern. Das forderten die Teilnehmenden des Kongresses „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ von Baukultur NRW am 5. Juni 2024 immer wieder deutlich. Verschiedenste Akteur*innen aus Planung, Kommunen, Politik, Forschung und Praxis sind im Saalbau Witten zusammengekommen, um sich über Ideen auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren.

Schon zu Beginn der Veranstaltung sprachen die Gäste und Vortragenden die Herausforderungen und Hürden an, die momentan den Ausbau grün-blauer Infrastrukturen und damit klimaresiliente Städte und Regionen hemmen: Finanzierungsschwierigkeiten aufgrund fehlender Fördermittel – vor allem, was die langjährige Pflege von Grünflächen betrifft. Konkurrierende Interessen und Nutzungsansprüche an knappes Flächenangebot (z. B. Klimaanpassung vs. Verkehr oder Wohnungsbau). Die fehlende Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen aus Politik, Planung und Umsetzung, aber auch rechtliche Rahmenbedingungen, Personalmangel und das Wertebewusstsein in der Bevölkerung.

Impulse für den Wandel

Wissen, Ideen und Impulse, um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind auf jeden Fall da. Die Teilnehmenden haben im Laufe des Kongresses eine ganze Menge davon vorgestellt und diskutiert: Unter anderem regte der Künstler Jan Kamensky an, Utopien für die Transformation unserer Städte zu visualisieren, um einen (Bewusstseins-)Wandel zu erzeugen. Wie solche Utopien aussehen könnten, veranschaulichte er in einer Video-Animation. In einer anderen Session präsentierten Chiara Iodice und Ann-Kristin Steines vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund, wie die vielfältigen Leistungen der Ökosysteme sichtbar gemacht und mittels neuer Tools in die kommunale Planung integriert werden können.

Wie steht es um die grün-blaue Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen? Dies und mehr diskutierten Fachleute und Interessierte auf dem Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ am 5. Juni in Witten. Foto: Sebastian Becker
Wie steht es um die grün-blaue Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen? Dies und mehr diskutierten Fachleute und Interessierte auf dem Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ am 5. Juni in Witten. Foto: Sebastian Becker
Ben Pohl vom Schweizer Büro Denkstatt sàrl lenkte bei dem Kongress den Blick auf die lernende Planung als neuen Masterplan. Foto: Sebastian Becker
Ben Pohl vom Schweizer Büro Denkstatt sàrl lenkte bei dem Kongress den Blick auf die lernende Planung als neuen Masterplan. Foto: Sebastian Becker
Perspektiven auf grün-blaue Infrastrukturen: der Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ von Baukultur NRW. Foto: Sebastian Becker
Perspektiven auf grün-blaue Infrastrukturen: der Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ von Baukultur NRW. Foto: Sebastian Becker
Diskussion, Austausch und Vernetzung – der Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ im Saalbau Witten. Foto: Sebastian Becker
Diskussion, Austausch und Vernetzung – der Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ im Saalbau Witten. Foto: Sebastian Becker
Startpunkt für den Spaziergang durch das Wiesenviertel in Witten. Foto: Sebastian Becker
Startpunkt für den Spaziergang durch das Wiesenviertel in Witten. Foto: Sebastian Becker
Auf dem Podium (von links) Moderatorin Louisa Schmidt, Stefan Rommelfanger, Stadtbaurat Witten, Prof. Katja Benfer, Institut für Landschaftsarchitektur, Universität Hannover, Prof. Dr. Tillmann Buttschardt, Institut für Landschaftsökologie, Universität Münster, Horst Fischer, Geschäftsführung IGA Metropole Ruhr 2027, und Peter Köddermann, Geschäftsführung Programm Baukultur NRW. Foto: Sebastian Becker
Auf dem Podium (von links) Moderatorin Louisa Schmidt, Stefan Rommelfanger, Stadtbaurat Witten, Prof. Katja Benfer, Institut für Landschaftsarchitektur, Universität Hannover, Prof. Dr. Tillmann Buttschardt, Institut für Landschaftsökologie, Universität Münster, Horst Fischer, Geschäftsführung IGA Metropole Ruhr 2027, und Peter Köddermann, Geschäftsführung Programm Baukultur NRW. Foto: Sebastian Becker
Spaziergang durch das Wiesenviertel im Witten. Foto: Sebastian Becker
Spaziergang durch das Wiesenviertel im Witten. Foto: Sebastian Becker
Joscha Denzel, Placemaking und künstlerische Entwicklung, Kulturforum Witten/Vorsitzender Wiesenviertel e. V., führte die Teilnehmenden des Kongresses durch das Wiesenviertel. Foto: Sebastian Becker
Joscha Denzel, Placemaking und künstlerische Entwicklung, Kulturforum Witten/Vorsitzender Wiesenviertel e. V., führte die Teilnehmenden des Kongresses durch das Wiesenviertel. Foto: Sebastian Becker

Professor Dr. Tillmann Buttschardt vom Institut für Landschaftsökologie an der Universität Münster plädierte für eine Verkehrswende. Nur so ließe sich mehr Raum für grüne und blaue Elemente schaffen und gleichzeitig klimafreundliche Mobilität wie Rad, Fuß und ÖPNV ermöglichen. Kostengünstigste und möglichst einfach umzusetzende Schwammstadtprojekte für versiegelte Flächen stellte Ben Pohl vom Schweizer Büro „Denkstatt sàrl“ vor. Dabei betonte er, wie wichtig es ist, die Menschen vor Ort einzubeziehen, zum Beispiel auch im Sinne einer sogenannten Public-Civic-Climate-Partnership, bei der die Bevölkerung Verantwortung für die langfristige Grünpflege übernimmt.

Neue Kooperationen zwischen Stadt und Initiativen werden auch in Witten erprobt. Dies konnten die Teilnehmenden in der Mittagspause bei geführten Spaziergängen durch das Wiesenviertel erleben.

Professorin Dr. Heike Köckler von der Hochschule für Gesundheit in Bochum stellte die soziale Relevanz von zugänglicher grün-blauer Infrastruktur für alle vor: Studien zeigen erhebliche Unterschiede bezüglich Gesundheit und Lebenserwartung von bis zu acht Jahren auf, die auf umweltbezogene Ungerechtigkeit (z.B. Zugang zu Grün, Aufnahme von schädlichen Emissionen) zurückzuführen sind.

Die Umweltpsychologin Dr. Isabella Uhl-Hädicke von der Universität Salzburg unterstrich mit ihrem Vortrag deutlich, welche großen Effekte (positive wie negative) Vorbilder und das soziale Umfeld auf die Handlungen von Einzelnen haben. Ein Grund mehr, gelungene Projekte und Prozesse zu zeigen und sich darüber auszutauschen. Auch dazu hat der Kongress ermutigt. Er hat aber auch gezeigt, dass in NRW bereits viele Menschen täglich für einen Wandel arbeiten und sich für zukünftige lebenswerte Ort einsetzen.

Und jetzt? 

Zu der abschließenden Frage „Wie kommen wir zu grün-blauen Stadtlandschaften?“ nannten die Teilnehmenden eine Vielzahl von Antworten: Die Stadtlandschaft braucht vor allem ein soziales Handeln, mehr Entschlossenheit und neue Kooperationen. Worin sich alle einig sind: Es ist wichtig, mutig zu sein, neue Herangehensweisen zu wagen; mutig zu sein, Positionen und die Dringlichkeit dieses Themas zu betonen, mutig zu sein, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen und mutig zu sein, auch mal Fehler machen zu dürfen – Planungsprozesse eben als Lernprozesse zu verstehen.
Dabei sollten alle – in der Kommune, der Politik, dem Planungsbüro, der Institution, der Initiative oder der Hochschule – gemeinsam handeln. Denn ohne eine angemessene Anpassung an fortschreitende Klimaveränderungen und einen grundlegenden Wandel unserer (Planungs- und Handlungs-) Gewohnheiten werden unsere Städte und Regionen in Zukunft nicht besonders lebenswert sein.

„Stadt ist das Versprechen auf das Mögliche“, sagte Ben Pohl als abschließende Worte seines Vortrags. Motivierende Worte, die daran erinnern, dass wir mit klimaresilienten Städten eine lebenswerte Zukunft erst möglich machen können – und müssen.

Abschließende Umfrageergebnisse der Teilnehmenden auf die Frage: „Welche Schritte müssen es jetzt sein auf dem Weg zu grün-blauen Stadtlandschaften?“ Baukultur NRW/ Mentimeter
Abschließende Umfrageergebnisse der Teilnehmenden auf die Frage: „Welche Schritte müssen es jetzt sein auf dem Weg zu grün-blauen Stadtlandschaften?“ Baukultur NRW/ Mentimeter

Das Projekt „Grüne Städte und Regionen“ von Baukultur NRW wird das Thema klimaresiliente Orte in NRW auch zukünftig weiter unterstützen. Bereits jetzt gibt es einen Podcast sowie eine Best-Practice-Sammlung von Projekten in NRW, die Klimaresilienz bereits erfolgreich mitdenken und umsetzen sowie verschiedene Perspektiven auf den Wandel hin zu grünen Städten und Regionen erfahrbar machen.

In Zukunft entwickelt Baukultur NRW weitere Formate, um die Bedeutung des Themas zu kommunizieren, in Austausch mit Akteur*innen zu treten. Insbesonders wird es um baukulturelle Erwartungen, Anforderungen und Lösungsmöglichkeiten gehen. Dabei gilt es, speziell Planungsprozesse kritisch zu hinterfragen und zu diskutieren. Denn die Gestaltung unserer gebauten Umwelt ist für uns eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir gemeinsam angehen müssen.

Ihre Kontakte für diesen Bereich

Fenna Tinnefeld

Fenna Tinnefeld
Projektmanagerin Grüne Städte und Regionen

T 0209 402441-21
Annika Stremmer

Annika Stremmer
Projektmanagerin Grüne Städte und Regionen

T 0209 402 441-28
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