Wie beeinflusst das städtische Leben unsere Gesundheit?
Die starken Luft- und Wasserverschmutzungen der Industrie sind in unseren Städten zwar zurückgegangen, doch das städtische Leben hat weiterhin erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit – oft mehr, als uns bewusst ist.
Die Städte in Deutschland wachsen seit Jahren und bieten ihren Bewohner*innen zahlreiche Möglichkeiten: vielfältige Arbeitsplätze, kurze Wege zwischen Wohnort und Supermarkt sowie abwechslungsreiche kulturelle und soziale Angebote. Doch das städtische Leben kann auch stressig sein: Lärm und schlechte Luft entlang der großen Verkehrsachsen sowie Gedränge in überfüllten Bussen oder U-Bahnen sind alltägliche Belastungen. Doch welche Folgen hat das Leben in der Stadt für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden?
Gesundheit ist mehr als eine gute Ernährung
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich in der Stadthygiene bereits viel getan hat. Rauchende Schornsteine und verseuchte Gewässer, wie es sie im Ruhrgebiet im vergangenen Jahrhundert noch an vielen Stellen gab, existieren heute nicht mehr. Dennoch birgt das moderne Stadtleben zahlreiche Risiken für die menschliche Gesundheit.
Die Gesundheit ist vielschichtig und komplex: Zwar wirken sich gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung positiv auf unser Wohlbefinden aus, doch auch zahlreiche andere Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Dazu zählen zum Beispiel individuelle Faktoren, wie das Alter, Geschlecht oder die Erbanlagen, die einen wesentlichen, aber nicht-beeinflussbaren Teil darstellen. Auch ökonomische oder kulturelle Umstände, wie die allgemeine wirtschaftliche Lage oder die Einbindung in das soziale Umfeld wirken sich maßgeblich darauf aus, wie gesund wir uns fühlen. Ein vielfach vernachlässigter Bereich ist unsere Umgebung, in der wir leben, arbeiten und unsere Freizeit verbringen. Schlechte Luftqualität, hohe Lärmbelastung und ein eingeschränkter Zugang zu Grün- und Erholungsflächen erhöhen etwa das Risiko für Stress sowie Atemwegs-, und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Parks als Quelle für Erholung und Bewegung
Eine vorausschauende Stadtplanung kann gesundheitliche Belastungen reduzieren und das Wohlbefinden der Bewohner*innen fördern. Ein zentraler Baustein dabei sind grün-blaue Infrastrukturen wie Parks, Gärten, Flüsse, Bäche oder Bäume. Je näher diese an der eigenen Wohnung liegen, desto besser. Idealerweise liegen sie sogar in Sichtweite, um sich ausgleichend auf das Wohlbefinden der Bewohner*innen auswirken zu können. Parks, Wald- und Grünflächen fördern nicht nur Bewegung, sondern laden auch zum Entspannen ein. Sie nehmen Schadstoffe auf, reinigen die Luft und senken die Temperaturen in der Umgebung. Selbst kleine Maßnahmen wie Flächenentsiegelung, die grüne Umgestaltung von Brachflächen oder die Begrünung des Straßenraums wirken sich positiv auf das Mikroklima und die Gesundheit aus.
Mit dem Fahrrad statt mit dem Auto
Auch der motorisierte Verkehr in der Stadt sollte neu gedacht werden, da Lärm und schlechte Luft vor allem durch Autos, LKW und Motorräder entstehen. Aktive Mobilität wie Fahrradfahren oder Zufußgehen sind dagegen leise, stoßen keine Schadstoffe aus und fördern sowohl das mentale Wohlbefinden als auch die körperliche Gesundheit. Vielen Städten fehlt jedoch noch die passende Infrastruktur. Fahrradwege müssen sicher ausgebaut und Fußwege attraktiv sowie barrierefrei gestaltet werden.
Ebenso wichtig ist ein soziales Umfeld für unsere mentale Gesundheit. Durch die Gestaltung sicherer, sauberer öffentlicher Räume können Orte entstehen, an denen sich die Stadtgesellschaft gerne trifft und austauscht.
Lebenserwartung in ärmeren Vierteln geringer
Bemühungen, gesunde Lebensverhältnisse zu schaffen, sind natürlich in allen Bereichen der Stadt wichtig. In sozial benachteiligten Stadtvierteln ist es jedoch von besonderer Bedeutung, gesundheitsfördernde Maßnahmen gezielt zu bündeln, da hier umweltbezogene Ungerechtigkeiten besonders ausgeprägt sind. Zwischen wohlhabenden und ärmeren Stadtvierteln besteht weiterhin ein deutliches Gesundheitsgefälle. Das führt so weit, dass die Lebenserwartung in sozial benachteiligten Quartieren bis zu sechs Jahre unter dem städtischen Durchschnitt liegt.
Während wohlhabende Stadtviertel häufig von attraktiven Parkanlagen und einer ruhigen Umgebung profitieren, sind weniger privilegierte Gebiete meist großflächig versiegelt und befinden sich in der Nähe von Autobahnen, stark befahrenen Straßen oder Industrieanlagen. Dort sind die Luftverschmutzung und Lärmbelastung höher, während der Zugang zu Grünflächen oft eingeschränkt ist. Das Ergebnis ist ein erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen, Stress und psychische Probleme. Besonders betroffen sind sozial benachteiligte Gruppen, wie Menschen mit Migrationshintergrund, geringem Einkommen oder niedrigerem Bildungsniveau.
Problematisch ist, dass die Entscheidung, in diesen belasteten Wohngebieten zu leben, oft nicht freiwillig geschieht, sondern mit der Wohnstandortwahl der wohlhabenderen Bevölkerung und den hohen Mietpreisen zusammenhängt. Als Gegenentwurf zu diesen umweltbezogenen Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaft, verfolgt das Leitbild der umweltbezogenen Gerechtigkeit das Ziel, Gesundheit gleichermaßen in allen Stadtvierteln und unabhängig von Einkommen, Alter, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht oder Bildungsgrad zu gewährleisten.
Gemeinsames Wissen für gemeinsames Handeln
Die Auseinandersetzung mit Stadtgesundheit und umweltbezogener Gerechtigkeit ist also eine Gemeinschaftsaufgabe, mit der sich unterschiedliche Professionen und Bereiche innerhalb einer Stadtgesellschaft auseinandersetzen müssen. Unter dem Motto „gemeinsames Wissen für gemeinsames Handeln“ vernetzt das „Forum StadtGesundheit Ruhr“, das eng mit der Hochschule für Gesundheit in Bochum verbunden ist, aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft. Es schafft ein offenes Netzwerk, das über Verwaltungsgrenzen, Disziplinen und Institutionen hinweg neues Wissen zur städtischen Gesundheit entwickelt und die gesellschaftliche Akzeptanz fördert. Dabei stehen die Themen Chancengerechtigkeit, Klimaanpassung, Urban Mental Health sowie Daten und Digitalisierung im Fokus.
Im Rahmen der „10. Konferenz Stadt der Zukunft – Gesunde und nachhaltige Metropolen“ des „Forums StadtGesundheit Ruhr“ am 25. und 26. November 2024 auf der Zeche Holland in Bochum-Wattenscheid wird die „Erste Ruhr Charta StadtGesundheit“ vorgestellt. Diese hat zum Ziel, das Ruhrgebiet gemeinsam und stadtübergreifend zu einem gesunden Lebensort für alle zu entwickeln.
Die Themen Gesundheit in der Stadt und ein gerechter Zugang zu Grünflächen sind auch ein zentrales Anliegen von Baukultur NRW. Mit dem Fokusthema „Grüne Städte und Regionen“ setzt sich Baukultur NRW für lebenswerte Städte ein. Insbesondere das Wissen über die gesellschaftliche Bedeutung gerechter und gesunder Städte ist aus baukultureller Perspektive besonders relevant, denn für Baukultur NRW ist städtischer Freiraum für alle da und eine Gemeinschaftsaufgabe. Dementsprechend bringt sich Baukultur NRW fortan aktiv in das „Forum StadtGesundheit“ ein.
Mit relativ wenig Aufwand lassen sich kleine Wälder erschaffen. Tiny Forests haben viele positive Effekte für den Boden und die Umgebung. Fenna Tinnefeld und Sebastian Schlecht haben sich für Baukultur NRW die Wäldchen angesehen.
Baukultur NRW setzt sich mit dem Kongress „Grün! Blau! Grau!“ am 5. Juni 2024 im Saalbau Witten für einen grünen Wandel unserer urbanen Räume in NRW ein. Mit vielen Akteur*innen wird die Bedeutung des Themas aus unterschiedlichen Perspektiven kommuniziert.
Im Kontext der aktuellen Herausforderungen durch die Klimakrise braucht die Stadtlandschaft vor allem: Mut und Aktion! Annika Stremmer und Fenna Tinnefeld blicken zurück auf den Kongress „Grün! Blau! Grau!“ von Baukultur NRW in Witten.
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