Abriss und Neubau von Gebäuden gehen häufig mit der Einschätzung einher, dass sich eine Ertüchtigung, Umnutzung oder Neugestaltung des Bestandes nicht lohnen würde. Wie viel Wert steckt in einem abrissreifen Haus? Welche Werte sind in einem Umbauprozess zu beachten?
Eine Woche beschäftigen sich interdisziplinäre Teams sehr praxisnah mit Fragen der Architektur, Ökonomie, Landschaftsarchitektur und Stadtgestaltung während der ersten Summer School des UmBauLabors von Baukultur NRW von 2. bis 7. September in Gelsenkirchen.
Die Summer School richtet sich an Studierende, Auszubildende sowie Interessierte. In Kleingruppen erarbeiten die Teilnehmer*innen Entwürfe, Konzepte und Interventionen für die Ertüchtigung, Umnutzung oder Neugestaltung unseres Gebäudes, in dem das UmBauLabor eingerichtet ist.
Neben den Arbeitsphasen bieten interessante Vorträge, offene Gesprächsrunden und ein vielfältiges Abendprogramm die Chance, über den eigenen Tellerrand zu blicken, fachübergreifend zusammenzuarbeiten und neue Impulse für eine zukunftsweisende Baukultur zu setzen.
Das Programm lässt sich rechts in der Datenspalte herunterladen.
Aufbau der Summer School
Fünf Gruppen bearbeiten eine Woche lang je ein Thema. Jede Gruppe besteht aus maximal fünf Personen und einer Leitungsperson. Vereinzelt können Expert*innen eingeladen und hinzugezogen werden. Die Gruppen verbringen die Zeit von Montag bis Samstag in Gelsenkirchen-Ückendorf. Übernachtungsangebote werden bei Bedarf und gegen einen finanziellen Beitrag ermöglicht.
Die Umsetzung der jeweiligen Aufgaben erfolgt im Gebäude. Jeder Gruppe wird ein Raum im OG des UmBauLabors zugeordnet. Je Raum können Sitzgelegenheiten und ein Tisch zur Verfügung gestellt werden. Werkzeug und Material finden sich im Hof und in der Werkstatt.
Anmeldung zur der Summer School
Wer an der Summer School teilnehmen möchte, bewirbt sich über das Anmeldeformular weiter unten mit einer kurzen Beschreibung der eigenen Motivation.
Einsendeschluss ist: Montag, 5. August 2024.
Themen der Summer School
- Wert der Baugeschichte: Welche Baugeschichten lassen sich am Gebäude ablesen? Die Gruppe beschäftigt sich auch mit den Wandlungsphasen des Quartiers: Welche Planungsprozesse haben es verändert und welche Wirkungen hatten diese auf das Gebäude? Außerdem werden historische Schichten des Gebäudes anhand von Plänen und Unterlagen untersucht und dokumentiert.
Ziel: Die Gruppe entwirft einen Rundgang durch das Gebäude mit historischen Bezügen und ein Konzept für die zukünftige Funktion des Gebäudes für das Quartier.
- Wert der Ressourcen: Wie viel graue Energie, Ressourcen und Emissionen stecken in dem Gebäude? Entwickelt wird eine Strategie für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement. Dabei werden Bereiche des Gebäudes und Baustoffe identifiziert, die verändert oder ersetzt werden sollen. Entfernte, recycelte oder entsorgte Baustoffe und Ressourcen werden dokumentiert. Die Reduzierung von Emissionen und Abfall sowie die Maximierung der Ressourceneffizienz findet hierbei Berücksichtigung. Als Grundlage dienen das BIM-Modell und die Ökobilanzierung der FH Münster.
Ziel: Die Gruppe erstellt eine Grafik mit der die Strategie leicht verständlich erklärt wird.
- Werte-Indikatoren: Welche Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sind im Bestand zu finden? Wie sieht hier eine ökonomische Berechnung aus? Welche Berechnungsindikatoren aus ökonomischer Perspektive müssen beachtet werden? Wie verläuft eine ökonomische Wertschätzung, wie ist sie strukturiert? Was bedeutet marktfähig und wer sind die Akteure? (Austausch mit Gruppe 2: Wert der Ressourcen).
Ziel: Die Gruppe erstellt eine ökonomische Wertermittlung der Immobilie und entwickelt eine Vermarktungsstrategie.
- Wert der gebauten Gebäudekonstruktion: Was an dem Gebäude ist reparabel, was nicht? Welche Bauteile sind dauerhaft konstruiert, welche sollten ausgetauscht werden? Wie könnte ein umgenutzter Raum aussehen und welche Anforderungen müsste dieser erfüllen?
Ziel: Die Gruppe entwirft ein neues, funktionsfähiges Raumkonzept, indem er es ressourcenschonend und im Sinne der Kreislaufwirtschaft umgestaltet. Dabei soll ein Raum exemplarisch umgebaut werden.
- Wert der Außenflächen: Wie nutze ich Schwammstadt-Prinzipien zur Klimafolgenregulierung und/oder zum Klimaschutz auf der versiegelten Innenhoffläche des UmBauLabors und am bestehenden Gebäude? Wie lassen sich Bepflanzung, Erde und Versickerung im Kontext von Flächenversiegelung und Bestandsbauten einsetzen?
Ziel: Die Gruppe entwirft ein Konzept für eine Umgestaltung.
Die Ergebnisse werden am Tag der Nachbarschaft, 7. September 2024, in Gelsenkirchen-Ückendorf präsentiert.
Impulsvorträge gibt es von:
Prof. Dipl.-Ing. Ute Aufmkolk, TH OWL – Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltplanung
Prof. Dr.-Ing. Eike Musall, Peter Behrens School of Arts
Prof. Achim Pfeiffer, HS Bochum – Bauen im Bestand
Prof. Dr.-Ing. Natascha Schlömer, ISM – International School of Management, Dortmund
Dr.-Ing. Franziska Struck, FH Münster – Kreislauforientiertes Planen und Bauen
Tanja Tenhofen, Stadterneuerungsgesellschaft der Stadt Gelsenkirchen
Open Talks
Während der Summer School finden zwei Open Talks statt. Am Montag, 2. September, um 18.30 Uhr sprechen Rico Stichmann (TU Dortmund), Irja Hönekopp (Stadt Gelsenkirchen), Thorsten Bölting (InWIS Bochum), Christoph Heidenreich (Stadtbaurat Gelsenkirchen) und Kirsten Lipka (Gelsenmylove) über das Thema „Stadt im Wandel“.
Am Mittwoch, 4. September 2024, um 18.30 Uhr geht es bei Mario Heinemann (Handwerkskammer Münster), Achim Pfeiffer (Böll Architekten), Albert Daniels (TH Georg Agricola), Demo Working Group (Architekturbüro Köln) und Baukreisel (Kollektiv für Transformation und Gestaltung) um das Thema „Ressourcenschonendes Bauen im Bestand“.
Die Veranstaltungen sind öffentlich und finden im UmBauLabor statt.
Projekt UmBauLabor
Das UmBauLabor in Gelsenkirchen-Ückendorf ist in einem für die Region typischem Gebäude ansässig, das über die vergangenen Jahrzehnte stark vernachlässigt wurde. Es entspricht in seiner Bauart nicht mehr heutigen Standards. Bis Ende 2026 erprobt und diskutiert Baukultur NRW dort nachhaltiges und kreislaufgerechtes Planen und Bauen, und zwar im Maßstab 1:1.
Das UmBauLabor ist Treffpunkt für die Entwicklung von Umbaukultur: Räume und Materialien werden betrachtet, umgedeutet, um- und rückgebaut oder erweitert. Dabei gilt die Maxime: lieber gebraucht oder aufgewertet als neu. Das Umbauen wird zum erlebbaren Experiment.