Drei Fragen an
Renée Tribble: Ressourcenschutz als Gemeinschaftsprojekt
Wie lässt sich die Zivilgesellschaft vor Ort einbinden und unterstützen, wenn es um Ressourcenschutz geht? Professorin Renée Tribble von der Technischen Universität Dortmund gibt Antworten, wie dies gelingen kann.
Für die Bauwende ist ein neuer Umgang mit dem Gebäudebestand und den verbauten, endlichen Ressourcen erforderlich. Davon unmittelbar betroffen ist die Lebens- und Alltagswelt von Menschen. Daher ist ein wichtiger Baustein des erforderlichen Wandels die Einbindung und Unterstützung der Zivilgesellschaft vor Ort. Wir fragen Professorin Renée Tribble, wie diese grundsätzlich gelingen kann. Sie lehrt an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund und forscht zu Fragen der Partizipation und kooperativen Stadtentwicklung.
1. Die Umsetzung von ressourcenschonendem und kreislaufgerechtem Bauen ist ein regionales bzw. lokales Thema. Gibt es aus Ihrer Sicht grundsätzliche Prinzipien, damit ressourcenschonendes Bauen zum Gemeinschaftsprojekt vor Ort werden kann?
Die oberste Prämisse bei ressourcenschonendem Bauen ist, tatsächlich Ressourcen zu schonen. Das bedeutet, so zu handeln, dass möglichst jegliche Ressource erst gar nicht benutzt wird. Die Idee des Teilens und mehrfach Wiederverwendens findet sich beispielsweise in Sharing-Projekten und vielen Gemeinschaftsprojekten. Ein weiteres wichtiges Prinzip ist es, sich auf gemeinsame Werte zu verständigen. Ein Beispiel hierfür kann die 2000-Watt-Gesellschaft sein, bei der pro Person weltweit nicht mehr als 2000 Watt Dauerleistung an Primärenergie erreicht werden sollen. Die Stadt Zürich hat sich diesem Ziel verpflichtet. Und letztlich geht es auch um Bewusstsein und Bildung. Häufig geben (noch) der Preis und die Verfügbarkeit den Ausschlag. Deshalb ist es wichtig, dass auch Entsorgungskosten sich in den Produktpreisen widerspiegeln.
2. Welche Rahmenbedingungen für Teilhabe und Mitwirkung sind Ihrer Auffassung nach erforderlich?
Die Rahmenbedingungen sollten bewusst unterschiedliche Möglichkeitsräume für unterschiedliche Lebensrealitäten offenhalten. Das bedeutet je nach Ressourcen, Wünschen und Kapazitäten breit zugängliche Mitwirkungsmöglichkeiten zu gestalten, aber auch intensivere bis hin zur Entscheidungsfindung oder Abgabe und Übernahme von Verantwortung. Gerade beim Planen und Bauen sind die Möglichkeiten in den verschiedenen Planungsphasen ganz unterschiedlich. Dies sollte frühzeitig und transparent aber auch fortlaufend kommuniziert werden. Es ergibt Sinn, zu Beginn des Prozesses tatsächlich ein Partizipationskonzept für den gesamten Zeitraum aufzustellen, und insbesondere die Phase 0, in der die Vorbedingungen und der Rahmen für ein Projekt aufgespannt werden, ebenso wie die Phase 10 einzubeziehen, in der es um den Betrieb aber auch die Evaluation, Anpassung und Weiterentwicklung geht.
3. Können Sie Beispiele benennen, bei denen nachhaltige und ressourcenschonende Ansätze in Kooperation mit der Gesellschaft umgesetzt wurden?
Tatsächlich kann man dort, wo durch zivilgesellschaftliche Initiativen der Abriss von Gebäudebestand verhindert und mit neuen Konzepten belebt wurde, gute Beispiele finden: Zum Beispiel die Samtweberei in Krefeld, die KoFabrik in Bochum, Kitev in Oberhausen, Immovilien. Projekte auf Bauteilebene sind etwa das K118 von „baubüro in situ“ in Winterthur oder auch das CRCLR-Haus auf dem Kindl-Areal in Berlin; beide sind Pilot- und Forschungsprojekte. Viele potenzielle Projekte befinden sich jedoch häufig mit der Schwierigkeit konfrontiert, von kommunaler Verwaltung und Politik zunächst überhaupt gehört und dann ernst genommen zu werden. Wenn Initiativen gemeinwohlorientierte Konzepte erarbeiten, sollte kommunale Unterstützung geprüft und realisiert werden, denn so können nachhaltige und ressourcenschonende Ansätze in Kooperation mit der Gesellschaft entstehen. Ein Beispiel hierfür sind die Initiative Zukunftsmusik für die Musikschule in Bochum und verschiedene Areale in Köln.
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