02.08.2024
Zwischen Gebäudeabriss und Kunsterhalt
Das Düsseldorfer Audimax der Maschinenbauschule mit einer Fassade von Günter Fruhtrunk soll abgerissen werden. Unsere Autorin Elisa Horling hat den Vorgang auf kunstundbau.nrw zusammengefasst.
Seit Jahrzehnten wird das Bauen geprägt durch die Begriffe „funktional“, „ökonomisch“, „rentabel“. Dennoch spüren wir, dass gebaute Umwelt mehr sein kann, ja sogar sein sollte. Orte weisen Wesensmerkmale auf, denen wir uns nicht entziehen können. Wir nehmen Gebäude, Räume und Flächen auch emotional wahr.
Ein Beispiel: Eine Bahnunterführung besitzt einen rein funktionalen Auftrag, diese zu durchschreiten kann jedoch viele Gefühle auslösen ohne einen einzigen baulichen Grund. Mit welchen Gefühlen betritt man ein Justizgebäude, ein Ärztehaus, einen Campus oder eine Einkaufsmall?
Kunst-und-Bau-Projekte können mit dem Auftrag, mit der Erscheinung oder mit der Funktion eines Bauwerksspielen. Sie können aufmerksam machen, Wahrnehmung beeinflussen, Situatives spiegeln oder künstlerische Betrachtungen der Architektur gegenüberstellen. Wäre nicht Architektur noch spannender, wenn Kunst und Bau häufiger in ein Zusammenspiel kämen?
Wir stehen heute vor der Frage: Wie lassen sich klimagerechte Architektur und Gestaltungsqualitäten verbinden? Damit sind wir am Anfang einer Diskussion und eines Dialogs zur Architektur. Gleichzeitig bieten wir der Kunst nicht die nötige Unterstützung, den nötigen Raum und die nötige Freiheit, sich mit räumlichen Fragen und Themen auseinanderzusetzen. Dabei sollte uns der Raum, in dem wir leben, von besonderer Bedeutung sein. Kunst und Bau ist immer als ein öffentlicher Diskurs angelegt und sensibilisiert auf vielen Bedeutungsebenen. Somit können Kunst-und-Bau-Objekte und -Prozesse bei der Diskussion zur Neuausrichtung der Architektur einen wichtigen Beitrag leisten.
Man könnte sagen: Kunst und Bau erfährt zu wenig Wertschätzung in NRW. Aber dies wäre zu kurzgefasst. Wahrscheinlich ist es noch nicht einmal eine ökonomische Frage, also, was Kunst und Bau kosten darf, sondern die Entfernung vom Thema und das fehlende Vertrauen vieler Bauherren und Auftraggeber*innen, sich mit Kunst in Verbindung zur Architektur auseinandersetzen.
Vielleicht ist es die Angst, der Kunstprozess störe den Planungs- und Bauprozess. Oder die Kunst störe die Funktionalität im Betrieb. Oder die Hinterfragung der Architektur durch die Kunst störe den erhofften repräsentativen Charakter eines Gebäudes. Sollte dem so sein, wird das Bauen nicht aus einer wertschätzenden, baukulturellen Perspektive gesehen. Genau diese Perspektive brauchen wir aber.
Das Museum der Baukultur NRW zeigt die Ausstellung„Kunst und Bau. Perspektiven aus NRW“ von 30.9. bis 26.10.2022 im Saalbau in Witten.
Auf www.kunstundbau.nrw lassen sich Kunst-und-Bau-Objekte und Informationen ansehen. Darüber hinaus lädt die Web-App per Standortfunktion dazu ein, die Objekte vor Ort zu entdecken und zu besuchen.