Diese Entwicklung betrifft sowohl ländliche als auch städtische Räume. Der Grund dafür wird gerne im 2013 verabschiedeten Nichtraucherschutzgesetz NRW mit seinem Rauchverbot in allen Gaststätten gesucht. Dass diese Vorschrift den Rückgang beeinflusst hat, ist keineswegs von der Hand zu weisen. Viel bedeutsamer für das Kneipensterben sind jedoch der gesellschaftliche Wandel und vor allem ein verändertes Freizeitverhalten. Das Bier zum Feierabend wird heute viel seltener in der Stammkneipe getrunken, sondern viel eher auf der heimischen Couch bei laufendem Fernseher. Wenn die Kneipen als wichtige Orte des Austauschs und der Begegnung wegfallen, ist das ein großer Verlust für Stadtteile und Dörfer.
Im Dorf Pont am Niederrhein haben Ortsansässige deshalb aus der Not eine Tugend gemacht und ehrenamtlich eine Kneipe eröffnet. Das „Lünebörger“ bietet den Stadtteilbewohnern einen Treffpunkt zum Austauschen, Kartenspielen und Biertrinken und kann darüber hinaus mit einer altbewährten Kegelbahn auftrumpfen. Weil Geldverdienen mit einer Schankwirtschaft schwierig sei, stehe der soziale Aspekt im Vordergrund, erklärt Hein Lemmen, ein pensionierter Mathematiklehrer. Der 69-Jährige bewirtschaftet zusammen mit zehn weiteren Ehrenamtlichen seit etwa zwei Jahren die aufgegebene Kneipe, die sie in Eigenleistung renoviert und wiederbelebt haben. Der geringe Umsatz kommt der Vereinskasse zu Gute und wird darüber hinaus in eine Reinigungskraft investiert.
Ein tolles Beispiel, das Schule machen könnte – auch wenn deutlich wird, dass bürgerschaftliches Engagement nicht immer den Verlust von sozialen und privatwirtschaftlichen Infrastrukturen auffangen kann.
Weitere Informationen gibt es unter: www.rp-online.de und eine interessante Übersicht über den Rückgang klassischer Eckkneipen in Nordrhein-Westfalen unter: www.wdr.de