26.02.2024
UmBauLabor: Architektenkammer NRW ist neuer Fachpartner
Das UmBauLabor möchte verschiedene Akteur*innen an einen Tisch bringen und in den Prozess der Bearbeitung einbeziehen. Dazu gehört die Architektenkammer NRW als neuer Fachpartner.
Kommunikation bildet das Fundament jeder erfolgreichen Zusammenarbeit. Sie ermöglicht es, Gedanken und Ideen klar auszudrücken und fördert die Entwicklung innovativer Lösungen, die den Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht werden. Dafür ist es entscheidend, Raum für Dialog zu schaffen, sodass jede Stimme gehört wird und unterschiedliche Perspektiven einfließen.
Der diesjährige „Nachwuchsarchitekt:innentag“ (NAT:24), organisiert von der Architektenkammer NRW in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer und nexture+, bot eine Plattform für diesen Austausch. Die Fachtagung richtete sich an Studierende, Lehrende, Berufseinsteiger*in-nen und Kammervertreter*innen und gab vor allem dem Nachwuchs die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen und Motivation für die Bauwende zu gewinnen.
In der Peter Behrens School of Arts (PBSA) in Düsseldorf versammelten sich Fachleute aus Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, um über das zukünftige Berufsbild zu diskutieren. Die Dekanin Judith Reitz eröffnete die Veranstaltung und schuf ein einladendes Setting, das Studierende der PBSA aktiv mitgestalteten.
Fabian Dahinten stellte den jährlichen Nachwuchsreport von nexture+ vor, der auf einer Umfrage unter Berufseinsteiger* innen, Studierenden und Praktikant*innen in Deutschland basiert. Die Ergebnisse zeigten, dass über 70 % der Befragten den Beruf des Architekten bzw. der Architektin nach wie vor als Traumberuf ansehen, jedoch auch zahlreiche Herausforderungen wie unbezahlte Überstunden, geringe Wertschätzung und fehlende Aufstiegschancen nannten. Viele junge Architekt*innen (61 %) möchten in die Kammer eintreten und aktiv an Diskussionen teilnehmen, sind sich jedoch oft unsicher, ob sie „kammerfähig“ sind. Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW, hob die Bedeutung des Nachwuchses hervor und informierte über die Junior-Mitgliedschaft der Architektenkammer NRW, die eine aktive Teilhabe ermöglicht. Er zeigte sich erfreut, dass bereits 1.000 Juniorarchitekt*innen eingetragen sind. Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, betonte ebenfalls die Wichtigkeit junger Perspektiven und die Stärke einer generationsübergreifenden Gesellschaft.
Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Auswirkungen der Bauwende auf das Berufsbild und wie diese gestaltet werden kann. In Workshops wurden Themen wie Berufseinstieg und Existenzgründung, Stärkung von Netzwerken, der öffentliche Dienst und das Baureferendariat als Berufsfeld, die gemeinsame Gestaltung der Kammerzukunft, Chancengleichheit und Diversität, mentale Gesundheit sowie interdisziplinäres Lehren behandelt. Ein zentraler Aspekt war die Frage, wie klimafreundlicher geplant und gebaut werden kann. Die Bauwende und der Schutz des Bestands waren Schwerpunkte der Veranstaltung. Immer wieder wurde betont, dass die Bauwende nur gemeinsam gelingen kann und der Nachwuchs eine entscheidende Rolle dabei spielt – weshalb das Thema bereits in der Lehre verankert werden muss.
Baukultur NRW beteiligte sich gemeinsam mit Max Kaldenhoff von der Bundesstiftung Baukultur und Architektin Sarah Escher von Duplex Architekten mit zwei Workshops zum Thema „Bauwende umsetzen“. Die Diskussion zeigte, dass die Bauwende nur durch den Austausch von Ideen und das Überwinden von Grenzen gemeinsam gestaltet werden kann.
Max Kaldenhoff präsentierte den aktuellen Baukulturbericht mit wichtigen Zahlen zur Infrastruktur. Er veranschaulichte die Bedeutung verschiedener Infrastrukturprojekte – von Brücken, Straßen und Schienen bis hin zu Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Kulturbauten. Auch die Bedeutung von blau-grünen Infrastrukturen wurde hervorgehoben, da sie entscheidend für eine klimagerechte und gesunde Lebensqualität in Städten sind. Diese Betrachtung verdeutlichte, wie wichtig es ist, Infrastrukturen als integralen Bestandteil einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu sehen.
Baukultur NRW stellte das Projekt UmBauLabor vor – ein Reallabor, das sich intensiv mit der Wertschätzung bestehender Bauten auseinandersetzt. Bis Ende 2026 wird in Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus Forschung, Praxis, Nachbarschaft und Öffentlichkeit an nachhaltigen, ressourcenschonenden Umbauprozessen geforscht und diskutiert. Das über 100 Jahre alte Gebäude fungiert dabei als Plattform für Dialog und Experiment. Baukultur NRW leistet so einen Beitrag zur aktuellen Debatte über den Erhalt von Bestandsgebäuden und unterstützt die Forderung, dass der Erhalt von Gebäuden Vorrang vor Neubauten haben sollte.
Sarah Escher gab Einblicke in ihre Praxis und stellte verschiedene Umbauprojekte vor. Sie beschrieb die Herausforderungen, die Architekt*innen heute überwinden müssen und zeigte gleichzeitig auch Chancen im Umgang mit dem Bestand auf. Sie betonte, dass es wichtig ist, mutig mit den bestehenden Strukturen zu arbeiten, statt vorschnell auf neue Lösungen zu setzen. Ihre Motivation zur Vernetzung und Weiterentwicklung inspirierte und zeigte, wie wertvoll der Austausch in der Architekturszene ist.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Linda Hildebrandt und Prof. Jan Kampfhoff, die im Sommer das Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende“ gründeten. Im Kontext der Ringvorlesung „10 Forderungen für die Bauwende“ der architects4future thematisierten sie die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Architektur- und Stadtplanung, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Ihre Bemühungen, die Stimmen des Nachwuchses ernst zunehmen und die Praxis umzusetzen, sind bemerkenswert. Trotz bestehender Konkurrenz unter Hochschulen gelang es ihnen, zusammenzuarbeiten, ganz nach dem Motto: „Zusammen sind wir stärker“. Solch eine Zusammenarbeit und Unterstützung im Studium ist ermutigend und zeigt, dass es heute möglich ist, was früher vielleicht gefehlt hat.
Es war inspirierend zu sehen, wie junge Absolvent*innen, Professor*innen, Kammermitglieder und Vertreter*innen aus dem öffentlichen Dienst zusammenkamen und sich gegenseitig zuhörten. Solche Veranstaltungen sind dringend erforderlich, um den Dialog zu fördern und den Nachwuchs in den Mittelpunkt zu stellen. Die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenarbeit kann nicht genug betont werden – sie sind der Schlüssel zu einer zukunftsorientierten Architektur, die den Herausforderungen unserer Zeit gerecht wird. Innovation gelingt nur, wenn wir bereit sind, anders zu denken und neue Wege zu gehen. Mehr Plattformen, die mutigen Stimmen Raum geben und den Dialog fördern, sind unerlässlich.
Das Fazit dieser Tagung ist ein Aufruf zur aktiven Teilnahme und Vernetzung. Der Austausch mit dem Nachwuchs verdeutlichte die vielfältigen Zukunftsaussichten für den Berufsstand und wie wichtig es ist, sich zu vernetzten. Die individuellen Stimmen haben einen unschätzbaren Wert und tragen zur Schaffung einer dynamischen und inklusiven Architekturszene bei. Die Herausforderungen der Bauwelt erfordern kreative, soziale und nachhaltige Lösungen und Mut, Neues zu wagen. Gemeinsam können wir die Bauwende gestalten und eine nachhaltige, ressourcenschonende Zukunft schaffen.