In vielen Kommunen tut man sich jedoch schwer damit, wenn es sich um einen Bau aus der Nachkriegszeit handelt. In Gronau erwogen Ratsvertreter sogar, gegen die Eintragung ihres Rathauses in die Denkmalliste zu klagen.
Das Gronauer Rathaus ist eines von vielen öffentlichen Gebäuden in Nordrhein-Westfalen, die in den 1960er und 1970er Jahren in Folge des Bevölkerungswachstums und der Gebietsreform entstanden. Der von Harald Deilmann entworfene und 1976 eröffnete Bau ist typisch für seine Zeit: gewaltige Dimensionen und roher Beton von außen, im Inneren eine flexible, multifunktionale Raumstruktur, ein offenes „Haus der Bürger“ als Sinnbild der Demokratie.
Seit einigen Jahren jedoch gilt das Gebäude als sanierungsbedürftig, ein Neubau war schon beschlossen. Dagegen kämpfte eine Initiative aus Fachleuten und Bürgern, die für ein neues Bewusstsein für das Haus warb und sich für Sanierung und Weiterbau einsetzte. Pünktlich zum 40. Jahrestag der Eröffnung entschied dann auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe Mitte Mai 2016, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen – zum Ärger einiger Ratsmitglieder, die Erhalt und Sanierung aus wirtschaftlichen Gründen für unzumutbar hielten. Da sich allerdings kein Gutachter fand, der die Entscheidung der oberen Denkmalbehörde widerlegen wollte, und einer Klage nur geringe Erfolgschancen eingeräumt wurden, entschied sich der Rat schließlich doch mit 23:15 Stimmen, die Eintragung in die Denkmalliste zu akzeptieren. Statt eines Neubaus soll nun ein Sanierungskonzept in Auftrag gegeben und das Rathaus auch weiterhin als Rathaus genutzt werden.
Mehr zum Rathaus Gronau finden Sie im Beitrag von Stefan Rethfeld auf BauNetz.de.
Die Westfälischen Nachrichten berichtet über die Ratsentscheidung auf: www.wn.de/Muensterland/Kreis-Borken/Gronau.
Um den Umgang mit Gebäuden aus den 1960er und 1970er Jahren geht es auch beim Architectural Tuesday an der TH Köln. Unter der Überschrift „LUST ODER LAST ?“ beziehen Architekten und Architekturhistoriker jeden Dienstag Stellung zum Denkmalwert und zu Fragen des Weiterbauens. Zum Abschluss der Reihe findet am 28. Juni eine Diskussionsrunde mit Martin Bredenbeck vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und mit dem Kölner Diözesanbaumeister Martin Struck statt.
Das gesamte Programm finden Sie unter: atuesday.akoeln.de.