Der rechtliche Rahmen spielt beim Bauen eine wichtige Rolle, besonders für die Veränderung der Branche Richtung Kreislaufwirtschaft. Welcher neuen Regelungen es bedarf, fragen wir Annabelle von Reutern vom Verband für Bauen im Bestand und Frank Jansen vom Verein Deutscher Ingenieure.
Bei der Transformation hin zu einer ressourceneffizienten und zirkulären Immobilienwirtschaft kommen rechtlichen Rahmenbedingungen, Normen und Standards eine wichtige Rolle zu. Hinsichtlich des bauordnungsrechtlichen Rahmens ist festzustellen, dass die bestehenden Bauordnungen auf den Neubau ausgerichtet sind und dadurch Bestandserhalt und Ressourcenschonung häufig erschwert werden. Darüber hinaus bedarf es bei der Verwendung von Sekundärrohstoffen neuer und überarbeiteter technischer Regeln, damit eine zirkuläre Wertschöpfung im Bauen möglich ist.
Um ressourceneffizientes und kreislaufgerechtes Umbauen in der Fläche umzusetzen, brauchen wir andere rechtlichen Regelungen, vielleicht auch neue Normen und Standards. Welche das sind, fragen wir zum einen Annabelle von Reutern, eine der Vorständinnen des Verbands für Bauen im Bestand e.V. (BiB) und Head of Business Development bei Concular. Der Verband BiB hat sich im Februar 2023 in Berlin gegründet. Er möchte Lösungen für den Umwelt- und Klimaschutz in der Baubranche finden und setzt dabei vor allem auf das Umnutzen vorhandener Immobilien.
Zum anderen fragen wir Frank Jansen, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ist Mitherausgeber der „Deutschen Normungsroadmap Circular Economy“, die im Januar 2023 veröffentlicht wurde. Sie enthält Normungsbedarfe für die Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft für sieben Sektoren der deutschen Wirtschaft, unter anderem für das Bauwesen.
Welche rechtlichen Regelungen und Normen braucht es, um ressourceneffizientes und kreislaufgerechtes Umbauen in die Fläche zu bringen?
Annabelle von Reutern: „Wo sollen wir anfangen? Es gibt sowohl auf EU-, als auch auf Bundes- und auf Landesebene zahlreiche Gesetze, die verändert und angepasst werden müssen. Doch bis Gesetze geändert worden sind, ist das 1,5 Grad Ziel leider Geschichte. Wir setzen uns also dafür ein, schneller um die bisherigen Vorgaben drumherum zu planen und aktiv zu werden. Es gibt bereits viele Entscheidungsträger*innen, die mit Praxisbeispielen dafür sorgen, Beweise zu statuieren, die Ausreden schwer machen. Eigenverantwortung, Mut und der Dialog aller am Bau Beteiligten müssen parallel zu rechtlichen Änderungen bestehen. Reden und handeln – das brauchen wir; und nicht: reden, reden, reden und das Handeln in die Zukunft verlagern.“
Frank Jansen: „Bauprojekte sind komplex und haben viele Mitwirkende. Besonders bei Projekten, in denen Ressourceneffizienz und Wiederverwendbarkeit von Materialien im Vordergrund stehen, spielt ein gemeinsames Verständnis der Beteiligten eine große Rolle. Begrifflichkeiten sollten einheitlich verwendet werden. Das Verständnis, was denn das technisch richtige Vorgehen ist, sollte nicht divergieren; nur so sind Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit gegeben. Hierzu braucht es normative Standards (Normen und Richtlinien). Viele entsprechende Standards sind bereits vorhanden. Einige wird es jedoch noch brauchen, um die Herausforderungen der Ressourceneinsparung und Wiederverwendbarkeit zukünftig auch normativ präsenter zu machen, zum Beispiel hinsichtlich der Bewertung des Bestands und eines ressourcenfokussierten Variantenvergleichs. Anpassungen wird es auch beim rechtlich relevanten Thema des Nachweises der Gebrauchstauglichkeit von wiederverwendbaren oder innovativen Baumaterialien geben müssen.“
Mehr zum Thema „UmBauLabor“ finden Sie in unserem Pageflow. Pageflow ist die multimediale Plattform für das „UmBauLabor“. Es veranschaulicht sowie dokumentiert das Projekt und wird fortlaufend aktualisiert.
Bauen im Bestand: Die Studierenden der Hochschule Bochum haben die Bausubstanz des UmBauLabors untersucht und daraus Entwürfe für neue Wohnformen entwickelt. Ihre Ergebnisse sind bis zum 25. April 2024 im UmBauLabor ausgestellt.
Umbauen neu lernen: Baukultur NRW lädt am 14. März zum Auftakt und Dialog ins UmBauLabor in Gelsenkirchen ein. Bis Ende 2026 erprobt und diskutiert Baukultur NRW dort nachhaltiges und kreislaufgerechtes Planen und Bauen.
Lillith Kreiß hat sich für uns auf den Berliner Energietagen getummelt und im Rahmen der Session des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) das Projekt UmBauLabor von Baukultur NRW vorgestellt.
Lillith Kreiß
Projektmanagerin UmBauLabor [seit 30.5.24 vorübergehend nicht im Dienst]
T 0209 402 441-22
Santana Gumowski
Projektmanagerin UmBauLabor
T 0209 402 441-27
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