Foto: Timo Klippstein.

Schritt für Schritt: Studentinnen der TH Köln auf den Spuren von Mies van der Rohe

"Am besten, wir teilen uns auf", schlägt Hanna Bonekämper ihren Kommilitoninnen Aylin Özdemir, Leonie Melz und Yvonne Rosen vor. Die vier Architekturstudentinnen der TH Köln stehen in dicke Jacken und Mäntel gehüllt im HE-Gebäude der ehemaligen Verseidag in Krefeld – heute Mies van der Rohe Business Park.

Haben sich auf die Spuren von Mies van der Rohe begeben (v.l.): die Studentinnen Yvonne Rosen, Aylin Özdemir, Hanna Bonekämper, Leonie Melz von der TH Köln. Foto: Timo Klippstein.
Haben sich auf die Spuren von Mies van der Rohe begeben (v.l.): die Studentinnen Yvonne Rosen, Aylin Özdemir, Hanna Bonekämper, Leonie Melz von der TH Köln. Foto: Timo Klippstein.

„Am besten, wir teilen uns auf“, schlägt Hanna Bonekämper ihren Kommilitoninnen Aylin Özdemir, Leonie Melz und Yvonne Rosen vor. Die vier Architekturstudentinnen der TH Köln stehen in dicke Jacken und Mäntel gehüllt im HE-Gebäude der ehemaligen Verseidag in Krefeld – heute Mies van der Rohe Business Park.

Ihre Augen richten sich auf den Boden. Unterschiedlich deutlich treten die Steine hervor, zum Teil ist der Estrich zu sehen, zum Teil verdecken Staub und Schmutz von den Sanierungsarbeiten den Untergrund. „Man sieht hier die Patina gut, die Zeitschichten“, sagt Hanna Bonekämper.

Von kleinen Details zum großen Ganzen

Die vier machen Baufaufnahmen, genauer gesagt: photogrammetrische Aufnahmen vom Boden, den Fassaden und anderen Details von den Bauten Ludwig Mies van der Rohes. So wie das HE-Gebäude (HE steht für Herrenfutterstoffe), das ebenfalls von Mies van der Rohe stammt. Die Ergebnisse sollen später in einer großen Zeichnung münden, einem Plan, den sie für ihr Studium anfertigen, und der außerdem als Teil der Ausstellung „Mies im Westen“ ab Mitte Mai in Aachen, Krefeld und Essen zu sehen sein wird.

Vermessen den Boden (v.l.): Yvonne Rosen und Leonie Melz im HE-Gebäude des Mies van der Rohe Business Park in Krefeld. Foto: Timo Klippstein.
Vermessen den Boden (v.l.): Yvonne Rosen und Leonie Melz im HE-Gebäude des Mies van der Rohe Business Park in Krefeld. Foto: Timo Klippstein.

Ludwig Mies van der Rohe ist einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, weltbekannt durch Gebäude wie die Neue Nationalgalerie in Berlin oder das Seagram Building in New York. In Krefeld fallen einem schnell die Häuser Esters und Lange ein, die Mies für die Direktoren der Seidenwerke entwarf, sowie Teile der Verseidag.

Die Spuren von Mies van der Rohe

An den Projekten in NRW zeigt sich eindrucksvoll der Weg Ludwig Mies van der Rohes – vom Handwerkslehrling über den Bauhausdirektor bis zum international agierenden Architekten. Die Ausstellungsreihe »Mies im Westen« möchte das bislang wenig beachtete Wirken des Architekten in Aachen, Krefeld und Essen anschaulich machen und seine Spuren der Öffentlichkeit zeigen. Seine Entwürfe und Bauwerke waren so einflussreich, dass viele junge Kollegen sich an seinen Prinzipien orientierten.

Und das ist bis heute so: Architekturstudentinnen und -studenten der TH KölnTH Mittelhessen und der Alanus Hochschule entwickeln die Ausstellungen gemeinsam mit dem M:AI. Sie entwerfen dazu die Ausstellung und bauen die Ausstellungsarchitektur für den Innen- und Außenraum.

Architektur verständlich vermitteln

Ihre Dozenten Professor Daniel Lohmann von der TH Köln und Professor Norbert Hanenberg von der TH Mittelhessen forschen seit mehreren Jahren zu den Arbeiten von Mies van der Rohe. Auf dieser Basis erarbeiten Hanenberg und Lohmann mit ihren Studenten auch die Inhalte für die Ausstellung. Zentral sind dabei die Fragen: Wie lassen sich die Arbeitsergebnisse aufbereiten? Und für wen? Denn die Forschung und das Studium zielen nicht nur auf die Fachwelt. Es geht bei „Mies im Westen“ auch darum, die Informationen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und Architektur verständlich zu vermitteln.

Die Struktur und Patina des Bodens soll in der photogrammetrischen Gesamtaufnahme später zu sehen sein. Foto: Timo Klippstein.
Die Struktur und Patina des Bodens soll in der photogrammetrischen Gesamtaufnahme später zu sehen sein. Foto: Timo Klippstein.

Licht und Schatten

Im HE-Gebäude überlegen sich die jungen Frauen, wo sie anfangen zu fotografieren. „Am interessantesten ist es hier, weil der Boden gut herauskommt“, sagt Leonie Melz. Die Sonne scheint durch die großen Fenster und taucht den Boden in helles Licht. An einigen Stellen zu hell, um zu fotografieren. Zuviel Licht und Schatten, zu viele Abweichungen auf den Fotos werden Probleme bereiten bei der späteren Bildbearbeitung.

Das gilt es zu vermeiden, also wählen die Studentinnen zunächst den hinteren Teil der Halle – ohne Sonnenschein. Yvonne Rosen und Aylin Özdemir prüfen noch kurz die Akkus ihrer Kameras. Dann schreiten Hanna Bonekämper und Yvonne Rosen durch den Raum, Blick und Kamera auf den Boden vor ihnen gerichtet.

Schritt für Schritt, Foto für Foto

Schritt für Schritt, Stück für Stück, ... Foto: Timo Klippstein.
Schritt für Schritt, Stück für Stück, ... Foto: Timo Klippstein.
Foto für Foto ... Foto: Timo Klippstein.
Foto für Foto ... Foto: Timo Klippstein.
Hanna Bonekämper und Yvonne Rosen machen photogrammetrische Aufnahmen ... Foto: Timo Klippstein.
Hanna Bonekämper und Yvonne Rosen machen photogrammetrische Aufnahmen ... Foto: Timo Klippstein.
...in der HE-Halle im Mies van der Rohe Business Park. Foto: Timo Klippstein.
...in der HE-Halle im Mies van der Rohe Business Park. Foto: Timo Klippstein.

Es hat etwas von einer Choreografie, wie die beiden Frauen immer wieder nach links und rechts zur Seite treten. Mal gleichzeitig, mal asynchron. Schritt für Schritt setzen sie ihre Füße seitlich neben ihre Schultern. Ausfallschritt, Foto, Ausfallschritt. An einer Stelle begegnen sie sich sogar im Raum und verharren kurz Schulter an Schulter, den Körper jeweils in die andere Richtung gerichtet. Nach und nach haben sie den Raum mittels einzelner Fotos dokumentiert. Eine Software und ein leistungsstarker Computer setzen später die Fotos zu einem großen Ganzen zusammen.

Währenddessen draußen: Dort messen Aylin Özdemir und Leonie Melz auf dem Gelände des Mies van der Rohe Business Parks das Höhenniveau nach. Treppen, Rampen und Ebenen, die auf Zeichnungen oder auf digitalen Abbildungen nicht zu erkennen sind. Stift, Schreiblock und Maßstab sind hier die Werkzeuge.

Messen, notieren, Informationslücken füllen

Vor dem Uhrenturm gibt es eine Mauer, deren Länge sie überprüfen. Der Wind schluckt die Gespräche der beiden, die Kapuzen tun ihr Übriges, um die Worte zu dämpfen. „Es gibt Zeichnungen vom Gelände, jedoch ist auf denen manches nicht ganz ersichtlich, sodass wir vor Ort Unstimmigkeiten prüfen müssen“, ruft Aylin Özdemir herüber. Sie ist auf dem Weg zum Pförtnerhaus und der Schlichterei, um die fehlenden Daten festzuhalten. Messen, die Größe von Steinen notieren, Fassaden fotografieren. Dabei schaut der ein oder andere Mitarbeiter in den Büros des Business Parks neugierig zu.

Fotogafiert das Pförtnerhaus: Aylin Özdemir. Foto: Timo Klippstein.
Fotogafiert das Pförtnerhaus: Aylin Özdemir. Foto: Timo Klippstein.

An der Schlichterei dokumentiert Aylin Özdemir unter anderem die Größe der Ziegel. Foto: Timo Klippstein.
An der Schlichterei dokumentiert Aylin Özdemir unter anderem die Größe der Ziegel. Foto: Timo Klippstein.

Den Mittag und frühen Nachmittag widmen die vier ihren Aufnahmen und Messungen. Ursprünglich hatten sie geplant, den Boden im Inneren von Haus Lange und Haus Esters photogrammetrisch aufzunehmen. Doch die derzeit andauernden Sanierungsarbeiten in den von Mies van der Rohe entworfenen Villen ließen sie zur Verseidag umschwenken.

Wenngleich das Messen und Dokumentieren der Studentinnen kleinteilig und langwierig erscheinen mag, sind sie dennoch guter Laune. „Es macht viel Spaß, an der Ausstellung mitzuarbeiten“, sagt Hanna Bonekämper. Denn: Eine Architekturausstellung mit zu entwerfen und zu bauen, die Gelegenheit bietet sich nicht in jedem Studium. Und so ist die Spurensuche Teil des normalen Architekturstudiums, aber eben auch ein wichtiger Baustein der Ausstellungsreihe „Mies im Westen“.

Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Mies im Westen

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