Von Schweinehälften bis Autos – das Gebäude des UmBauLabors blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es befindet sich im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf, der sich zu einem Zukunftsquartier entwickeln soll.
Ort des UmBauLabors ist die Bergmannstraße 23 in Gelsenkirchen, ein sanierungsbedürftiges Wohn- und Geschäftshaus, das 1902 als Fleischereibetrieb und Wohnhaus der Familie Nocke errichtet wurde. Die Familie betrieb die Fleischerei über mehrere Generationen bis Anfang der 2000er in der unteren Gewerbeeinheit im Erdgeschoss. Über eine Toreinfahrt gelangt man noch heute in einen Hof, in dem sich ehemals als Werkstatt und Lager genutzte, ein- bis zweigeschossige Anbauten befinden. Die Obergeschosse des Hauphauses sind für sechs Wohneinheiten ausgelegt.
Wie lässt sich Wohn- und Lebensraum erneuern?
Das Gebäude wurde Anfang 2023 durch die Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen (SEG) erworben, als Teil des Pilotprojektes „Problemimmobilien“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Es weist einen hohen Instandhaltungsstau und erhebliche bauliche Mängel auf, weshalb es freigezogen und die bisherige Nutzung untersagt werden musste. Nach Angaben der Eigentümerin ist das Gebäude nicht kosteneffizient haltbar und sollte daher abgerissen werden. Baukultur NRW ist bis Ende 2026 Zwischenmieterin des Objektes und hat sich die Möglichkeit zum Erhalt des Gebäudes zur Aufgabe gemacht.
Vom Fleischereibetrieb zum UmBauLabor
Im UmBauLabor entstehen ein Infopunkt, ein Materiallager, eine kleine Werkstatt und ein Labor als Analyseort des Gebäudes. So nimmt Baukultur NRW das Gebäude unter die Lupe. Ziel ist das Umbauen sowie das Wieder- und Weiternutzen von Materialien und dem Gebäude. Baumaterial und Einrichtung sollen primär aus gebrauchtem oder rezykliertem Material entstehen.
Warum eignet sich das Gebäude als UmBauLabor?
Bauliche Gründe
Raum: Das Erdgeschoss kann als Treffpunkt, Infozentrum und Veranstaltungsort genutzt werden.
Zugänglichkeit: Der Hof ist von der Straße aus barrierefrei erreichbar und ermöglicht so die Sortierung und Lagerung von Material.
Nutzungsflexibilität: Die Struktur des Gebäudes sowie die Größe der einzelnen Einheiten erlauben unterschiedliche Nutzungen wie Analysen, Ausbauten, Ausstellungen, Veranstaltungen, Werkstätten, Lagerungen und vieles mehr.
Soziale Gründe
Ansprechen möchte Baukultur NRW neben der Nachbarschaft auch Entscheidungsträger*innen, das Fachpublikum, und Interessierte. Damit dies gelingt, kann die Gewerbeeinheit künftig als Zentrale – als Veranstaltungsort, Infozentrum und Bearbeitungsraum mit Publikumsverkehr – genutzt werden. Sie bietet Bürger*innen des Viertels einen Anlaufpunkt für die Themen Ressourcen und Kreislaufwirtschaft.
Das Quartier
Das Gebäude liegt im Sanierungsgebiet „Bochumer Straße“. Dieses etwa 29 Hektar große Gebiet befindet sich südlich von Innenstadt und Hauptbahnhof im Stadtteil Ückendorf, indem etwa 21.033 Einwohnerinnen und Einwohner aus 95 Nationen leben (Stand Januar 2024). Die Gebäude sind großteils alte Gründerzeitbauten, die aufgrund ausgebliebener Investitionen selten saniert wurden. Darum fördert die Stadt eine Revitalisierung des Quartiers rund um die Bochumer Straße. Städtebau und Raumplanung werden dabei mit sozialen und ökonomischen Bausteinen zusammengebracht. Geplant ist es, das Gebiet zu einem lebendigen, multikulturellen und kreativen Zukunftsquartier zu entwickeln.
Kreativquartierförderung
Im Quartier sind in den vergangenen Jahren vielfältige Projekte und Ideen in Angriff genommen oder bereits umgesetzt worden, die Kunst, Kultur und ein offenes, soziales Miteinander zum Gegenstand haben. Unmittelbar gegenüber dem Gebäude befinden sich die Heilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße, die als Veranstaltungsort genutzt wird, sowie das Projekt „HeidelbÜrger Wohnkumpane“, das einen ehemaligen Gemeindesaal und Kindergarten aus den 1950er Jahren in Atelier- und Werkräume für Künstler*innen und Kulturschaffende, aber auch in Wohnraum umbaut.
Unweit sind weitere Projekte wie der offene Werkstattraum „Werk und Raum“, Veranstaltungsorte wie das Café „Ütelier“ und das „hier ist nicht da“, Ateliers und Arbeitsräume wie der „c/o Raum für Kooperation“, Expertimentalräume wie „GeOrgel“, die „readymade Buchhandlung und Galerie“, „Haus Reichstein“ und „1Null7 – das Zuhause“. Außerdem gibt es Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche, darunter „MoKi – die mobile Kita“. Neben den räumlich sichtbaren Initiativen gibt es einige Gruppen, die sich als Nachbarschaft zusammentun und diese gestalten wollen. Das UmBauLabor sucht in dieser bunten Mischung an Aktivitäten Anschluss und Synergien, um gemeinsam einen Mehrwert für das Quartier und darüber hinaus zu schaffen.
Bauen im Bestand: Die Studierenden der Hochschule Bochum haben die Bausubstanz des UmBauLabors untersucht und daraus Entwürfe für neue Wohnformen entwickelt. Ihre Ergebnisse sind bis zum 25. April 2024 im UmBauLabor ausgestellt.
Baukultur NRW richtet sich mit seinem UmBauLabor an die interessierte Öffentlichkeit, an die Forschung und Wissenschaft sowie an die praktizierende Fachwelt. Geplant sind verschiedene Formate und Veranstaltungen.
Lillith Kreiß hat sich für uns auf den Berliner Energietagen getummelt und im Rahmen der Session des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) das Projekt UmBauLabor von Baukultur NRW vorgestellt.
Lillith Kreiß
Projektmanagerin UmBauLabor [seit 30.5.24 vorübergehend nicht im Dienst]
T 0209 402 441-22
Santana Gumowski
Projektmanagerin UmBauLabor
T 0209 402 441-27
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