Die Installation auf der linken Seite in der Präsentation von „Keep Cool“: riesige, strahlend bunte, an Querstreben aufgehängte Teppiche, Decken und Tücher bewegen sich langsam vor und zurück durch den Raum.
Die Installation auf der linken Seite in der Präsentation von „Keep Cool“: riesige, strahlend bunte, an Querstreben aufgehängte Teppiche, Decken und Tücher bewegen sich langsam vor und zurück durch den Raum. Foto: Annika Stremmer

Von tanzenden Schatten, unsichtbarem Wasser, kühlenden Textilien

Eine Stippvisite von Annika Stremmer und Fenna Tinnefeld zu interessanten und bemerkenswerten Projekte auf der Architekturbiennale.

Diese Woche endet in Venedig die diesjährige Architekturbiennale. Fenna Tinnefeld und Annika Stremmer waren für Baukultur NRW vor Ort, um für den Podcast „Grüne Städte und Regionen“ mit Kuratorinnen des Deutschen Pavillons über aktuelle Strategien und Maßnahmen der Hitzeanpassung in Städten zu sprechen. Neben diesen Interviews haben sie auch das vielfältige Ausstellungsprogramm der Biennale unter dem diesjährigen Motto „Natural. Artificial. Collective. Intelligens.“ besucht und sich mit aktuellen, internationalen Perspektiven auf Klimaschutz und -anpassung in (Landschafts-)Architektur und Städtebau auseinandergesetzt. In diesem Blogbeitrag schauen sie auf vier besonders einprägsame Projekte zurück.

Offspace: Keep Cool – Workshop for Cool Cities

Das Projekt „Keep Cool – Workshop for Cool Cities“ ist im „Salon Verde – Art & Social Club“, einer Galerie mitten in der Altstadt Venedigs zu finden. Unter der Leitfrage „Wie können wir mit Hitze leben?“ sind in zwei verschiedenen Räumen links und rechts des Eingangs zwei Installationen zur Kühlung städtischer Räume zu sehen.

Die Installation auf der linken Seite: Riesige, strahlend bunte, an Querstreben aufgehängte Teppiche, Decken und Tücher bewegen sich langsam vor und zurück durch den Raum. Dabei sind mehrere dieser Textilien hintereinander gehängt. Diese Installation mit dem Namen „Heat is a Psychological Problem“ der Berliner Künstlerin Antje Schiffers zeigt, dass schon bekannte und seit langer Zeit benutzte Materialien und das Prinzip der Luftfächerung durch Bewegung eine angenehme Kühlung erzeugen. Die traditionellen Textilien stammen aus Mali, Marokko, Anatolien und Usbekistan – Länder, die schon immer mit (urbaner) Hitze umgehen müssen.

Auf der rechten Seite: Aufgefädelte Elemente aus Myzel ziehen sich girlandenartig unter der Decke kreuz und quer durch den Raum. Ihre Schatten tanzen über Wände, Decken und den Boden aus Stein. Mit ihrer Installation „Flight into the Shadow“ erkundet das Team der Universität Stuttgart, der HFT Stuttgart Interior Architecture und dem Deggendorf Institut für Technologie neue Formen ökologischer Intelligenz in der Architektur.

Luftzirkulation und Verschattung – diese beiden simplen und technikarmen Prinzipien wurden schon immer genutzt, um Hitze zu mindern. Viele Gesellschaften überall auf der Welt verwenden sie, um mit Hitze zu leben. In Zeiten der Klimakrise können und sollten wir als sogenannte „Industrienationen” uns auf diese  energieextensiven Grundprinzipien besinnen und von bestehendem Wissen lernen.

Die Installation auf der linken Seite in der Präsentation von „Keep Cool“: riesige, strahlend bunte, an Querstreben aufgehängte Teppiche, Decken und Tücher bewegen sich langsam vor und zurück durch den Raum. Foto: Annika Stremmer
Die Installation auf der linken Seite in der Präsentation von „Keep Cool“: riesige, strahlend bunte, an Querstreben aufgehängte Teppiche, Decken und Tücher bewegen sich langsam vor und zurück durch den Raum. Foto: Annika Stremmer
Mitten in der Altstadt Venedigs: das Projekt „Keep Cool – Workshop for cool Cities“ im „Salon Verde – Art & Social Club“. Foto: Fenna Tinnefeld
Mitten in der Altstadt Venedigs: das Projekt „Keep Cool – Workshop for cool Cities“ im „Salon Verde – Art & Social Club“. Foto: Fenna Tinnefeld
Die Installation auf der linken Seite in der Präsentation von „Keep Cool“: Aufgefädelte Elemente aus Myzel ziehen sich girlandenartig unter der Decke kreuz und quer durch den Raum. Foto: Fenna Tinnefeld
Die Installation auf der linken Seite in der Präsentation von „Keep Cool“: Aufgefädelte Elemente aus Myzel ziehen sich girlandenartig unter der Decke kreuz und quer durch den Raum. Foto: Fenna Tinnefeld

 

Spanischer Pavillon - „Internalities: Architectures for Territorial Equilibrium“

Der spanische Pavillon thematisiert fünf Bereiche, um den Bausektor zu transformieren: Material, Energie, Handwerk, Abfall und Emissionen. Foto: Annika Stremmer
Der spanische Pavillon thematisiert fünf Bereiche, um den Bausektor zu transformieren: Material, Energie, Handwerk, Abfall und Emissionen. Foto: Annika Stremmer
Unter diesem Titel zeigt der spanische Pavillon mehrere Projekte rund um das Thema zirkuläres und nachhaltiges Bauen. Die Bezeichnung „Internalities“ wirbt dafür, die Umweltauswirkungen eines Bauprojekts, wie z.B. Materialabbau, grundsätzlich mit in die Planung der Projekte einzubeziehen – und nicht als Externalitäten außen vor zu lassen. Leitend ist dabei auch das Thema der (Dys-)Balance – veranschaulicht durch das Motiv der Waage – unter diesem Motiv werden verschiedene architektonische Projekte darauf geprüft, in welchem Verhältnis die verwendeten Materialien zu der Landschaft stehen, in die für die Realisierung eingegriffen wurde.

Die Ausstellung gliedert sich durch fünf Kern-Bereiche, die von Bedeutung sind, um den Bausektor nachhaltig zu transformieren: Materialen, Energien, Handwerk, Abfall und Emissionen. Zu jedem dieser Bereiche wird anhand eines regionalen Projekt-Beispiels gezeigt, wie eine neue, nachhaltigere und ressourcenschonende Architektur in Spanien aussehen kann, beispielsweise durch regionale Roh- und Baustoffe. Insgesamt veranschaulicht die Ausstellung des Kuratorenteams Roi Salguiero und Manuel Bouzas, wie Architektur mit Hilfe verschiedener Verfahren, Techniken und Materialien zur Dekarbonisierung des Bausektors beitragen kann und ihn so ökologisch nachhaltiger zu machen.

Veranschaulicht das Thema (Dys-)Balance: der spanische Pavillon mit „Internalities: Architectures for Territorial Equilibrium“. Foto: Annika Stremmer
Veranschaulicht das Thema (Dys-)Balance: der spanische Pavillon mit „Internalities: Architectures for Territorial Equilibrium“. Foto: Annika Stremmer
Die Ausstellung des Kuratorenteams um Roi Salguiero und Manuel Bouzas zeigt, wie Architektur mit Hilfe verschiedener Verfahren, Techniken und Materialien zur Dekarbonisierung des Bausektors beitragen kann. Foto: Annika Stremmer
Die Ausstellung des Kuratorenteams um Roi Salguiero und Manuel Bouzas zeigt, wie Architektur mit Hilfe verschiedener Verfahren, Techniken und Materialien zur Dekarbonisierung des Bausektors beitragen kann. Foto: Annika Stremmer
Foto: Annika Stremmer
Foto: Annika Stremmer

 

Pavillon des Königreichs Bahrain

Der Pavillon des Königreichs Bahrain, kuratiert von Andrea Faraguna, befasst sich unter dem Titel „Heatwave“ mit einem konkreten Ansatz zur Bewältigung extremer Hitze und wurde dafür mit dem Goldenen Löwen der Architekturbiennale 2025 ausgezeichnet. Der Pavillon untersucht das Potenzial passiver Kühl- und Verschattungssysteme, um die Belastung durch Hitze im öffentlichen Raum (besonders auf Baustellen) zu reduzieren und Orte zum Ausruhen zu bieten. Die Ausstellung zeigt dies anhand einer zentralen Stütze, die ein freitragendes Dach trägt, das durch passive Belüftung und Verschattung das Mikroklima darunter regelt und die Luft kühlt. Ein aerodynamisches System, das einen wichtigen baukulturellen Beitrag zu neuartigen Thermalarchitektur leistet und in immer mehr Ländern von Nutzen sein wird. Dieses Beispiel zeigt konkret, wie wir unsere gebaute Umwelt und somit unsere (baukulturellen) Lebens- und Arbeitsräume bewusst an die Folgen der Erderwärmung anpassen können und müssen.

Mit dem Goldenen Löwen der Architekturbiennale 2025 ausgezeichnet: der Pavillon von Bahrain. Foto: Fenna Tinnefeld
Mit dem Goldenen Löwen der Architekturbiennale 2025 ausgezeichnet: der Pavillon von Bahrain. Foto: Fenna Tinnefeld
Der Pavillon aus Bahrain untersucht das Potenzial passiver Kühl- und Verschattungssysteme. Foto: Fenna Tinnefeld
Der Pavillon aus Bahrain untersucht das Potenzial passiver Kühl- und Verschattungssysteme. Foto: Fenna Tinnefeld

 

Auch die Hauptausstellung brachte viele gute Veranschaulichungen hervor. Eine interessante Auseinandersetzung gab es mit dem Element Wasser.

The Architecture of Virtual Water

Das immersive Pavillonprojekt in der Hauptausstellung thematisiert die oft unsichtbare Präsenz des Wassers – in Nahrungsmitteln, Materialien und globalen Versorgungsketten. Diese „virtuellen“ Wasservorkommen erfahren die Besucher*innen durch Klang, Projektionen und räumliche Gestaltung. Das bauliche Konzept zeigt eine filigrane Holzkonstruktion aus rückbaubarem, wiederverwendbarem, wiederverwertetem Filterpapier. Im Inneren erlebt man eine multisensorische Reise, die durch visuell aufbereitete Fakten das Thema Wasser neu reflektieren lässt. Mit dieser Installation wird eine kritische Auseinandersetzung mit Architektur, Umwelt und Ressourcen eröffnet und fordert dazu auf, das unsichtbare Verhältnis von Wasser und gebauter Umwelt bewusst wahrzunehmen.

Eine filigrane Holzkonstruktion aus rückbaubarem, wiederverwendbarem, wiederverwertetem Filterpapier verdeutlicht im Projekt „The Architecture of Virtual Water“ die Bedeutung von Wasser und seine oft unsichtbare Präsenz in Nahrung, Material und Versorgungsketten. Foto: Fenna Tinnefeld
Eine filigrane Holzkonstruktion aus rückbaubarem, wiederverwendbarem, wiederverwertetem Filterpapier verdeutlicht im Projekt „The Architecture of Virtual Water“ die Bedeutung von Wasser und seine oft unsichtbare Präsenz in Nahrung, Material und Versorgungsketten. Foto: Fenna Tinnefeld

 

Ihre Kontakte für diesen Bereich

Annika Stremmer

Annika Stremmer

Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen

T 0209 402 441-28
Fenna Tinnefeld

Fenna Tinnefeld

Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen

T 0209 402441-21
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