Wann ist ein Wald ein Wald? –
der Tiny Forest Herford
Mit relativ wenig Aufwand lassen sich kleine Wälder erschaffen. Tiny Forests haben viele positive Effekte für den Boden und die Umgebung. Fenna Tinnefeld und Sebastian Schlecht haben sich für Baukultur NRW die Wäldchen angesehen.
Wie viele Bäume braucht ein Wald? Dass sogar kleinste Flächen zu Wäldern werden können, zeigen Tiny Forests. Die Mini-Wälder können schon auf der durchschnittlichen Fläche eines Einfamilienhauses gepflanzt werden und spielen in der Gestaltung von Städten und Räumen zunehmend eine Rolle. Sie haben positive Effekte auf das Mikroklima, speichern Wasser und kühlen die Umgebung. Der Fauna wird ein zusätzlicher Lebensraum geboten und die Biotopvernetzung unterstützt. Auch die Menschen profitieren von diesen Wäldchen, indem ihnen die wohltuende Natur nähergebracht wird.
Miyawaki-Methode aus Japan
Eine erprobte Vorgehensweise zur lang anhaltend funktionierenden und pflegeextensiven Pflanzung ist die Miyawaki-Methode. Der japanische Pflanzenökologe und Wissenschaftler Akira Miyawaki hat diese bereits in den 1970/80 Jahren ausprobiert, professionalisiert und einen Weg gefunden, die Mini-Wälder nachhaltig anzulegen. Hierbei ist es wichtig, dass die Tiny Forests in eine Mischung aus Humus und Terra Preta („schwarze Erde“) gepflanzt werden. Zu Beginn benötigen sie über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren leichte Pflege – Unkraut jäten und gießen –, anschließend können die Wälder ohne menschliches Zutun autark leben und wachsen.
Der Verein MIYA e. V. hat nach dem Tod des Pflanzenökologen die Vorgehensweise verinnerlicht, auf vielen Testflächen die idealen Bedingungen und heimischen Arten erprobt. Nun führt der Verein die Miyawaki-Methode in ganz Deutschland weiter.
Auch an der Aufforstung des Tiny Forests am Klinikum Herford war MIYA beteiligt und hat dort mit einer gemeinschaftlichen Pflanzaktion, der Bodenaufbereitung und einer allgemeinen Beratung zur Realisierung beigetragen.
Der Tiny Forest Herford
Die Idee, auf dem Gelände des Klinikums Herford hinter dem Parkhaus auf einer Rasenfläche von 250 Quadratmetern den ersten Tiny Forest NRWs zu pflanzen, kam von Journalistin Corina Lass, Klinikum-Vorstand Peter Hutmacher und Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik Walter Koch während der Corona-Zeit. Ihr Ziel war es, den Patient*innen, ihren Angehörigen und dem Kleinklima etwas Gutes zu tun. Das Konzept sieht zudem eine kleine Aufenthaltsfläche zur Vermittlung von Umweltthemen inmitten des kleinen Mischwaldes vor.
Die Gedanken festigten sich und durch ein Crowdfunding stand die Finanzierung. Somit konnte im Jahr 2022 die gemeinsame Pflanzaktion mit den jungen Patient*innen, ihren Eltern und weiteren Interessierten beginnen. Je Quadratmeter wurden drei bis vier Gehölze bzw. heimische Baumarten wie z. B. Rotbuche, Esche und Berg-Ahorn gepflanzt, um eine möglichst hohe Dichte zu erzeugen. Dies ist auch Teil der methodischen Vorgehensweise – so ringen die Setzlinge um Licht und das Wachstum wird beschleunigt. Selbst auf dem schattigen Bereich hinter dem Parkhaus wächst somit schnell ein richtiger kleiner Wald.
Mittel zur Anpassung an das Klima
Im Vordergrund des Projektes stehen der Beitrag zur Anpassung an die Klimafolgen auf kleinem Raum und natürlich der soziale Aspekt. Die Patient*innen und ihre Angehörigen können in dem Mini-Wald Ruhe und Kraft tanken, was wiederum das Wohlbefinden und die Genesung fördert. Zudem vermittelt die Erlebnispädagogik spielerisch Wissen und sorgt für Ablenkung vom Krankenhausaufenthalt.
Heute, ein Jahr nach der Pflanzaktion zeigt sich bereits sichtbares Wachstum auf der kleinen, versteckten und heranwachsenden Oase. Peter Hutmacher ist sich auf alle Fälle sicher, dass innerhalb der kommenden Jahre die Wand des angrenzenden Parkhauses nach und nach verschwinden wird.
Auch in anderen Städten NRWs steht mittlerweile der ein oder andere Tiny Forest – oder soll zumindest demnächst dort wachsen. Wir können festhalten: Umso mehr Tiny Forests es gibt, desto besser ist dies für das Klima, für die Fauna und dessen Biotopverbunde und selbstverständlich auch für uns Menschen. Vielleicht fällt Ihnen eine kleine Fläche ein, um selbst einen Mini-Wald aufzuforsten?
Von der Straße ins Grundwasser: Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mülheim an der Ruhr kann das Niederschlagswasser direkt in den Boden versickern. Das verhindert nicht nur Überschwemmungen, sondern ist auch gut für das Mikroklima.
Verweilen, spielen, lernen oder spazieren – in Lüdinghausen ist ein Naherholungsgebiet mit Wiedererkennungswert entstanden. Auch Insekten und Kleintiere profitieren vom neuen Landschaftsraum.
Fenna Tinnefeld
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402441-21
Annika Stremmer
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402 441-28
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