02.09.2024
Summer School beginnt
Baukultur NRW hat in seine Projekt UmBauLabor eine Summer School ausgerufen. Am heutigen Montag ging es los. Bis Samstag dreht sich alles um das Thema Werte. Dann werden die Ergebnisse präsentiert.
Umbauen, Anpassen, Wiederverwenden – diese Formen von Architektur sind so alt wie die Architektur selbst. Erst mit der Industrialisierung der Bauwirtschaft und dem Siegeszug der Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts versank die Architektur des Umbauens für Jahrzehnte in der Bedeutungslosigkeit. Abriss und Neubau waren von nun an die erste Wahl, Erhalt und Umbau nur die zweite.
Heute haben sich die Vorzeichen geändert. Das reformerische Potenzial der Moderne hat sich erschöpft und die Bauindustrie ist zu einem ökologischen Problemfall geworden, weil sie mehr Ressourcen verschlingt als jeder andere Wirtschaftszweig. Doch während unvermindert neu gebaut wird, stehen ältere Gebäude vermehrt zur Disposition, allen voran die häufig ungeliebten Bauten der Nachkriegszeit: Warenhäusern geht die Kundschaft aus, Kirchen verlieren ihre Gemeinden und der Aufstieg des Homeoffice lässt Büroimmobilien verwaisen. Oft sind es nur einzelne Gebäude, manchmal aber auch ganze Stadtgebiete, die eine neue Zukunft brauchen. Mal sind es Wohngebiete in strukturschwacher Lage, in denen sich die Leerstände häufen, mal sind es die vom Online-Handel und der Coronakrise gebeutelten Innenstädte.
Unser baulicher Bestand ist inzwischen zu einer gigantischen Lagerstätte herangewachsen, die riesige Mengen an Rohstoffen, aber auch an Erinnerungen, Atmosphären und Spuren der Vergangenheit bindet. Es sind steingewordene Zeugnisse einer gemeinsamen Geschichte, die für eine nachhaltige Entwicklung unserer Städte ebenso bedeutsam sind wie die in den Bauwerken gebundenen Rohstoffe.
Diese Ressourcen zu nutzen ist nicht nur ein Gebot der Vernunft, sondern birgt auch ungeahnte architektonische Potenziale, wie immer mehr zeitgenössische Umbauprojekte beweisen. Ihre Architektinnen und Architekten gehen selbstbewusst und experimentierfreudig mit dem Vorgefundenen um und liefern überraschende Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Für die Architektur des 21. Jahrhunderts bedeutet der Umbau nichts weniger als einen Paradigmenwechsel.
Mit Texten von Marc Angst, Koenraad van Cleempoel / Bie Plevoets, Georg Giebeler, Christoph Grafe, Andreas Hild, Markus Jager, Andreas Müsseler, Muck Petzet, Tim Rieniets, Eva Stricker und einem Vorwort von Architects for Future.
Mit Projektbeispielen von 51N4E, Amunt, Assemble, BAST, BeL, Bovenbouw, Brandlhuber + Emde, Burlon, architecten jan de vylder inge vinck, EM2N, Florest & Prats, Korteknie Stuhlmacher, Lacaton & Vassal, NL Architects, noAarchitecten, Spital-Frenking + Schwarz, Witherford Watson Mann und vielen mehr.
Herausgegeben von Christoph Grafe, Tim Rieniets mit Baukultur Nordrhein-Westfalen.