14.04.2014
Mies Arch European Union Prize 2013
Alle zwei Jahre wird aus Europas besten Architekturen der Preisträger für den Mies van der Rohe Award ausgewählt.
Groß war die Freude über die sehenswerte Ausstellung zum Mies Award 2022 mit Europas besten Bauten. Groß war die Freude aber auch deshalb, weil endlich einmal wieder eine Ausstellungseröffnung mit Gästen und Besucher*innen vor Ort stattfand.
Und so eröffneten Ulrike Lubek, Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), und Peter Köddermann, Geschäftsführer Programm von Baukultur Nordrhein-Westfalen am Freitagabend, 10.6.2022, gemeinsam mit einem Lächeln die Ausstellung im LVR-Landeshaus. Man war sichtlich froh, mit Menschen zusammenzutreffen, sich auszutauschen, und angeregt zu diskutieren.
Der Anlass war der Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur. Das Museum der Baukultur NRW präsentiert die Ausstellung in Köln, in diesem Jahr die einzige Station in Deutschland, in Kooperation mit der Fundació Mies van der Rohe, Creative Europe sowie dem LVR und der TH Köln bis zum 13. Juli 2022 im LVR-Landeshaus am Rheinufer.
Anna Ramos, Direktorin der Fundació Mies van der Rohe in Barcelona, sprach in ihrem Vortrag über die Nomierungen, den Wettbewerb und die Arbeit der Jury. Anschaulich und unterhaltsam warb sie für die unterschiedlichen Projekte, die Architektur und dafür, sich die Bauten vor Ort anzusehen.
Hartnäckigkeit ist Nachhaltigkeit, die architektonische Praxis erweitern, Stärke im Kleinsein, Aktivismus integrieren, Baugruppen weiterdenken. Dies sind nur einige Schlagworte, die während der Diskussion fielen, die Peter Köddermann mit Britta Jürgens, Matthew Griffin und Peter Cachola Schmal, Leitender Direktor des Deutschen Architekturmuseums, führte.
Peter Köddermann moderierte den Abend und fragte Britta Jürgens und Matthew Griffin nach ihrem Ansatz für Frizz23 in Berlin-Kreuzberg. „Frizz23“ ist einer von fünf Finalisten für den Mies Award und eines von drei Projekten der Shortlist aus Deutschland. Es gilt als Pionierprojekt, haben Jürgens und Griffin damit doch in Deutschland den ersten Neubau einer kulturellen Gewerbebaugruppe entworfen und umgesetzt. Viel Ausdauer war nötig, um auf dem Gelände einer ehemaligen Markthalle Vielfalt zu realisieren – sowohl in Architektur als auch in der Nutzung.
Das Ergebnis ist ein langgestreckter Neubau mit unterschiedlichen Höhenstaffelungen. Dessen unregelmäßige Öffnungen spiegeln die vielfältigen Nutzungen – Kunst, Bildung, Kreativwirtschaft und Wohnen – sowie die vielfältige Eigentümerstruktur wider. Für ein dennoch einheitliches Erscheinungsbild sorgen die Fassadenbrüstungen aus verkohltem Lärchenholz. Größe und Lage der einzelnen Einheiten und Wohnungen sowie die Fenster und Balkone sind den individuellen Anforderungen der Nutzer*innen angepasst. „Frizz23“ beherbergt unter anderem ein Café, einen Fahrradladen, Arbeitsräume und Co-Working-Spaces, Mini-Apartments sowie eine Upcycling-Werkstatt.
Wichtig war Jürgens und Griffin, dass es bei „Frizz23“ nicht nur um Wohnen geht und das erst Partizipation mehr Vielfalt erzeugt. Für Deadline führt entsprechend Kooperation statt Wettbewerb zum Ziel. Dabei hilft es, dass sie zuerst auf den Dialog setzen und dann die Gestaltung. Sonst baue man an den Menschen vorbei, sagten die beiden.
Die Partizipation und das Baugruppenmodell sind einige der wiederkehrenden Merkmale, die die Projekte der Ausstellung kennzeichnen. Weniger „signature architecture“ und die ausladende große Geste, mehr Architektur für die Nutzer*innen. Offener und einladender, so lässt es sich vielleicht fassen, was in der Ausstellung zu sehen ist.
Unter den Bauten sind viele Schulprojekte, aber auch Restaurierungen, Umnutzungen und Umbauten – Umbaukultur im besten Sinne. Deutlich wird an der Ausstellung, dass viele jüngere Architekt*innen ihre Spuren in den Bauwerken hinterlassen – und mit ihnen andere Perspektiven, andere Herangehensweisen, andere Akzente. Stellvertretend dafür lässt sich – neben der erwähnten Umbaukultur – das Material Holz heranziehen, auf das viele Projekte zurückgreifen und das ressourcenschonendere Bauen ermöglichen soll. Ein wichtiger Punkt, wenn doch nahezu die Hälfte aller Abfälle und rund 40 Prozent der CO2-Emissionen in der Europäischen Union im Bausektor entstehen.
Offene Fassaden und verschachtelte Volumen beim Gewinnerprojekt von Grafton Architects
Lesung, Tanz, Forschung, Performance, Vorträge und Ausstellungen – alles unter einem Dach. Und die Tür steht für alle offen. Das ist das Gewinnerprojekt – das Town House der Kingston University in London von Grafton Architects. Anna Ramos, Direktorin der Fundació Mies van der Rohe Barcelona, stellte in ihrem Vortrag alle Finalisten vor, betonte aber auch das Besondere des Gewinnerprojekts. Ob man dort in der Bücherei ein Buch oder eine Zeitung lesen möchte oder sich einfach nur im Gebäude aufhält – egal, das Gebäude öffnet sich seiner Nachbarschaft, anstatt sich wie andere Hochschulgebäude eher abzuschotten und vor allem Studierenden und Angestellten vorbehalten zu sein.
Seine Struktur ist offen, ein Labyrinth aus ineinandergreifenden Volumen, die dennoch das Gefühl vermitteln, sich in einer einheitlichen Umgebung zu befinden. Die durchlässig gestaltete Eingangsfassade zeigt die ineinandergreifenden Räume, die vertikal vom Boden bis zur Spitze gestapelt sind.
Alle zwei Jahre wird er von der Europäischen Kommission und der Fundació Mies van der Rohe ausgelobt. Eine hochkarätig besetzte Jury wählt aus aktuellen Bauprojekten in den Ländern der europäischen Union ein konzeptionell, gestalterisch, sozial und kulturell herausragendes Bauwerk als Preisträger aus.
Zuvor sind von den 532 nominierten Projekten 40 auf der Shortlist gelandet, und diese sind in der Ausstellung zu sehen. Hervorgehoben sind davon die fünf Finalisten sowie das Gewinnerprojekt des Nachwuchspreises „Emerging Architecture“, das Sozialwohnungsprojekt „La Borda“, und der Finalist aus dieser Kategorie, die Enrico-Fermi-Schule. Die Preisverleihung selbst fand Mitte Mai in Barcelona statt.
Nach der Station in Köln wandert die Ausstellung nach Brüssel, im Anschluss ist sie im Architekturzentrum Wien zu sehen.