Welche Rolle spielten vor 25 Jahren die Berechnungen zum Klimawandel bei einer baukulturellen Betrachtung? Wie irritiert hätten Akteur*innen des Bauens Anfang der 2000er Jahre reagiert, wenn sie an einer Diskussion zur Planungsqualifizierung im Rahmen eines Phase-0-Prozesses teilgenommen hätten?
Sicher ist: Eine baukulturelle Perspektive war damals weitaus enger mit ästhetisierenden Sichtweisen und rein kulturellen Betrachtungen verbunden als heute. Baukultur ist inzwischen – aus Sicht vieler Akteur*innen, Institutionen und Hochschulen – zu einem zentralen Partner in den Diskussionen über die Gestaltung unserer Lebens- und Arbeitsräume geworden. Sie ist ein ernstzunehmender Gesprächspartner für Kommunen, die Regionalplanung sowie in Debatten zum Bauen und Umbauen. Längst sind vielfältige gesellschaftliche Erwartungen an die Gestaltung unserer Städte geknüpft und damit zu zentralen baukulturellen Anforderungen gewachsen. Baukulturelle Angebote leisten gerade aufgrund ihres erweiterten Blicks auf die Gestaltung von Räumen wichtige ökologische und ökonomische Beiträge.
Der Verein Baukultur NRW ist stolz auf seine Beiträge und auf die Tatsache, ein anerkannter und beachteter Partner vieler Dialoge zu sein. Die Betrachtung und Bewertung herausragender Architekturen des Gebäudebestands in NRW seit 1952 verband die Neubewertung der Nachkriegsmoderne durch die Geschichtsforschung mit einem neuen öffentlichen Verständnis für diese Architekturen. Umbaukultur als zentralen und naheliegenden Auftrag der Architektur zu postulieren, hat dazu beigetragen, das heutige Bewusstsein für Ressourcenverbrauch, Kreisläufe und neue Raumprogramme im Baubestand zu stärken. Auch die dringend benötigte Anpassung von Planungsprozessen an heutige Kommunikationsformen und Formen von Teilhabe wird zunehmend als baukultureller Beitrag verstanden.
Räume prägen Menschen – Menschen prägen Räume
Baukultur beruht auf zwei wesentlichen Faktoren: Sie wird immer vor Ort praktiziert, und sie verlangt immer persönliche Haltung sowie Einsatz für den Willen zur Verwandlung. Die Bundesstiftung Baukultur bringt diese Wechselwirkung prägnant auf den Punkt: „Räume prägen Menschen – Menschen prägen Räume.“ Ein zentraler Ansatz für die Definition von Baukultur und ein wichtiger Vorsatz für baukulturelle Arbeit. Der Enthusiasmus unserer Vereinsmitglieder und die Fürsprache für die Beteiligung von Baukultur in vielen Foren haben maßgeblich dazu beigetragen, dass wir uns als Baukultur NRW einbringen und Themen mitgestalten können. Dabei war es uns immer wichtig, im Sinne einer qualitätsvollen Gestaltung unserer Umwelt und sinnvoller Prozessentwicklung aus gesellschaftlicher Perspektive zu handeln.
Mitgliederversammlung 2025: Neuer Vorstand, neue Impulse

Mit Sandra Altmann (Vorständin Wohnstätte Krefeld Wohnungs-AG), Timm Sassen (Gründer und Inhaber Greyfield Group), Sandra Wehrmann (ab Januar 2026 Vorsitz der Geschäftsführung Vivawest), die künftig gemeinsam mit Dr. Svenja Haferkamp (Bereichsleitung „Strategie und Neue Urbanität“, GEBAG, Duisburg), Simone Raskob (Geschäftsbereichsvorstand Umwelt, Verkehr und Sport der Stadt Essen), Isabel Finkenberger (Professorin an der FH Aachen) und Christoph Heidenreich (Stadtbaurat Gelsenkirchen) die Arbeit von Baukultur NRW lenken werden, beginnt ein Wandel in der baukulturellen Befassung.
Zukunftsfragen: Wohnen, Bestand und Kreisläufe
Zwei Fragen leiten diese Veränderungen ein: Welchen Wert wird zukünftig dem Gebäudebestand beigemessen, um qualitätvolles Wohnen in NRW zu fördern? Und wie lassen sich Kreisläufe des Bauens in der Praxis umsetzen, um das Wiederentdecken, Umbauen und Neuausrichten von Wohnraum zu unterstützen?
Diese politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Fragen werden unsere etablierten Arbeitsfelder „Grüne Städte und Regionen“, „UmBauLabor“, „Kunst und Bau“, „Baukulturelle Bildung“, „Zukunft Kirchen Räume“ und „Phase 0 für die Stadt“ ab 2026 ergänzen und erweitern.
Wir, das Team von Baukultur NRW, freuen uns auf viele spannende Diskussionen, anregende Dialoge und sichtbare Projekte – gemeinsam mit allen, die unseren Lebensraum mitdenken und mitgestalten wollen.
Verein Baukultur Nordrhein-Westfalen und Vereinsvorstand

