Yvonne Rosen beschäftigt sich an der TH Köln im Projekt »Mies im Westen« mit Ludwig Mies van der Rohe. Über ihre Begeisterung für seine Architektur berichtet die Studentin im Gespräch mit Timo Klippstein vom M:AI.
Frau Rosen, was fasziniert Sie an Ludwig Mies van der Rohe?
Yvonne Rosen:Die Architektur von Mies van der Rohe ist zeitlos und funktioniert heute noch genauso wie damals. Besonders daran mag ich die freie Grundrissgestaltung, in der die Räume leicht ineinander fließen. Dabei entsteht ein ganz anderes Raumgefühl.
Bei »Mies im Westen« geht es auch um Spurensuche. Welche war Ihre erste Spur zu ihm?
Während meines Studiums der Kunstgeschichte in Bonn war Mies einer von vielen bedeutenden Namen, wenn man über die Entwicklung der Moderne in der Architektur gesprochen hat. Als ich 2013 mein Architekturstudium begonnen habe, war mein erster Kontakt zu Mies die Exkursion zum 1:1-Modell des Pavillons für den Krefelder Golfclub. Wir haben es ausgiebig studiert, aufgemessen sowie Zeichnungen und Modelle angefertigt. Dabei konnten wir sehen und spüren, wie so ein Raum funktioniert, den Mies entworfen hat.
Es gibt viele einflussreiche Architekten. Warum ist Mies für Sie heute noch relevant?
Wenn man über moderne Architektur spricht, kommt man an Mies nicht vorbei. Auch heute noch wird er immer wieder rezipiert, selbst wenn es bei vielen Neubauprojekten vielleicht eher der Versuch ist, einen Bezug zum Bauhaus herzustellen. Für Studenten kann die Beschäftigung mit der Architektur von Mies van der Rohe sehr lehrreich sein: Zum einen die Einfachheit und Reduktion auf das Wesentliche sowie eine klare Konstruktion und Formensprache. Zum anderen lässt sich aber genau das auch kritisch hinterfragen: Wie viel Purismus steckt wirklich in seiner Architektur? Zum Beispiel steht die Verwendung von sehr teuren Materialien im Gegensatz zu seinem viel zitierten Leitmotiv »less is more«. Nichtsdestotrotz hat er etwas gewagt und sich von der damals konventionellen Architektur abgewendet und die Architekturentwicklung dadurch maßgeblich beeinflusst – etwas, das sich heute wieder mehr Architektinnen und Architekten trauen sollten.
Welches seiner Gebäude gefällt Ihnen am besten?
Das ist schwierig. Bezogen auf Mies im Westen gefallen mir Haus Esters und Haus Lange mit am besten. Allerdings ist der Krefelder Golfclub durch den erwähnten Erstkontakt etwas Besonderes für mich. Ich glaube auch, dass er einer seiner Höhepunkte geworden wäre, wenn Mies ihn verwirklicht hätte, da hier fast alles was für seine Architektur steht, zusammenkommt.
Die Ausstellungsreihe "Mies im Westen" ist eine Koproduktion der TH Köln, TH Mittelhessen, der Alanus Hochschule und des M:AI NRW. Sie findet statt in Aachen (12. Mai - 16. Juni), Krefeld (16. Mai - 30. Juni) und Essen (23. Mai - 5. Juli).
In einer Mini-Serie stellen wir die drei Spielorte von "Mies im Westen" vor. Die Kuratoren der Ausstellungen, Norbert Hanenberg und Daniel Lohmann, blicken auf Aachen und die Beziehungen zwischen dem Ort, Mies Leben, seiner Arbeit dort.
In drei Beträgen stellen die Kuratoren von "Mies im Westen", Norbert Hanenberg und Daniel Lohmann, die drei Ausstellungsorte vor. Dabei blicken sie auf die dieses Mal auf die Beziehungen zwischen Mies van der Rohe und seiner Arbeit in Essen.
Zum Ausstellungsprojekt "Mies im Westen" ist der Architekturführer erschienen, der es Interessierten ermöglicht, sich selbst auf die Spurensuche zu den Projekten und Bauten von Mies zu begeben.
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