26.02.2018
Mut zur (Bau)lücke
In dicht bebauten Städten mit gleichzeitig rasant steigenden Einwohnerzahlen ist Nachverdichtung oft die einzige Lösung, um innerstädtischen Wohnraum zu schaffen.
Der Berliner Architekt machte bereits mit seinen „Hartz-4-Möbeln“ zum Selberbauen auf sich aufmerksam – Bauhaus-inspirierte Mobiliarkonzepte, die auch ohne großes handwerkliches Geschick und teure Materialien in Heimarbeit realisierbar sind. Sein aktuelles Wohnungskonzept steht in der Tradition der „Tiny Houses“, die als Antwort auf schwierige wirtschaftliche Bedingungen und mit einem wachsenden Bewusstsein für nachhaltige Lebensweisen nicht zuletzt aufgrund ihres experimentellen Charakters in den Blick der Öffentlichkeit geraten.
Neben der Verwendung natürlicher Materialien spielt bei der Entwicklung häufig auch die Do-It-Yourself-Kultur und eine angestrebte Unabhängigkeit von öffentlicher Versorgung und fossilen Energieträgern eine zentrale Rolle. Viele der Minihäuser sind transportabel oder modular in mehreren Einheiten kombinierbar. Hinzu kommt ein besonderer Fokus auf den bescheidenen und geschickten Umgang mit Raum – Van Bo Le-Mentzel hat dazu einen radikalen Ansatz geschaffen, der das Wohnen in innerstädtischen Lagen trotz steigender Preise zumindest theoretisch für jeden erschwinglich halten soll. Um den Verdrängungsmechanismen der Gentrifizierung zu trotzen war sein Ziel der kleinstmögliche Wohnraumbedarf und sein Maßstab eine Fläche, die auch in Berlin nur 100 € Mietkosten pro Monat verursachen würde.
Die Idee wirkt in ihrer Konsequenz wohl eher als Denkanstoß zu Wohnraumpreisen und Flächenverbrauch denn als Musterlösung struktureller Probleme, entfaltet aber als Nischenkonzept durchaus seinen Reiz. Le-Mentzel hat bereits eine „Tinyhouse University“ ins Leben gerufen und plant, im kommenden Jahr im Garten des Bauhaus Archivs ein temporäres Dorf aus den minimalistischen Wohneinheiten entstehen zu lassen.
Mehr Infos zu Le-Mentzels Arbeit auf www.facebook.com/tinyhouseuniversity.