Jahrhunderthalle Breslau. Von Mut und Angst bei riesigen Dächern und neuen Materialien
65 Meter Spannweite - größer und weiter als die des weltberühmten Pantheons in Rom! Eine gigantische Kuppel – eine ausdrucksstarke fünfte. Ansicht, gebaut von 1911 bis 1913 im damaligen Breslau.
Nicht alle waren begeistert von den Entwürfen zu dieser Ausstellungshalle in Sichtweite der historischen Altstadt – sah sie doch so ganz anders aus als alle Hallen, die man bisher kannte. „Hutschachtel!“, „Torte!“, „Gaswerk!“ All diese Beschimpfungen mussten Bauwerk und Baumeister, Max Berg, über sich ergehen lassen. Die Halle, ein pragmatischer Bau, schmucklos, ohne aufgesetzte Dekoration, aber modern, der damaligen Zeit voraus, funktional und von einer subtilen Ästhetik der sichtbaren konstruktiven Elemente, war für das damalige Empfinden vielleicht zu „gewagt“.
Die meiste Kritik musste sich Berg allerdings zur Größe der Kuppel anhören. Es regten sich extreme Zweifel an deren Realisierbarkeit, zumal Max Berg ein völlig neues Material, den Eisenbeton einsetzen wollte – Beton, in den Eisenmatten eingelagert waren, um ihn belastbarer zu machen. Der Stadtbaurat Max Berg blieb hartnäckig und überzeugte schließlich die städtischen Vertreter. 1911 begann man mit der Betonierung der Fundamente. Nachdem der Unterbau als konstruktiv eigenständiger Bauteil fertig war, wurden Gerüste errichtet, die die Holzschalung für die Kuppelform trugen.
„Ein Meisterwerk der Zimmerkunst“, staunte die Presse. Denn es gab kaum eine gerade Fläche oder Linie, alles war bestimmt durch die Krümmung der Kuppel. Auf die Schalung wurde dann ein speziell gefertigter Zement aufgebracht, bewehrt mit gewalztem Stahl von hoher Qualität. Regelmäßig wurde die Festigkeit überprüft, denn die Tragfähigkeit sollte sechsmal höher sein als gefordert – auch daran lässt sich die Skepsis der Verantwortlichen erkennen.
32 gekrümmte Rippen tragen die Dachschale, sie sind durch drei stabilisierende, umlaufende Ringe miteinander verklammert. Am unteren Rand liegen sie auf einem weiteren Ring auf. Was die Kuppel von außen her stabilisiert, sind vier halbkreisförmige Anbauten, die Apsiden. Zwischen ihnen spannen sich die Arkadenbögen, die sich zu den Apsiden hin öffnen. In jeder Apside stellen sich im Inneren sechs Pfeiler mit Querrippen gegen den Arkadenbogen.
Schrauben lockern mit eine Goldmünze
Probleme gab es allerdings noch einmal kurz vor Vollendung des Baus: Die Arbeiter hatten sich voller Misstrauen gegenüber Konstruktion und Material geweigert, die ersten Spannschrauben der Schalung für die mächtigen Rippen zu lösen. Max Berg lockte schließlich einen Passanten mit einer Goldmünze ins Gebäude, der ihm beim Lockern der Schrauben half. Und es hielt. „Zugleich dachte ich, diesem Bau eine dem modernen Stoff des Eisenbetons entsprechende Raumform, eine vom gotischen Geist durchdrungene Gestalt zu geben“, so Max Berg 1913. Es ist ihm gelungen.
Die Architekturstudentin Dayna Hülsevoort setzt sich in ihrer Ausstellung „strg + P“ auf künstlerischer Weise mit verschiedenen Materialien des Bauwesens auseinander. Baukultur NRW unterstützt die Veranstaltung.
Problemlöser und Möglichmacher, ausgezeichnete Architektur und ungewöhnliche Ansätze für Stadtentwicklung und Urbanismus - das sind einige der Themen des M:AI für 2017.
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