19.04.2020
Leicht wie ein Kartoffelchip: die neue Skulpturenhalle von Thomas Schütte
Der Künstler Thomas Schütte hat sich eine Skulpturenhalle nahe der Museumsinsel Hombroich bei Neuss gebaut. Nun ist sie eröffnet worden. Ein Besuch.
Ein Kartoffelchip, der auf einer Streichholzschachtel liegt. Fertig ist der frühe Entwurf, ein kleines Modell und die Idee, welche die neu eröffnete Skulpturenhalle des Bildhauers und Zeichners Thomas Schütte skizziert. Wer nun auf das fertige Endergebnis blickt, findet die ausformulierte Halle am Rande von Neuss wieder, in der Nähe der Raktenstation Hombroich und der Langen Foundation. Zwischen gepflanzten Bäumen und aufgelockerter Erde steht sie, ziemlich erhaben und oval - und hebt sich deutlich aus der ebenen Landschaft hervor.
Thomas Schütte hat dort mithilfe der ausführenden Architekten Rhode Kellermann Wawrowsky aus Düsseldorf mehrere Dinge umgesetzt. Dient die Halle ihm doch als Ausstellungsraum, wie jetzt zur Eröffnung für die Kunst von Mario Merz (bis 14. August). Zugleich ist im Kellergeschoss der Skulpturenhalle das Lager für Thomas Schüttes Kunstwerke eingerichtet. Die Skulpturenhalle ist auch Arbeitsstätte und Atelier. Finanziert hat er das Projekt mit der dafür gegründeten Thomas Schütte Stiftung.
Interessanterweise enthält das Oval im Innern einen zweiten Raum, der sich zur Halle öffnet. Dunkle Backsteine kontrastieren dort mit der lichten Skulpturenhalle. Der kleine Raum schirmt Besucher vom Außen ab und stellt einen zweiten Ausstellungsraum dar - eine Art Cella, die in antiken Tempeln das Heiligtum umschlossen. Licht fällt durch einen Okulus in diesen umschlossenen Raum.
Neben der Skulpturenhalle liegt das Verwaltungsgebäude, eigenständig und ebenfalls mit dunklen Backsteinen versehen. Dort finden sich neben der Kasse auch Kuratorenräume und eine Bibliothek. Markant: eine Art Schornstein, auf das Dach aufgesetzt, dient als Lichtfang.
Viele Referenzen zu früheren Modellen von Thomas Schütte finden sich in der Skulpturenhalle wieder. Das Entwerfen von Bauten ist für ihn dabei eine wiederkehrende Beschäftigung, die aber früher eher einer poetischen, imaginären Arbeit entsprach. Der Anspruch zu bauen, begleitet ihn jedoch fortwährend.
Das zeigt sich für Schütte besonders in dem Entwurf für einen Eispavillon, der für die Documenta 8 im Jahr 1987 aus einem Modell zu einem nutzbaren Gebäude wurde. Ab den 2000er Jahren verfolgte der Künstler die Arbeit konkreteren Typen – Ferienhaus, Tankstelle, Teehaus, One Man House. Ausgehend von diesen Modellen errichteten Architekten daraus schließlich Häuser für private Interessenten.
Die Skulpturenhalle selbst ist vieles: Atelier, Monument, vielleicht auch Festung und Rückzugsraum - ein Künstlerhaus in dem sich Produktion, Präsentation und Repräsentation vereinen. Unterschiedliche Funktionen und Formen treten bei der Skulpturenhalle hervor, aber sie ist eines auf jeden Fall: ein Bauwerk, in dem man sich gerne aufhält.