Von der Straße ins Grundwasser: Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mülheim an der Ruhr kann das Niederschlagswasser direkt in den Boden versickern. Das verhindert nicht nur Überschwemmungen, sondern ist auch gut für das Mikroklima.
Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mülheim an der Ruhr entstand nach Abzug der britischen Truppen ab 1996 ein neues Quartier aus Bestands- und Neubauten. Die Architektur der Siedlung zeigt unverkennbar die verschiedenen Bauzeiten, doch eines haben alle Straßen seit der Umgestaltung und Siedlungserweiterung gemeinsam: ein Regenwasserkonzept.
Regenwassermanagement auf allen Wegen
Die Siedlung befindet sich zwischen dem Naherholungsgebiet Witthausbusch und dem Hauptfriedhof in Mülheim an der Ruhr. Noch heute erinnert das Quartier an einen britischen Vorort, gleichzeitig ist es ein gutes Beispiel aus der Vergangenheit dafür, wie Regenwasser im urbanen Raum aufgefangen werden und abfließen kann. Von den Straßen und Zuwegen im Quartier kann das Niederschlagswasser in den angrenzenden Grünzug des Naherholungsgebiets fließen und dort versickern.
Dafür befindet sich bspw. im nördlichen Teil der Siedlung an der Oxforder Straße eine oberirdische Rinne aus Pflastersteinen, die das Wasser mittels Gefälle von den angrenzenden Flächen aufnimmt. Das Wasser fließt weiter in eine sichtbare Ablaufrinne und bahnt sich seinen Weg entlang des Wilhelm-Shakespear-Rings bis zum nahe gelegenen Graben am Spielplatz. Dort angekommen, versickert es über die Wiese und gelangt so ins Grundwasser.
Der Graben endet nach einigen Metern auf einer Retentionsfläche hinter dem Spielplatz. So kann im Falle von Hochwasser genügend Wasser versickern und ablaufen. Auch in den neueren Teilen der Siedlung lassen sich die Wege des Regenwassers genau erkennen. Alle Straßen entwässern durch Neigung und Gefälle in der Wegedecke in Richtung der Grünfläche.
Trampelpfade zwischen Wiese und Blühpflanzen
Zudem befindet sich weiter südlich an der Liverpoolstraße eine große unversiegelte Grünfläche, auf der kleine Trampelpfade zwischen Wiese und Blühpflanzen für eine Verbindung und für weitere Versickerungsmöglichkeiten sorgen sowie gleichzeitig das Mikroklima positiv beeinflussen.
Hohe Bordsteinkanten sorgen außerdem dafür, dass bei Starkregenereignissen das Wasser nicht in die Häuser bzw. Keller, sondern dem leichten Gefälle folgend in die Grünfläche fließen kann. Der im Westen an der gesamten Siedlung angrenzende Grünzug nimmt auch an dieser Stelle in Form eines Grabens das abgeleitete Wasser auf.
Route der Wohnkultur
Seit 2010 ist der Wohnparkt Witthausbusch Teil der Route der Wohnkultur – wegen seiner baugeschichtlichen und baukulturellen Bedeutung und nicht zuletzt wegen des besonderen und zeitgemäßen Regenwassermanagements.
2023 hat sich bei Baukultur NRW das Grün breitgemacht: mit dem Podcast „Grüne Städte und Regionen“ und der Best-Practice-Sammlung von Projekten aus NRW. Auch 2024 werden die Formate fortgeführt.
Für das Fokusthema „Grüne Städte und Regionen“ stellt Baukultur NRW Projekte vor, die Nachhaltigkeit und Gemeinschaft erzeugen. Die Best-Practice-Sammlung lässt sich ab sofort mit einer neuen NRW-Karte entdecken. Die Karte wird fortlaufend aktualisiert.
Fenna Tinnefeld
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402441-21
Annika Stremmer
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402 441-28
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