Jahrelang gab ein Betonbett den Verlauf des kleinen Flusses Aa vor, bis er 2018 innerstädtisch an zwei Stellen renaturiert wurde. Dadurch wird er nicht nur vor Hochwasser geschützt, sondern insgesamt die Ökologie und Aufenthaltsqualität verbessert.
Die Münstersche Aa entspringt im nordwestlichen Westfalen, mündet im nordöstlich von Münster gelegenen Greven in die Ems und erstreckt sich auf einer Gesamtlänge von gut 40 Kilometern. Einen Großteil dieser Strecke fließt der kleine Fluss durch das Stadtgebiet Münsters, auch direkt durch die Innenstadt und wird unweit davon zum Aasee angestaut. Daher ist die Aa trotz ihrer Kürze relativ bekannt und dafür verantwortlich, dass die Überwasserkirche ihren Namen trägt – sie verläuft nämlich zwischen dem St. Paulus Dom und der von dort aus gesehenen „Über dem Wasser“ gelegenen Kirche. Jahrelang gab ein Betonbett ihren Verlauf vor, bis sie 2018 im innerstädtischen Bereich an zwei Stellen renaturiert wurde.
2018 begann man damit, den Verlauf des Flusses entlang der Kanalstraße und der Promenade zu renaturieren. Diese beiden Stellen bieten sich unter anderem wegen der Lage und der großzügigen Weite der Standorte an. Sowohl an der Westholtscher Aa – auf dem Stück zwischen Innenstadt und Promenade – als auch an der Kanalstraße bieten nun nach der Renaturierung breite Uferbereiche Platz zum Aufenthalt und ausreichend Retentionsfläche (Rückhalteflächen) für übertretende Hochwasser. Das Flussbett wurde in eine naturnahe und mäandrierende Form verändert, flache Ufer wurden gestaltet sowie Stufen und Stämme zum Aufenthalt angelegt.
Renaturierte Aa an der Westerholtschen Wiese
240 Meter des Flusses wurden 2018 an der Westerholtschen Wiese renaturiert. Trotz einschränkender Standortbedingungen in Form von starkem Gefälle und teilweise großen Wassermengen des Aasees konnte die Aa aus ihrem Betonbett befreit werden. Durch einen besonderen Bodenaufbau aus Sand, Kies, Schluff, Steinen und Mergel bleibt das Flussbett auch in Ausnahmesituationen stabil. Zwei Hochwasserereignisse stellten dies 2018 auf die Probe – und das Flussbett erwies sich als haltbar. Seit der naturnahen Umgestaltung erfreut sich der öffentliche Freiraum höchster Beliebtheit, Menschen nutzen ihn als innerstädtisches Naherholungsgebiet zu allen Jahreszeiten, das jeglichen Outdoorbeschäftigungen einen Platz zum Ausüben bietet.
Aa an der Kanalstraße
Um ein Vielfaches länger ist das renaturierte Stück an der Kanalstraße. Hier wurden 1.3 Kilometer ausgebaut, verbessert und nachgeforstet. Im Zuge der Renaturierung wurden beispielsweise Gehölze so in den Verlauf integriert, dass sie eine lenkende Funktion haben und Fischen als Aufenthaltsort dienen. Ähnlich wie an der Westerholtschen Wiese ist auch an dieser Stelle ein beliebter Ort zur Naherholung entstanden. Durch zurückhaltend verteilte Sitzmöglichkeiten und Trittsteine wird der Uferbereich stets genutzt. Kleine Strände und seichte Übergänge ins Wasser ermöglichen zudem das Plantschen und Abkühlen im Sommer.
Seit der Renaturierung kann das Wasser in den dafür vorgesehenen Uferbereichen langsam versickern und dem Grundwasser zugeführt werden. Hohe Wasserpegel durch Starkregen führen daher nicht mehr zu unkontrollierten Überschwemmungen. Diese sehr gute Integration der Regenwasserbewirtschaftung wurde 2019 auch im Rahmen des Gewässerentwicklungspreises der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) belobigt.
Zusammenfassend schützt die Renaturierung der Aa somit nicht nur vor Hochwasser, sondern verbessert insgesamt die Ökologie und sorgt für eine höhere Aufenthaltsqualität.
Projektdaten:
Ort: Münster Auftraggeber: Stadt Münster Jahr: 2018 Förderung: 80% Förderung (Lebendige Gewässer) durch das Land Nordrhein-Westfalen
Von der Straße ins Grundwasser: Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mülheim an der Ruhr kann das Niederschlagswasser direkt in den Boden versickern. Das verhindert nicht nur Überschwemmungen, sondern ist auch gut für das Mikroklima.
Für das Fokusthema „Grüne Städte und Regionen“ stellt Baukultur NRW Projekte vor, die Nachhaltigkeit und Gemeinschaft erzeugen. Die Best-Practice-Sammlung lässt sich ab sofort mit einer neuen NRW-Karte entdecken. Die Karte wird fortlaufend aktualisiert.
Die Gemeinde Saerbeck ist NRW-Klimakommune. Durch eine Mischung aus Windkraft, Photovoltaik, Bioenergie und Wasserstoff produziert sie bereits viermal so viel Energie, wie sie benötigt.
Fenna Tinnefeld
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402441-21
Annika Stremmer
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402 441-28
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