Die Initiative HouseEurope! hat es sich zur Aufgabe gemacht, europaweit eine Millionen Unterschriften zu sammeln, um das Umbauen in der Europäischen Union zur neuen Norm zu machen. Ist dies erfolgreich, würde es zukünftig einfacher sein, das Umbauen gesetzlich gegenüber dem Neubau zu priorisieren.
314 Tage bevor sie begannen, Unterschriften einzusammeln, luden bplus.xyz (b+) und station.plus (s+) und die neu gegründete Gruppe „HouseEurope!“ Menschen aus ganz Europa nach Berlin ein. Treffpunkt war der umgebaute Betonturm, der heute das Büro von Bandlhuber+ beherbergt. Die beteiligten Gruppen und Personen haben beschlossen, dass es neben der Lehre und der architektonischen Praxis noch mehr Maßnahmen braucht, um das Umbauen als eine Kulturleistung voranzutreiben. Über das Instrument der europäischen Bürgerinitiative möchten sie ihr Anliegen in die Europäische Kommission tragen.
„Schließen Sie sich mit Bürgerinnen und Bürgern anderer EU-Mitgliedstaaten zusammen und sammeln Sie Unterschriften für Ihren Vorschlag. Wenn Sie in der gesamten EU genügend Stimmen für Ihren Vorschlag erhalten, können Sie Ihren Vorschlag mit der Kommission erörtern. Außerdem werden Sie zu einer Anhörung im Europäischen Parlament eingeladen, bevor die Kommission über ihr weiteres Vorgehen entscheidet.“ – Auszug aus der Website des Europäischen Parlaments
Mindestens sieben Menschen aus sieben EU-Ländern müssen sich zusammentun und innerhalb eines Jahres eine Million Unterschriften sammeln. Erst dann kommt es zu einer Anhörung vor dem Parlament. Wenn ein Gesetz zur Priorisierung von Umbau auf EU-Ebene verabschiedet wird, kann es auch in Deutschland einfacher sein, entsprechende Gesetze in allen Bundesländern zu verabschieden.
„HouseEurope! ist die europäische Bürgerinitiative für neue EU-Gesetze, die Renovierungen und Umbauten einfacher, günstiger und sozialer machen. Denn der Abriss bestehender Gebäude ist genauso überholt wie Lebensmittelverschwendung, Tierversuche und Einwegplastik.“ – HouseEurope!
In der Fachwelt rennt das Vorhaben offene Türen ein. Denn es hilft, einen Weg zu finden, um auf gesetzlicher Ebene das zu regeln, was Planer*innen längst wissen: Umbauen ist effizienter und nachhaltiger als neuzubauen.
Aber wie, wenn nicht durch Gesetze oder finanzielle Anreize, soll eine so drastische Transformation der gesamten Baubranche sonst umgesetzt werden? Dazu fordert die Kampagne auch finanzielle Anreize zu setzen, um das Umbauen zu unterstützen.
„Wir fordern ein Recht auf Wiederverwendung für bestehende Gebäude, das sich auf drei Säulen stützt: (I) Steuerermäßigungen für Renovierungsarbeiten und wiederverwendete Materialien, (II) faire Regeln für die Begutachtung der Risiken und Potenziale bestehender Gebäude und (III) neue Werte für das in Bestandsgebäuden gebundene CO2 ("Graue Energie").“ – HouseEurope!
Über die Kampagne vernetzen sich viele Akteur*innen in Deutschland und darüber hinaus. Sie stellen ihre Forderungen auf, engagieren sich auf der Straße, um Unterschriften zu sammeln. Auch Baukultur NRW mit seinem UmBauLabor unterstützt die Petition. In der Praxis vieler Versuchsaufbauten und Veranstaltungen wird immer wieder klar: Es braucht eine Priorisierung des Umbauens vor dem Abriss und dem Neubau. Nur dadurch wird das Umbauen leichter, weil es eben nicht gesondert erläutert oder als Ausnahme genehmigt werden muss, sondern als Normalfall verstanden wird. Bereits in Ausschreibung und Planung sollte daher der Umbau und die Wiederverwendung als gewinnbringende neue Norm gesetzt werden – sowohl im freien Markt als auch bei Bauvorhaben von Kommunen, Ländern und dem Bund.
„Bauen, Bauen, Bauen“ als politisches Postulat wird den Wohnungsmangel in Deutschland nicht bewältigen – egal wie laut der Chor dies ruft. Trotz oder gerade auf Grund der Verteuerung des Bauens und der damit einhergehende aktuelle Krise der Bauindustrie sollten Ansprüche an die Nachhaltigkeit nicht minimiert werden. Gebäude gibt es genügend in Deutschland, ihre Anpassung an den Wohnraumbedarf wäre ein wirklich lohnenswertes Ziel. Darum sollte der Chor eher rufen: „Erhalten, reparieren und umbauen, umbauen, umbauen – für mehr Wohnraum!“
Petition, Filme und Ausstellung
Jetzt unterzeichen: https://eci.ec.europa.eu/052/public/#/screen/home
Mehr Informationen zu HouseEurope! und zum Film „Power to Renovation: A Question of Values“
Der Film „To Build Law“
Die Ausstellung „Fix It!“ ist zum dritten Mal ab dem 26. Juni im Rahmen der „Green Future – das Zukunftsforum der berliner wirtschaftsgespräche e.v.“ in Berlin zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung „Fix It“