26.02.2018
Mut zur (Bau)lücke
In dicht bebauten Städten mit gleichzeitig rasant steigenden Einwohnerzahlen ist Nachverdichtung oft die einzige Lösung, um innerstädtischen Wohnraum zu schaffen.
Das geschieht nicht ohne Grund – es gibt Personen, die davon sehr profitieren. Der Mechanismus für diesen Profit, der zu Lasten der Bewohner und der öffentlichen Hand geht, hat viel mit den rechtlichen Rahmenbedingungen von Zwangsversteigerungen zu tun:
Wenn der ursprüngliche Eigentümer nicht mehr für seine Immobilie aufkommen kann, werden die Gebäude zwangsversteigert. Zur Ersteigerung der betreffenden Häuser sind vorab lediglich sogenannte Sicherheitsleistungen zu zahlen. Diese entsprechen etwa zehn Prozent des Verkehrswertes des versteigerten Objektes. Meist geht es dabei um Summen zwischen 4000 und 6000 Euro. Der Rest des Kaufbetrags wird nach sechs Monaten fällig. Das Geschäftsmodell der skrupellosen Vermieter funktioniert folgendermaßen: Über Strohmänner werden die Immobilien ersteigert und dann zu hohen Preisen an Menschen vermietet, die auf dem normalen Wohnungsmarkt keine Unterkunft finden. Schon nach zwei Monaten geht die Rechnung auf und die eingangs geleisteten Sicherheitszahlungen sind ausgeglichen. Wenn die halbjährige Zahlungsfrist abgelaufen ist, stellt sich heraus, dass der Strohmann diesen Preis nicht zahlen kann. Das Gebäude kommt wieder in die Zwangsversteigerung - der Zyklus beginnt wieder von vorne. Leidtragenden sind vor allem die Mieter, die zu überhöhten Preisen in schlimmen Verhältnissen wohnen müssen. Aber auch die öffentliche Hand ist hier in einer schwierigen Situation: Der Schutz des Privateigentums genießt rechtlich einen hohen Stellenwert und ein Eingreifen ist hierfür nur in Grenzfällen, zum Beispiel für Zwangsräumungen vorgesehen. Manchmal bleibt den Städten nur der Ausweg, Problemimmobilien selbst aufzukaufen und dann je nach Zustand abzureißen oder wieder auf Vordermann zu bringen. Alternative Konzepte für den Umgang mit diesen Objekten finden sich in der Studie Gründerzeit von StadtBauKultur NRW.
Etwas älter, aber trotzdem erhellend, ist auch dieser Artikel: www.zeit.de