26.06.2024
Ressourcen statt Energie
Lillith Kreiß hat sich für uns auf den Berliner Energietagen getummelt und im Rahmen der Session des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) das Projekt UmBauLabor von Baukultur NRW vorgestellt.
Drei Bauingenieurstudierende der FH Münster öffnen im Gebäude des UmBauLabors an der Bergmannstraße 23 in Gelsenkirchen Böden und Wände, um Baukonstruktion, Materialaufbauten und Materialarten zu bestimmten. Ihre Arbeit findet im Rahmen des Seminares der Arbeitsgruppe Ressourcen unter Leitung von Prof. Dr. Sabine Flamme statt. Die Arbeitsgruppe ist Teil des IWARU-Institutes an der FH Münster, das Dr. Franziska Struck führt.
Für ihre Arbeit nutzen die Studierenden zur Dokumentation und Auswertung ihrer Erkenntnisse das im Auftrag von Baukultur NRW erstellte digitale Gebäude-Modell. Dieses befüllen sie mit Informationen zu Materialität und Konstruktion. „Sie orientieren sich dabei an der DIN spec 91484 für ein „Pre-Demolition-Audit“, erläutert Franziska Struck, Seminarleiterin der Entwurfsaufgabe am IWARU-Institut. Diese DIN aus dem Jahr 2023 beschreibt ein ,Verfahren zur Erfassung von Bauprodukten als Grundlage für Bewertungen des Anschlussnutzungspotentials vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten'“.
Die Ergebnisse der Architekturstudierenden der Hochschule Bochum, die sich zuvor mit Umnutzungsszenarien beschäftig haben, werden in der Ökobilanzierung berücksichtigt. Zusätzlich fließt der Bericht des Hygiene-Instituts des Ruhrgebiets, beauftragt von Baukultur NRW, in die Auswertung ein. Gleiches gilt für die Ergebnisse der eigenen Gebäudeanalyse. Aus diesen umfassenden Erkenntnissen lässt sich nun eine Bewertung des „Anschlusspotenzials“ erstellen.
Kurz gesagt: Wie lassen sich welche Bauteile weiter nutzen? Die einzelnen Betrachtungen werden in einem größeren Szenario zu einem ganzheitlichen Bild eines möglichen Umgangs mit dem Gebäude zusammengesetzt.
„Die Studierenden führen eine Bewertung [der Materialien] durch. Hierbei werden verschiedene „Werte“ berücksichtigt: die Menge erhaltenen Materials, gebundenes CO₂, graue Energie, die resultierende Abfallmenge und deren Entsorgungswege. Es soll aufgezeigt werden, welchen Mehrwert und welche Herausforderungen jedes Szenario birgt“, sagt Franziska Struck.
Im Szenario der FH Münster wird das komplette Haupthaus, in dem das UmBauLabor eingerichtet ist, rückgebaut bzw. abgerissen. Das sei nicht ihr Lieblingsszenario, erklärt Struck. Diese Betrachtung zeigt aber am Umfassendsten auf, was ein Abriss des Gebäudes für das Material und die Emissionen bedeuten würde. Außerdem lässt sich damit besser abwägen, ob ein Abriss wirklich die beste Lösung ist, und welche Materialien und Konstruktionen vielleicht viel zu wertvoll sind, um sie abzureißen oder wegzuwerfen.
Die Erkenntnisse aus dem Seminar bieten dem UmBauLabor einen handfesten Ansatz dafür, wie mit dem Gebäude in Zukunft umgegangen werden kann. Denn nur mit einer solchen Ermittlung lässt sich wirklich sagen, ob es besser wäre, es abzureißen und neu zubauen oder es zu erhalten. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, notwendige Planungsabläufe abzulesen und anfallende Kosten besser zu identifizieren. Am Wichtigsten ist jedoch, dass die Frage „Wie viel Wert steckt in diesem Haus?“ bei diesem Seminar auf Materialebene qualifiziert und quantifiziert wird. Das UmBauLabor kommt so seinem Ziel, Antworten auf diese Frage zu finden einen Schritt näher.
Weitere Infos zum Projekt gibt es auch auch auf unserem Pageflow zum UmBauLabor.