Vielleicht ist jedes Jahr ein außerordentliches Jahr. 2025 war es ganz sicher – nicht, weil Baukultur Nordrhein-Westfalen sein 25-jähriges Bestehen feiern konnte, sondern weil sich baukulturell in NRW vieles verändert hat. Die Perspektive auf das Umbauen und das Bauen richtet sich zunehmend auf die neuen Rahmenbedingungen im Umgang mit unserer gestalteten Umwelt. Die Diskrepanz zwischen betriebswirtschaftlichen Kalkulationen und volkswirtschaftlichen Prognosen tritt deutlicher hervor und wird zum Ansporn, Prozesse, Bewertungsmaßstäbe und Umsetzungen neu zu überdenken.
Es tut gut festzustellen, dass immer mehr Stadtverwaltungen ihre Planungsprozesse als gemeinschaftliche Aufgabe begreifen. Stadtdialoge zwischen Verwaltung, Öffentlichkeit, Politik und Fachwelt werden immer häufiger Teil dieser Prozesse. Das Instrument der „Phase 0“ scheint immer öfter diskutiert und genutzt, um komplexe Anforderungen an unsere Lebens- und Arbeitsräume gemeinsam umzusetzen. Dies alles in einer Zeit, die immer klarer aufzeigt, wie direkt Klimawandel und Raumentwicklung zusammenhängen und welche Folgen diese Veränderungen für uns alle haben.
Umbaukultur, Kirchenräume und die Herausforderungen von morgen
Auch der Blick auf christliche Kirchen verändert sich. Zahlreiche Beteiligte erkennen, dass es nicht ausreicht, Kirchen zu veräußern, als Immobilien zu betrachten oder sogar abzureißen. Sie spüren, Kirchen sind besonders wertvolle, emotional aufgeladene, soziale und kulturell tief verwurzelte Bauten mit komplexen Bedeutungsebenen, die zur gelebten europäischen Stadt gehören. Vor dem Hintergrund, dass immer mehr demokratisch geprägte Orte verloren gehen, können sie – gedacht als „Vierte Orte“ – einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch der politisch beschlossene „Bauturbo“ fordert die Baukultur heraus. Es wird eine spannende Aufgabe, die Beschleunigung von Verfahren baukulturell zu begleiten, zu kommentieren und idealerweise konstruktiv zu unterstützen.
Offen bleibt zum Ende des Jahres die Frage: Wie wollen – und noch dringlicher – wie können wir zukünftig wohnen? Eng verbunden mit der Frage: Welche Antworten hält der aktuelle Wohnungsbaubestand hierfür bereit?
Für Baukultur NRW wird es im kommenden Jahr zur zentralen Aufgabe, Wohnpotenziale, Wohntypologien, Wohnqualitäten und Wohnchancen in der bestehenden gebauten Umwelt zu analysieren und sichtbar zu machen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich an diesem Auftrag beteiligen – denn wohnen müssen wir alle.
Ihnen einen großen Dank für die vielen Beteiligungen an unseren Themen, einen besinnlichen Jahresabschluss und bis bald in 2026.

