Foto: Sebastian Becker

Kommt, wir gehen in die Stadt!

Vom Problemfall zum Lebensraum, von der Großimmobilie zum Multi-Use-Case: drei Perspektiven für die Innenstadt als Ort des gemeinsamen Erlebens. Ein Kommentar von Sebastian Schlecht. 

Die Debatte, wie wir unsere Innenstädte zu attraktiven Lebensorten wandeln können, begleitet uns seit einigen Jahren. Die aktuell angekündigten Schließungen von Warenhäusern der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH stehen dabei wieder einmal im Fokus der Diskussion, sind in Wirklichkeit aber nur Teil einer fortschreitenden Entwicklung. Zitate erscheinen wie eingeübt: „Die Innenstadt stirbt“ und hinterlässt Problemimmobilien, Ratlosigkeit und veraltete Stadtperspektiven.

Wie Skelette und Zombies

Die Leerstände mitten in unseren Innenstädten versprühen geradezu den Duft des Niedergangs gestriger Kaufangebote und sind heute die entleerten Kulissen für ein neues Kaufverhalten. Manches Großkaufhaus mutierte zu einem inhaltslosen Skelett, gestern noch gebautes Wohlstandsymbol erscheint es heute wie ein blutleerer städtebaulicher Zombie. Beratung, alles zum Anfassen, aber keiner geht hin, heute wird geklickt. Warum also sollten wir zurückkehren in unsere Innenstädte?

Verdichtete Gefühle

„Ich gehe heute in die Stadt“ war in meiner Jugend mit Lust verbunden. Wenn ich mich in das Stadtzentrum aufmachte, war dies aufregend und fühlte sich gut an. „Die Stadt“ war ein sehr emotionaler und sozialer Ort – verbunden mit einem guten Gefühl und gefüllt mit vielen Erwartungen. Die Eisdiele und der öffentliche Raum wurden zum zentralen Treffpunkt. Wer geht heute noch in „die Stadt“ und warum? Es kann kein rein ökonomischer Ansatz sein, unsere Innenstädte neu zu kodieren. Um sich als Stadt zu finden, zu erneuern und umzuorientieren, bedarf es, den Stadtraum wieder als einen sozial wirksamen Raum anzuerkennen.

Die Exkursion von Baukultur NRW am 15. Juni zeigte auf, wie die Verwandlung von Großimmobilien neu gedacht und umgesetzt werden kann. Sie führte zu drei vielversprechenden Projekten in ganz unterschiedlichen Strukturen und Prozessen, die sich mit neuen flexiblen und vielseitigen Nutzungen, mit guter Architektur und mit Mut auf den Weg in die Zukunft gemacht haben. An allen drei Standorten – „Neue Höfe" in Herne, „Königshof“ in Essen und „MarktQuartier“ in Recklinghausen – waren sich Stadt- und Projektentwickler*innen, die Träger*innen und Stadtverantwortlichen einig, dass es der richtige Schritt ist, monologische Nutzungsmodelle abzulösen und vielseitige sowie lebendige Funktionen zu vereinen, um die Immobilien als logische Elemente der Innenstadtgestaltung zu begreifen.

Das Morgen im Heute

In den umgenutzten Gebäuden kann man heute wohnen und arbeiten. Das Bürgeramt und der Mittagstisch liegen gegenüber. Ein Hotel im Haus lädt zur Übernachtung ein, Ruhe im Innenhof kann man genießen und die Kinder spielen in der Kita. Sport treiben, Lebensmittel und Alltägliches kaufen – oder einfach nur Erholung in angenehmer Umgebung, alles ist möglich. Und alle drei Projekte basieren auf ortsansässigen Initiativen, bildeten Partnerschaften mit professionellen und engagierten Menschen, zeugen von Respekt für den Ort, die Substanz und die Menschen. Vom Problemfall zum Zukunftsort! Gehen wir also mal wieder in die Stadt – nicht zum Shoppen, sondern um etwas zu erleben.

Lesen Sie dazu auch den Bericht von Annabell Bialas.

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