Ein Ort für Bildung, Kultur, Geschichte und Nachhaltigkeit: Die Landesgartenschau in Höxter zeigt von April bis Oktober 2023 auf unterschiedlichste Art und Weise, wie eine Gartenschau zur Stadtentwicklung beitragen kann.
Die Landesgartenschau in Höxter ist nicht nur ein Schauplatz für Geranien und Schaubeete, sondern ein Ort für Landwirtschaft, Artenvielfalt, nachhaltige Stadtentwicklung und Bildung. Sie liegt mitten in Deutschland, im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen – einer Region, die für ihre vielseitige Natur bekannt ist.
Eines der Highlights der Landesgartenschau ist die Verbindung von Natur, Geschichte und Kultur. Besucher*innen können eine Zeitreise auf den Spuren heilkundiger Mönche im sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereich des Klosters Corvey unternehmen oder die thematisch verschieden aufbereiteten Beete im Klostergarten und am historischen Stadtwall kulinarisch genießen sowie sich am Flussufer entspannen.
Wozu eigentlich Gartenschauen?
Das Image von Internationalen Gartenausstellungen, Bundesgartenschauen und Landesgartenschauen mag auf Manche einen leicht verstaubten Eindruck machen. Doch für viele Orte und Städte stellen gerade diese Formate wichtige Instrumente zur Stadtentwicklung dar – so können größere räumliche Entwicklungen, Investitionen und klimagerechte Anpassungen im öffentlichen Raum angestoßen werden, die auch über die Dauer der Gartenschau hinaus bestehen bleiben. Der austragende Ort gewinnt an stadträumlicher Qualität, medialer Aufmerksamkeit und zieht langfristig Besucher*innen an.
Gartenschauen bieten die Gelegenheit, städtische Räume neu zu gestalten, zu revitalisieren und dabei die lokale Identität zu stärken. Die gerade stattfindende Landesgartenschau in Höxter ist hierbei keine Ausnahme. Sie nutzt die monetären Mittel sowie die politische und gesellschaftliche Dynamik, das Stadtgebiet durch neue verbindende Grünflächen und Infrastrukturen aufzuwerten und zu entwickeln, Umweltbildung zu etablieren und auf regionale Geschichte und Erzeugnisse aufmerksam zu machen.
Die Besonderheiten der Landesgartenschau in Höxter
Höxters städtebauliche Besonderheit besteht aus der historischen Altstadt und dem Weltkulturerbe Corvey, einem ehemaligen Benediktinerkloster. Beides liegt unweit der Weser, war allerdings vor der Landesgartenschau nicht klar wahrnehmbar miteinander verbunden. Eine Idee – auch für die Nachnutzung – ist nun, diese beiden ortsprägenden Highlights langfristig zu verbinden. Hierzu dienen u. a. die umgestaltete Weserpromenade und die zumindest temporäre Stärkung der Anbindung über die Corveyer Allee mittels Shuttlebahn.
Das Ufer der Weser ist seit der Umgestaltung durch Franz Reschke Landschaftsarchitektur vielfältig nutzbar: Sitzstufen und Liegen ermöglichen an verschiedenen Stellen den Aufenthalt entlang des Flussverlaufs, neue Gastronomie und Wegeführungen ergänzen den Bereich.
Wenn man sich entlang der Weser weiter Richtung Corvey schlängelt, gelangt man zu einer weiteren Besonderheit der Landesgartenschau – dem „Bunten Klassenzimmer“ – ein naturnaher Garten für erlebnis- und erfahrungsorientiertes Lernen. Diese Einrichtung bietet nicht nur während der Landesgartenschau, sondern auch im Anschluss daran vielfältige Lernmöglichkeiten und trägt so zur Sensibilisierung für Umweltthemen bei.
Lokales Handeln, globale Auswirkungen
Die Inhalte orientieren sich an den von der Weltgemeinschaft formulierten 17 Zielen der Agenda 2030, die sich für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung stark macht. Außerdem werden Fragen wie die globalen Auswirkungen von lokalem Handeln und die Verbindung zwischen individuellem Konsum und Weltwirtschaft behandelt.
Angrenzend an den Bereich des „Bunten Klassenzimmers“ greifen auch die regionalen Landwirte durch eigene Stände und Aktionen die Themen „Nachhaltigen Konsum“ und „Regionalität“ auf. Sie haben die Möglichkeit, ihre Produkte auszustellen, um auf die regionale Erzeugung von Lebensmitteln aufmerksam zu machen und damit die lokale Wirtschaft zu stärken sowie die Besucher*innen für die Bedeutung von regionalen und nachhaltig produzierten Lebensmitteln zu sensibilisieren.
Archäologie trifft auf Augmented Reality
Außerdem gibt es in diesem Bereich einen Archäologiepark. Dort lässt sich anhand von „Augmented Reality“ die Geschichte des Ortes und der ehemaligen Nutzung aus dem Mittelalter ablesen: 1265 ist die damalig dort befindliche Stadt Corvey zerstört worden – darauf, wie es damals ausgesehen hat, lassen sich durch die gefundenen Ausgrabungen Rückschlüsse ziehen.
In Zusammenarbeit mit einem Archäologen konnten so fünf 3D Anfertigungen entstehen: Die Marktkirche, der historische Hellweg, das Haus des Chirurgen, die Weserbrücke und die ehemalige Stadtbefestigung wurden somit veranschaulicht und begehbar. Unmittelbar anschließend befindet sich ein zwei Hektar großes Lavendelfeld, das nur durch ehrenamtliches Engagement entstehen konnte und instandgehalten werden kann.
Natürlich bedeutet die Realisierung einer Gartenschau erst mal ein Verbrauch von Ressourcen und Geldern, gleichzeitig lassen sich so auch Klimaanpassungen vornehmen und Orte für Umweltbildung schaffen. Bei der Umsetzung in Höxter wurde ressourcenschonend gearbeitet: Pflastersteine, die im Innenstadtbereich erneuert wurden, um Barrierefreiheit zu gewährleisten, fanden abgeschliffen an anderer Stelle auf dem Gelände Wiederverwendung. Zudem wurde insgesamt darauf geachtet, wenig Fläche zu versiegeln, wassergebundene Wegedecken zu nutzen und Materialien aus dem Umland zu verwenden.
Nachhaltige Stadtentwicklung
Die Landesgartenschau in Höxter ist somit mehr als nur eine Gartenschau. Sie ist ein Ort für Bildung, Kultur, Geschichte und Nachhaltigkeit und zeigt auf unterschiedlichste Art und Weise, wie eine Landesgartenschau zur nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen kann. Sie ist nicht nur eine temporäre Veranstaltung, sondern hat einen langfristigen Einfluss auf die Stadtentwicklung und hinterlässt einen nachhaltigen ökologischen, sozialen und kulturellen Fußabdruck, der die Stadt Höxter und ihre Bewohner*innen noch lange nach dem Ende der Gartenschau bereichern wird.
Das Gelände hat für alle Altersklassen etwas zu bieten – bis Mitte Oktober können Sie sich noch selbst ein Bild davon machen. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.landesgartenschau-hoexter.de
2023 hat sich bei Baukultur NRW das Grün breitgemacht: mit dem Podcast „Grüne Städte und Regionen“ und der Best-Practice-Sammlung von Projekten aus NRW. Auch 2024 werden die Formate fortgeführt.
Im Kontext der aktuellen Herausforderungen durch die Klimakrise braucht die Stadtlandschaft vor allem: Mut und Aktion! Annika Stremmer und Fenna Tinnefeld blicken zurück auf den Kongress „Grün! Blau! Grau!“ von Baukultur NRW in Witten.
Wie steht es um die grün-blaue Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen? Welches Grün brauchen wir für klimaresiliente Städte? Dies und mehr diskutierten Fachleute und Interessierte auf dem Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ am 5. Juni in Witten.
Fenna Tinnefeld
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402441-21
Annika Stremmer
Redaktion Best-Practice-Projekte Grüne Städte und Regionen
T 0209 402 441-28
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