Der Dortmunder Architekt und Stadtplaner Richard Schmalöer untersucht mit seinem Sohn Jonathan die Stärken des gebauten Bestandes. In der Ausstellung „Der doppelte Verlust“ im Baukunstarchiv NRW fragen sie, wie Dortmund in der Stadtentwicklung mit den Qualitäten vorhandener Bausubstanzen umgeht.
Im Baukunstarchiv NRW in Dortmund ist von 24.3. bis 21.5.2023 die Ausstellung „Der doppelte Verlust - Fotografien, Montagen und Texte zum Verschwinden von Bausubstanz und Stadtidentität“ von Richard und Jonathan Schmalöer zu sehen. Baukultur NRW unterstützt das Ausstellungsprojekt.
Vater und Sohn untersuchen in der Ausstellung die physische Substanz Dortmunds. Der eine nach 30 Jahren als selbständiger Architekt und Stadtplaner vor Ort, der andere nach seinem Architekturstudium und ersten Jahren der Praxis in Berlin.
Die drohende Vernichtung existierender Materie sowohl in historisch relevanten Architekturen als auch der Form ohne übergeordnete Bedeutung beleuchten sie auf zwei Arten: Während Jonathan Schmalöer die baulichen Dokumente in Fotos und Montagen auf ihre wesentlichen Strukturen zurückführt und damit immanente Weiternutzungspotentiale aufzeigt, stellt Richard Schmalöer in Texten und Zitaten gesellschaftliche Zusammenhänge her, die – so eindeutig die Ausrichtung des Bauens auf einen reinen Materialismus auch sein mag – in der Ferne Raum für Hoffnung auf positive Veränderungen lässt. Denn verbautes Material ist von doppeltem Wert: als Ressource, deren Endlichkeit nicht mehr zu verkennen ist, und als Träger von Identität und Erinnerung der Menschen, für die Architektur entsteht.
Zur Vernissage am Donnerstag, 23.3.2023, um 19 Uhr lädt das Baukunstarchiv ein (Gartensaal, Baukunstarchiv NRW). Anmeldung bitte an: .
Mit einem Grußwort von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sonne und einem Vortrag von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Tim Rieniets.
Begleitveranstaltung
Zur Ausstellung findet eine öffentliche Podiumsdiskussion am Dienstag, 18.4.2023 statt: „Die Vertreibung aus der Vergangenheit“ - ein Gespräch über den (desolaten) Zustand der Städte als Ergebnis der materialistischen Ausrichtung des Bauens.
Einleitung: Jonathan Schmalöer, Dortmund, M.A. Architektur, Fotograf
Eingeladen sind folgende Gäste:
Alexander Estis, Autor, Dortmunder Stadtschreiber 2023, Aarau, Schweiz
Freya Hattenberger und Peter Simon, Köln, Künstlerduo
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Anne Julchen-Bernhardt, Architektin in Köln, Professorin an RWTH Aachen
Dipl.-Ing. Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer NRW
Moderation: Richard Schmalöer, Architekt und Stadtplaner, Dortmund
Alexander Estis und Hattenberger/Simon betrachten Stadt in ihren Arbeiten aus den Augen ihrer Bürger und suchen nach den Erinnerungswerten und Bedeutungen in Architektur und Stadtgestalt. Alexander Estis tut dies als Schriftsteller für die Menschen in ihrer Heimat, Hattenberger/Simon untersuchen mit den Mitteln Klang und Bild brutalistische Bausubstanz, die ihre eigene Bildungsbiografie prägte, die aber heute zunehmend aus dem Stadtbild verschwindet. Anne-Julchen Bernhardt beschäftigt sich neben der Betrachtung von Stadt als Trägerin von Geschichte und Erinnerung mit dem Gegenpol zu diesem weichen Faktor des Bauens, nämlich den Werten des verbauten Materials und der ihm immanenten Energie. Markus Lehrmann ist als Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer nahe an den politischen Entscheidungswegen und in die Prozesse, die das Bauen bedingen, intensiv involviert. Die Erkenntnis der gegenwärtigen Situation und die Suche nach ihren Ursachen machen eine Seite der Arbeit der Teilnehmenden aus, gleichzeitig muss nach Wegen zu Veränderungen für die Zukunft des Bauens gesucht werden, Wege, die nur über die Einbeziehung des Baubestands führen können.
Im Jahr 2025 schickt das Museum von Baukultur NRW „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ auf Wanderschaft. In den Gemeinden soll die Ausstellung Impulse für die Umnutzung leerstehender Sakralgebäude geben.
Mit der Ausstellung zeigt das Museum der Baukultur NRW von 1.9. bis 6.10.2024 in Essen die Möglichkeiten für neue Nutzungen leer stehender Kirchen – und welchen Blick die beteiligten Menschen darauf haben.
Mehr als 20.000 Menschen haben den Aufruf zur Petition „Kirchen sind Gemeingüter“ inzwischen unterschrieben. Baukultur NRW am 9.11.2024 auf der Fachmesse „denkmal“ in Leipzig vertreten.
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