Die Gefahr ist groß, dass man dabei in alte Schemata zurückfällt: reine Quadratmeterproduktion, die sich in den Bilanzen gut ausmacht, aber keine wohnlichen Quartiere für Stadtbürger schafft. Obwohl seit Jahrzehnten das funktional gemischte, sozial offene und stadträumlich gefasste Quartier allenthalben proklamiert wird, sind die Versuchungen groß, in einen schnell konzipierten Siedlungsbau zurückzufallen.
Doch Wohnen heute ist nicht nur Wohnen mit „Fernseher und Vorgarten“. Gutes Wohnen umfasst – neben den gut belichteten und belüfteten sowie großzügig geschnittenen Innenräumen – auch den schnellen Gang zum Bäcker, den kurzen Weg zum Kindergarten, den Schritt auf die Straße und den Sprung in den Park nebenan – und dies für alle, ob jung oder alt, arm oder reich, zugereist oder alteingesessen. Wohnen bedeutet nicht nur Leben in der eigenen Wohnung, sondern auch Erholen, Bilden, Versorgen und Arbeiten in der direkten Nachbarschaft. Kurz: zeitgemäßes Wohnen ist Leben – und für diese reichhaltige Tätigkeit bietet die Stadt die besten Voraussetzungen.
Deshalb kann ein Wohnquartier heute nicht nur Wohnraum bieten. Es umfasst auch Geschäfte, Arbeitsräume, Höfe und Außenräume, die zwischen Urbanität und Park oszillieren. Und nicht zuletzt sind die Räume der Häuser so zugeschnit- ten, dass sie nicht auf spezifische Wohnsituationen festgeschrieben sind, sondern sich wandelnden Wohnbedürfnissen verschiedener Generationen ohne größere Umbauten anpassen können – ja sogar sich vom Wohn- zum Büroraum und wieder zurück wandeln können. Städtisches Wohnen heute umfasst alle Aspekte des menschlichen Lebens. Das städtische Wohnhaus ist Teil eines Stadtquartiers, das für alle Lebensbedürfnisse – und nicht nur für eine spezifisch ausgewählte Funktion – gebaut ist.
Wohnen heute muss in Häusern stattfinden, die eine entsprechende städtische Dichte aufweisen, dass eine fußläufige Versorgung möglich wird, und die in einer städtebaulichen Weise angeordnet sind, die klar gefasste öffentliche Räume entstehen lässt. Kurz: Wohnen heute kann nicht mehr antistädtisch oder vorstädtisch sein, sondern urban, innerstäd- tisch, mit allen Vorzügen des Austausches, der Begegnung und der Schönheit, die Städte bieten können.
Bevor es zu spät ist und die neuen Wohnungsbauprogramme auf falsche Gleise gesetzt sind, stellt die 5. Düsseldorfer Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit entscheidende Fragen zum städtischen Wohnen heute - Stadtleben statt Wohnen.