50 plus 1: Städtebauförderung – 2000er-Jahre–heute: Kooperation und offene Ohren im Quartier
Am 14. Mai ist Tag der Städtebauförderung. Für Baukultur Nordrhein-Westfalen ist das Anlass, auf beispielhafte nordrhein-westfälische Projekte der vergangenen 50 Jahre zu blicken. Der letzte von drei Blog-Beiträgen: 2000er-Jahre bis heute: Kooperation und offene Ohren im Quartier.
2000er-Jahre bis heute: Kooperation und offene Ohren im Quartier
Lange vernachlässigte Dimensionen wie Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Digitalisierung treten immer mehr in den Vordergrund und schreien nach Beachtung und Aufmerksamkeit. Längst ist deutlich geworden, dass derartige Veränderungen nicht nur durch Bundesförderungen initiiert werden können. Die Ideen müssen aus den betroffenen Regionen selbst kommen und dort – vor Ort – tatkräftig unterstützt werden. Nur so können nachhaltige Erfolge erzielt werden und Stadtentwicklung für die Zukunft geschehen.
Die Städtebauförderung schafft dabei jedoch einen direkten Draht zwischen der Bundespolitik und den Bürger*innen, die sie betrifft. Quartiersmanager*innen, Citymanager*innen, Projektleiter*innen oder auch Quartiersarchitekt*innen zählen alle zu den Vertreter*innen der Städtebauförderung. Vor Ort ist ihre Aufgabe, direkt die aktuellen Herausforderungen anzugehen, Netzwerke aufzubauen und Ansprechperson für die Bürger*innen zu sein. Sie sind das Gesicht des Programms. Ihr Engagement wandelt Städtebauförderung in Stadtentwicklung – mit viel Raum für neue Möglichkeiten.
JAHRHUNDERTHALLE BOCHUM – „MONTAGEHALLEN FÜR KUNST“
Zeitraum: Erste Nutzung als Spielstätte 1991, Start des Umbaus 2001 Kosten: 194 Millionen Euro Fläche: 18.000 qm
Beschreibung
Nach der Weltausstellung „EXPO 2000“ in Hannover plante die Landesregierung ein internationales Kulturfestival im Ruhrgebiet. Auf Empfehlung des Städtebauministeriums sollten als Spielstätten im Rahmen der IBA Emscher Park hergerichtete Industriehallen genutzt werden. Es entstand die „Ruhrtriennale“, deren erster Intendant Gerard Mortier den künstlerischen Anspruch erhob, „Montagehallen für Kunst“ zu errichten. Auf dem Areal des ehemaligen Stahlwerks Bochumer Verein entstand eine dieser Hallen – die Jahrhunderthalle Bochum. Das Architekturbüro pinkarchitektur aus Düsseldorf gewann damals den Wettbewerb und nahm sich dem anspruchsvollen Umbau an. Die ehemalige Gaskraftzentrale und die Turbinenhalle wurden zur multifunktional nutzbaren Veranstaltungshalle und durch ein großzügiges, gläsernes Foyer ergänzt. Durch die modernen Glaselemente und den ausdrucksstarken Lichteinfall bekam die alte Industriehalle einen neuen Charme und sorgt bis heute für positives Aufsehen.
Die Städtebauförderung befürwortete damals nicht nur den Umbau der Halle, sondern auch den des sie umgebenden Areals. Mit Hilfe von Landschaftsarchitekten entstand so der Westpark, der bis heute zum Verweilen einlädt und dennoch den ehemaligen Industrie-Charakter aufrechterhält.
Baukulturelle Aspekte
Die Umdeutung in eine „Montagehalle für Kunst“ erforderte eine besondere Auseinandersetzung mit der bestehenden Architektur. Dabei war eine Aufgabe, das ehemals industriell genutzte Areal zu revitalisieren und seinen Charakter beizubehalten, eine andere war jedoch einen gänzlich neuen Ort mit neuer Nutzung zu schaffen. Der dabei entstandene Wandel von Industrie zu einem Raum für Kunst und Kultur war gleichzeitig auch ein wichtiger Schritt für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. So wurde die Jahrhunderthalle zu einem modernen Kulturraum für alle, der den Geist der Bochumer Geschichte immer noch in sich trägt.
AACHENER BÜCHEL – STÄDTEBAUFÖRDERUNG FÜR STADTMACHER*INNEN
Zeitraum: In Entwicklung Kosten: Noch nicht benannt Fläche: 2 ha
Beschreibung
Der Wandel in den Innenstädten bedarf neue innovative Formen der Stadtentwicklung. Die Frage nach autofreien Innenstädten, mehr Grün und mehr Nutzungsmischung beschäftigt sie alle. Der Aachener Büchel beschreibt ein Areal mitten in der Aachener Altstadt. Zentrum dieses Areals ist ein riesiges, nahezu ungenutztes Parkhaus, umgeben von historischen, teils denkmalgeschützten Fachwerkhäusern zwischen Innenstadt und Rotlichtmilieu.
Das von der Städtebauförderung geförderte Projekt befasst sich mit dem Umbau dieses Raumes und setzt dabei auf einen kollaborativen Prozess, in dem die Stadt, ansässige Ideengeber*innen, Bürger*innen und sogenannte Stadtmacher*innen zusammenwirken, um den Ort gemeinsam wieder aufleben zu lassen.
Baukulturelle Aspekte
Nicht zuletzt durch Corona haben die baulichen Aspekte der Innenstädte eine neue Aufmerksamkeit erlangt. Das Projekt Aachener Büchel steht hierbei für einen beispielhaften Prozess der kollaborativen Stadtplanung. Hier wird kooperativ ein wichtiger Impuls für eine zukunftsweisende Entwicklung von Innenstädten gesetzt und durch innovative Formen die partizipative Stadtentwicklung gänzlich neu gedacht.
ISEK ESSEN ALTENDORF / NIEDERFELDSEE – KOOPERATIONEN FÜR NEUE WOHNQUALITÄTEN
Zeitraum: Vorbereitungen seit 2005; Baubeginn für den Niederfeldsee 2012 Kosten: 26.6 Millionen Euro
Beschreibung
Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte dienen nicht nur der Verschönerung von Quartieren, sondern können auch Anlass sein, um Kooperationen von Akteur*innen in den Quartieren vor Ort zu schaffen. Mit dem Forschungsprogramm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau untersuchte man diesbezüglich, inwieweit auch privates Engagement gefördert werden kann und schuf so auch Raum für innovative Konzepte.
In Essen Altendorf entstand mithilfe der Städtebauförderung ein gänzlich neuer Stadtteil, der durch das Anlegen des neuen Niederfeldsees noch zusätzlich an Aufenthaltsqualität gewann. Trotz unumgänglicher Umsiedlung vieler vorheriger Anwohner*innen gelang es in diesem Projekt eine diverse Quartiersmischung zu erreichen und vielen ehemaligen Bewohner*innen erneut einen neuen Wohnort zu gewährleisten. Die Neubausiedlung bietet nicht nur mehr Wohnraum, der neuen energetischen Standards genügt, sondern konnte auch den umliegenden, bisher sozial geschwächten Stadtteil nachhaltig aufwerten
Baukulturelle Aspekte
Die Ansprüche an das Wohnen verändern sich rasant. Die Städtebauförderung zeigt in diesem Projekt, dass sie auch experimentelle Projekte unterstützt, die neue Wohnqualitäten schaffen und den nötigen Wandel in der Stadtentwicklung auch in die Planung miteinbezieht und dabei ökologische sowie soziale Aspekte nicht außer Acht gelassen werden.
Überall in Deutschland finden am 14. Mai 2022 Veranstaltungen unter dem Motto „Wir im Quartier“ zur Städtebauförderung statt. In diesem Jahr beteiligen sich wieder zahlreiche Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen an dem Tag der Städtebauförderung, um ihre Planungen, Projekte und Erfolge vorzustellen. Hier gibt es alle Informationen und das Programm: www.tag-der-staedtebaufoerderung.de.
Wie steht es um die grün-blaue Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen? Welches Grün brauchen wir für klimaresiliente Städte? Dies und mehr diskutierten Fachleute und Interessierte auf dem Kongress „Grün! Blau! Grau! Was braucht die Stadtlandschaft?“ am 5. Juni in Witten.
Gestaltungsbeiräte können auch für kleinere Kommunen in ländlichen Räumen ein Instrument zur architektonischen Qualitätssicherung sein und zu einer breiten öffentlichen Diskussion über baukulturelle Themen beitragen.
Unter dem Titel „Zukunft gemeinsam gestalten – Co-Kreation und Kreislaufdenken in Stadt und Land“ lädt „Freihaus ms“ zum nächsten Hausgespräch nach Münster. Zu Gast ist das Büro „morgen.“ aus Hamburg. Baukultur NRW unterstützt das Format.
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