Oft steht dieser Bauboom aber im Widerspruch zum Ziel der Bundesregierung, den Flächenverbrauch, also die Erschließung neuer Siedlungs- und Verkehrsflächen, bis zum Jahr 2020 deutschlandweit auf 30 Hektar pro Tag zu reduzieren. Im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie soll damit der Zersiedlung der Landschaft und dem Verlust landwirtschaftlicher und naturnaher Flächen entgegengewirkt werden. Zwar ist der Zuwachs neuer Flächen in den letzten fünfzehn Jahren deutlich zurückgegangen. Mit 69 Hektar liegt er aber immer noch mehr als 100 Prozent über dem Einsparziel. Nordrhein-Westfalen schneidet dabei nur geringfügig besser ab als der Bundestrend: 2015 wurden hier täglich 9,3 Hektar neu erschlossen, in drei Jahren sollen es nur noch 5 sein.
Statt neue Flächen im Umland zu versiegeln, könnten vielerorts ungenutzte Brachen und innerstädtische Baulücken reaktiviert werden, um vor allem dem großen Bedarf an Grundstücken für den Wohnungsbau zu begegnen. Allerdings fehlt es in den Kommunen oft an Informationen und Ressourcen für ein aktives Flächenmanagement, das Grundstückseigentümer und Investoren systematisch einbezieht.
Ein neues Modellvorhaben des Bundesbauministeriums und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) will Abhilfe schaffen. Acht ausgewählte Kommunen, die mehr ungenutzte Flächen für den Wohnungsbau aktivieren wollen, werden finanziell gefördert und fachlich beraten. Während vielerorts schon Brachflächenkataster und ähnliche Instrumente helfen sollen, Baulandreserven zu aktivieren zu können, wird in den Modellstädten zusätzlich ein Innenentwicklungsmanager eingesetzt, der sich aktiv und strategisch der Aufgabe annimmt. Er soll die Potenziale für die Innenentwicklung analysieren, Eigentümer und Investoren ansprechen und als zentraler Ansprechpartner der Stadtverwaltung fungieren. Zugleich soll er moderierend eingreifen, wenn über die Nutzung der Flächen für den Wohnungsbau verhandelt wird.
Das BBSR berät die Modellvorhaben in Aalen, Berlin, Hamburg-Altona, Ludwigsfelde, Offenburg, Regensburg, Solingen und Trier und wertet die Ergebnisse wissenschaftlich aus. Von den in dem bis 2019 laufenden Forschungsprojekt erarbeiteten Lösungen sollen auch andere Kommunen profitieren können.