Foto: Philippe Ruault

Die Verwandlung: Lacaton & Vassal gewinnen mit dem Grand Parc Bordeaux den Mies van der Rohe Award

Zur Ausstellung „Mies van der Rohe Award 2019" stellen wir die Preisträger und Finalisten vor. Den Anfang macht der Umbau von drei Wohnblocks in Bordeaux durch Lacaton & Vassal.

„Never demolish, always transform“ - Anne Lacaton

Die Sanierung von drei Wohnblocks aus den frühen 1960er Jahren mit 530 Sozialwohnungen ist keine prestigeträchtige Aufgabe für Architekten – und erst recht nicht preisverdächtig. Und doch erhielten Lacaton & Vassal architectes, Frédéric Druot Architecture und Christophe Hutin Architecture Europas renommiertesten Architekturpreis – den Mies van der Rohe Award 2019 – für exakt eine solche Bauaufgabe. Die Auszeichnung würdigt nicht nur eine herausragende architektonische Leistung, sondern der Preis selbst erweist sich wieder einmal mehr als Seismograf für wichtige architektonische Herausforderungen in Europa.

Foto: Philippe Ruault
Foto: Philippe Ruault

Bezahlbarer Wohnraum ist aktuell eine der drängendsten Aufgaben. Der Umgang mit der Architektur der 1960er und 1970er Jahre, die einen großen Teil unserer gebauten Umwelt ausmacht, ist eine andere Herausforderung. Die Bauten entsprechen nicht mehr heutigen Standards, und ein jahrelanger Sanierungsstau schafft zusätzliche Probleme. So erschien es dem Bauherrn Aquitanis auch angebracht, die drei großen Wohnhausscheiben im Grand Parc von Bordeaux abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Die Architekten konnten jedoch die Auftraggeber überzeugen, dass eine Sanierung kostengünstiger und sozial verträglicher sei. Alle Bewohner konnten während des Umbaus, der lediglich zwischen zwölf und  16 Tagen pro Apartment dauerte, in ihren Wohnungen verbleiben. Und: Nach dem Umbau stieg die Miete nicht.

Wärmedämmung und Erweiterung des Wohnraums

Die einzelnen Wohnungen wurden jeweils durch einen 3,80 Meter breiten Wintergarten und einen schmalen Balkon erweitert. Die Apartments öffnen sich zum Wintergarten mit großen verglasten Schiebetüren, während der Wintergarten zum Balkon hin mit verschiebbaren lichtdurchlässigen, gerippten Polycarbonatpaneelen geschlossen werden kann. Die  Bauvorschriften in Deutschland ermöglichen leider nicht den Einsatz der preiswerten Polycarbonatplatten an Fassaden von Wohngebäuden. Die neuen Wintergärten tragen erheblich zu einer verbesserten Energiebilanz des jeweiligen Wohnblocks bei. Einheitliche, raumhohe, das Sonnenlicht filternde Vorhänge dienen als zusätzlicher Sonnenschutz hinter der Fassade aus Polycarbonat.

Foto: Philippe Ruault
Foto: Philippe Ruault

Außerdem ermöglicht die Erweiterung der drei Wohnblocks durch vorfabrizierte Wintergärten und durchlaufende Balkone nicht nur mehr Wohnraum, mehr natürliches Licht, unterschiedliche Freiräume und viele Ausblicke, sondern verpasste den drei Blocks auch ein zeitgemäßes äußeres Erscheinungsbild, in das auch die umgebenden Gartenanlagen einbezogen wurden.

Vorbild in Paris

2011 sanierten Ann Lacaton und Pierre Vasall im 17 Arrondissement von Paris ein Wohnhochhaus aus dem Jahr 1959 durchvorfabriziert Balkone. Seitdem haben sie dieses Sanierungskonzept perfektioniert, erweitert und vielfach umgesetzt. Vor allem der Wintergarten, als zusätzliches Raumangebot und als thermischer Puffer mit einer einfacheren Fassadenhaut wird dabei zu einem entscheiden Element, wie sich jetzt im großen Stil bei der Sanierung der Wohnblocks im Grand Parc du Bordeaux zeigt.

 

Umbau von drei Wohnblöcken, 530 Wohnungen - Grand Parc Bordeaux, Frankreich

  • Fläche: 81.000 m²
  • 365 Euro/ m² (50.000  Euro/Wohnung)
  • Achitekt*innen: Lacaton & Vassal architectes, Frédéric Druot Architecture; Christophe Hutin Architecture
  • Auftraggeber*in: Aquitanis

 

Baukultur Nordrhein-Westfalen zeigt die Ausstellung zum „Mies van der Rohe Award 2019" vom 22.10. bis zum 20.11.2020 im Landeshaus in Köln.

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