14.08.2024
Gummersbach-Bernberg: Freiraum ist für alle da
Gummersbach-Bernberg hatte lange kein gutes Image. Durch die Aufwertung des Stadtteils sind Bewegungsangebote und ein neues Gemeinschaftsgefühl entstanden.
In den kommenden zwei Jahren soll ein altes Bauernhaus durch Geflüchtete, Ortsansässige und Studierende umgebaut und anschließend gemeinschaftlich betrieben und genutzt werden. Was genau dann zukünftig dort seinen Platz finden wird, war Gegenstand der Werkstattwoche, an der rund 50 Flüchtlinge, Studierende, Schüler und Nachbarn teilnahmen.
Der erste Tag diente dem gegenseitigen Kennenlernen. Die „neuen Nieheimer“, die innerhalb des letzten Jahres aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern nach Deutschland kamen, erklärten den Studierenden nicht nur, wie sie früher gelebt haben, sondern zeigten ihnen auf einem Spaziergang durch den Ort auch ihre neue Heimat in Ostwestfalen. Anschließend wurde gemeinsam überlegt, welche Nutzungen den Neuzugezogenen, aber auch den alteingesessenen Nieheimern fehlen.
Mit viel Kreativität und Improvisationstalent gestalteten die Heimatwerker dann aus alten Fundstücken, gespendeten Pappen, etwas Farbe, Stoff und Leim ganz unterschiedliche Szenarien einer späteren Nutzung. So fehlt den neuen Nieheimern beispielsweise ein Fitnessraum, der kurzerhand mithilfe von alten Wagenrädern, einem ausrangierten Fahrrad und Holzabfällen simuliert wurde. Aber auch eine Werkstatt für verschiedene Handwerke zählt zu den möglichen zukünftigen Nutzungen, die schon einmal vorab veranschaulicht wurden.
Unter der Regie von JAS Jugend Architektur Stadt e. V. konnten auch Kinder aus der Nieheimer Realschule an der Heimatwerkstatt teilnehmen und ihre Ideen einbringen, die dann von den Studierenden weiterentwickelt wurden. Ein Kino stand dabei ganz oben auf der Wunschliste.
Da die spätere Gemeinbedarfseinrichtung allen Nieheimern zugute kommen soll, waren auch die Nachbarn eingeladen, das Haus zu besuchen und Vorschläge für die Nutzung zu machen. Am 1. Oktober wurden die Ideen öffentlich präsentiert.
Für die Studierenden der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur war die Heimatwerkstatt eine Möglichkeit, ganz praktisch und am konkreten Objekt Planungserfahrungen zu sammeln. Den Zuwanderern bot die Woche die Chance, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und ihre kreativen und handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Im nächsten Schritt werden die Planungen nun an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe konkretisiert, so dass Anfang 2017 mit dem Umbau der Räume begonnen werden kann. Währenddessen bleibt es aber im Haus nicht ruhig: Schon in der Übergangszeit bis zum Baustart soll in der Werkstatt regelmäßig gearbeitet werden. Auch für Sprachkurse, Filmabende oder gemeinsames Kochen kann das Haus genutzt werden.
Mehr Eindrücke aus der Heimatwerkstatt gibt es auf www.heimatwerker.nrw, wo in den nächsten Tagen der zweite Teil der Projektreportage veröffentlicht wird. Dort finden Sie auch alle weiteren Informationen zu den „Heimatwerkern“.