26.06.2024
Ressourcen statt Energie
Lillith Kreiß hat sich für uns auf den Berliner Energietagen getummelt und im Rahmen der Session des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) das Projekt UmBauLabor von Baukultur NRW vorgestellt.
Welche Ressourcen und Potenziale stecken in einem 100 Jahre alten Haus? Mit dem Projekt UmBauLabor möchte Baukultur NRW in einem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus in Gelsenkirchen-Ückendorf Ideen und Lösungen für nachhaltiges Planen und Umbauen erproben und diskutieren – und zwar im Maßstab 1:1. Am Samstag, 16.9.2023, gab es am „Tag der Nachbarschaft“ in Gelsenkirchen-Ückendorf für Interessierte die Gelegenheit, das „UmBauLabor“ und das Gebäude an der Bergmannstraße 23 kennenzulernen.
Über dem Eingang steht der Schriftzug „Wie viel Wert steckt in diesem Haus?“ Viele Menschen nutzten am Tag der Nachbarschaft die Gelegenheit und schauten in den vorderen Gebäudebereich hinein: Familien mit Kindern, der Besitzer des Buchladens „readymade“, die Betreiber des Mini-Museums „GeOrgel“, Anwohner*innen der Heidelbürger Wohnkumpane, zwei Architekten, Studentinnen sowie interessierte Bewohner*innen des Stadtteils.
„Was passiert mit dem Gebäude, was plant ihr hier?“
„Was passiert mit dem Gebäude, was plant ihr hier?“, wurden Lillith Kreiß, Projektleiterin des UmBauLabors von Baukultur NRW, und Peter Köddermann, Geschäftsführung Programm von Baukultur NRW, gefragt. Auch das Gebäude selbst und seine Geschichte haben die Besucherinnen und Besucher interessiert. Baukultur NRW fragte im Umkehrschluss, was sich die Anwohnerschaft für das UmBauLabor vorstellen könnten oder wünschen. Die Ideen reichten u.a. von einem Treffpunkt über ein Repair-Café bis hin zu Informationen zur Energieeffizienz und Sanierung.
Die Fotografin Tania Reinicke präsentierte außerdem ihre Fotografien des Gebäudes und den Räumen.
Organisiert wurde der Tag der Nachbarschaft von der Stadtteil Offensive „ückendorf aktiv”. Die Idee: Viele Bewohner, Institutionen, Geschäfte, Kreative und Gastronomen laden mit besonderen Aktionen zum Besuch ein, gleichzeitig lernen sich die Nachbarschaften und Institutionen vor Ort besser kennen. [Vielen Dank an dieser Stelle von Baukultur NRW auch an Maria und das Team vom Café Napoli für die freundliche Bewirtung mit Kaffee im UmBauLabor]
Das Haus ist aufgrund bauordnungsrechtlicher Probleme unbewohnbar und sollte daher abgerissen werden. Baukultur NRW sieht für das UmBauLabor eine Zwischennutzung des Gebäudes vor, Besitzerin ist die Gelsenkirchener Stadtentwicklungsgesellschaft. Mit einem Infozentrum und Betrachtungen von Materialproben sowie Raumkonzepten zum Umgang mit dem Bestand nimmt Baukultur NRW das Gebäude unter die Lupe. Und möchte mit der Möglichkeit, dort Veranstaltungen zu organisieren, ein Angebot für die Bürgerinnen und Bürger des Viertels schaffen und die Themen rund um das Gebäude auch für Nicht-Expert*innen greifbar machen.
Der thematische Fokus des UmBauLabors liegt auf dem Klima- und Ressourcenschutz sowie der Zirkularität. Zirkularität meint hier den Kreislauf der Ressourcen, in dem vorausschauend der Einsatz von wiederverwendbaren Materialien geplant und umgesetzt wird. In den Blick genommen wird außerdem der Lebenszyklus des Gebäudes – von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Wiederverwendung. Baukultur Nordrhein-Westfalen beteiligt sich somit an der aktuellen Diskussion zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.
Statt Gebäude abzureißen ist angesichts des Klimawandels das Umbauen und Weiternutzen von Bestandsgebäuden eine Notwendigkeit. Wird ein Gebäude gebaut, entsteht eine enorme Menge CO₂. Fast 40 Prozent des weltweiten Treibhausgases werden durch die Baubranche verursacht. Das Umbauen und Weiternutzen ist ein großer Hebel, um den CO₂-Ausstoß zu verringern und weniger Ressourcen zu verbrauchen. Eine Lösung liegt im Umbau und Erhalt, wobei auf lokale und sekundäre Rohstoffe gesetzt wird – also jene, die bereits verwendet worden sind.
Beim „UmBauLabor“ geht es um den Prozess und die mehrjährige Entwicklung; am Ende des Projekts steht kein fertig saniertes Gebäude. Das „UmBauLabor“ betrachtet das Haus anhand von vier Bereichen: das Gebäude, das Quartier, das Material und die Rahmenbedingungen. Baukultur NRW beabsichtigt mit seinem Labor einen Beitrag zur lokalen und kommunalen Entwicklung hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu leisten. Ansprechen möchte Baukultur NRW gleichermaßen die Nachbarschaft, das Fachpublikum, Entscheidungsträger*innen und Interessierte. Dabei sollen sie, durchaus auch vor Ort, Erfahrungen austauschen und Neues zum kreislaufgerechten Planen und Bauen sowie zum Klima- und Ressourcenschutz kennenlernen. Dieses Wissen soll die Notwendigkeit des Umbauens weiter etablieren und bei zukünftigen Bauprojekten helfen, effizienter und schonender mit Materialien umzugehen.
Auf der digitalen Plattform Pageflow, der Projektseite und den Social-Media-Kanälen von Baukultur NRW wird das „UmBauLabor“ fortlaufend dokumentiert.