Eine Nachbarschaftseinrichtung mit dem Ziel des solidarischen, sozial gerechten und nachhaltigen Zusammenlebens – so lässt sich die Railway Farm (La Ferme du Rail) in Paris beschreiben. Der Gebäudekomplex befindet sich im 19. Arrondissement am nördlichen Rand der „Petite Ceinture“, einer ehemaligen Eisenbahnlinie, die die Hauptstadt umgibt. Hervorgegangen ist das Projekt aus dem 2014 ins Leben gerufenen Programm „Réinventer Paris“. The Railway Farm war Finalist für den Mies Award 2022.
Basierend auf einem zuvor entwickelten ökologischen Konzept entstand mit der Railway Farm ein Ort für landwirtschaftliche Produktion inmitten von Paris. Das Architekturbüro Grand Huit, unter der Leitung von den Architektinnen Julia Turpin, Marine Kerboua und Clara Simay, hat in Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin Melanie Drevet den Komplex entworfen und umgesetzt. Er besteht aus 15 Sozialwohnungen, fünf Wohnungen für Student*innen, einem unbeheizten Gewächshaus, einem öffentlich zugänglichen Restaurant, einer Pilzzucht und einem Permakulturgarten. Die Einführung einer Kreislaufwirtschaft soll den Bedarf an Energie, Lebensmitteln und wirtschaftlichen Ressourcen minimieren.
Die Struktur der einzelnen Gebäudeelemente besteht hauptsächlich aus dem nachhaltigen Baumaterial Holz. Die Gefache der Holzkonstruktion sind mit Strohballen isoliert.
Jenseits der Dienstleistungen, die die Landwirt*innen der Farm anbieten, wie zum Beispiel dem Gemüseanbau oder der Abholung und Behandlung von organischen Abfällen aus der Umgebung, soll der Ort auch den Diskurs zum Thema Natur in der Stadt anregen. Außerdem dient die Farm als Lernort für ökologische Baumaterialien. Ob es nun um die Ausbildung in Gemüseanbau und Kompostierung geht, um Informationen über nachhaltige und biologische Landwirtschaft oder um den Austausch bewährter Praktiken der Stadtökologie – die Railway Farm ist eine soziale und kulturelle Ressource für die Bewohner*innen des Viertels.
