02.09.2019
Wohnutopie, Wohnvision und Wohnrealität
Bezahlbarer Wohnraum ist eine Forderung, die jeder gerne unterschreibt. Doch was bedeutet dies – individuell, gesellschaftlich und ganz konkret?
In Köln gibt es daher seit 1990 das sogenannte „Baulückenprogramm“, mit dessen Hilfe von rund 5700 systematisch erfassten Baulücken mehr als 3200 bebaut werden konnten. So sind bereits 20.000 Wohnungen entstanden. Nach Angaben der Stadtverwaltung hat keine andere Stadt so viele Baulücken geschlossen.
Welches Potential in Baulücken steckt und dass auch kleinste Restflächen durchaus nutzbar sind, zeigt das mit dem Kölner Architekturpreis 2017 ausgezeichnete Projekt von Wolfgang Zeh in Köln. Auf einem Streifen von gerade mal 3,50 Meter mal 10 Meter entstand hier das Wohnhaus des Architekten. Auch Architekt Arno Brandlhuber nutzte bereits 1997 eine Kölner Baulücke, welche an der schmalsten Stelle gerade mal 2,56 Meter misst, für die Realisierung eines Wohn- und Geschäftshauses.
Das Kölner Stadtentwicklungskonzept prognostiziert einen Bedarf von 66.000 neuen Wohnungen bis 2029 und Baulandpotenziale in Baulücken für rund 15.000 Wohneinheiten. Daher geht die Stadt nun einen Schritt weiter. Dazu hat das Amt für Stadtentwicklung und Statistik das Baulückenprogramm angepasst, den Begriff deutlich enger gefasst und ein Pilotprojekt in elf innerstädtischen Stadtteilen gestartet. So wurden weitere 448 Baulücken identifiziert und den Privateigentümern eine Beratung angeboten. 140 dieser erfassten Flächen wurden auf diese Weise bereits auf den Weg gebracht, um etwa 700 neue Wohnungen entstehen zu lassen. In den ersten drei Monaten 2018 soll sich entscheiden, ob das Projekt auf die ganze Stadt ausgedehnt wird.