Dahinter steht für die Kuratoren die „einfache, klassisch oder sogar traditionell zu nennende These, dass es zu den elementaren Aufgaben und den konstituierenden Merkmalen von Architektur gehört, für den Schutz von Menschen zu sorgen, menschengerechte Lebensräume zu gestalten und Voraussetzungen für ein funktionierendes Zusammenleben zu schaffen“, – eine Aufgabe, die angesichts der enormen Zuwanderung durch Flüchtlinge immer schwerer zu bewältigen scheint.
Während Elke Delugan-Meissel, Christian Muhr, Sabine Dreher und ihr Team im vergangenen Sommer begannen, Ideen für ihren Biennale-Beitrag zu entwickeln, spitzte sich die Situation an den österreichischen Grenzen und in den provisorischen Lagern zu. Als Reaktion darauf entschieden sich die Kuratoren gegen eine Ausstellung, die allein im geschützten Raum der Biennale stattfindet, die zwar weltweit Aufmerksamkeit findet, aber doch weitgehend Gegenstand einer theoretischen Debatte unter Fachleuten bleiben würde. Vielmehr nahmen sie das von Generalkurator Alejandro Aravena gesetzten Motto „Reporting from the front“ ernst, in dem sie aktiv auf akute soziale und politische Fragestellungen reagierten, bauliche Lösungen suchten und realisierten und im Ausstellungspavillon nun Bericht erstatten.
Drei Architektenteams erhielten den Auftrag, leerstehende Gebäude in Wien so umzunutzen, dass sie Menschen auf der Flucht eine würdige Unterkunft und Betreuung bieten. Caramel Architekten, EOOS und the next ENTERprise näherten sich dieser Aufgabe auf ganz unterschiedliche Weise. Gemeinsam ist allen Projekten aber, dass die späteren Nutzer der Immobilie in den Gestaltungsprozess miteinbezogen wurden.
Caramel Architekten entwickelten beispielsweise das Home Made Tool Set, ein System von textilen Elementen wie Sonnenschirm, Stoffplanen und Kabelbindern, mit denen die Bewohner einer Notunterkunft in ehemaligen Großraumbüros innerhalb von 50 Minuten kleinere Raumeinheiten installieren können. Ziel ist es, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen ein Minimum an Rückzugsmöglichkeit und Privatsphäre zu schaffen. Ein bebildertes Handbuch macht die Aufbauanleitung auch ohne Sprachkenntnisse verständlich. Neben den geringen Kosten (rund 50 Euro pro Kit) legten die Architekten auch Wert darauf, dass das System nicht nur für die Zielgruppe der Flüchtlinge, sondern für jeden nutzbar ist.
Das Designteam EOOS spannt den sozialen Gedanken noch weiter. Ihre „Social Furniture“ soll nicht nur als Möblierung von Gemeinschaftsräumen in einem als Grundversorgungseinrichtung genutzten ehemaligen Verwaltungsgebäude dienen. Vielmehr geht es den Gestaltern auch darum, Arbeitsmöglichkeiten für die Asylsuchenden zu schaffen. Dazu wurde eine Werkstatt eingerichtet, in der die Möbel selbst hergestellt werden. Als Anleitung dient ein Katalog mit 23 Möbelelementen. Als Teil eines gemeinschaftsökonomischen Konzepts gibt es neben der Werkstatt auch einen Selbstversorgergarten und andere Beschäftigungsmöglichkeiten, die die Selbstorganisation und den Austausch von Ressourcen fördern sollen.
Auf einen größeren Maßstab ist die Intervention UN/COMMON SPACE–UN/DEFINED LIVING von the next ENTERprise ausgelegt. Zur Reaktivierung von zwei Etagen eines teilweise leerstehenden Bürogebäudes und der umliegende Parkanlage haben die Architekten kostengünstig herstellbare Infrastrukturen entwickelt, die individuell genutzt werden können. So dienen modulare Holzeinbauten, sogenannte „Raum-im-Raum-Implantate“ als flexible Wohn- und Arbeitsräume, in denen in kürzester Zeit aus der geschlossenen Schlafkoje ein offenes WG-Zimmer wird. Ab Mitte Juni 2016 werden 70 Flüchtlinge und 70 Studierende im Rahmen eines experimentellen Wohnprojektes versuchsweise dort einziehen.
Interventionen im Außenraum sollen als „Stadtbausteine“ die Kommunikation und Begegnung zwischen Hausbewohnern und Nachbarn fördern und das schon existierende soziale und kulturelle Engagement verschiedener Akteure vor Ort stärken.
Alle drei Interventionen werden in Venedig vorgestellt und erlebbar gemacht. Wer es bis November nicht mehr zur Biennale schafft, findet auf der Website www.ortefuermenschen.at umfangreiches Material über die „Orte für Menschen“. Herunterladen kann man dort auch das Magazin mit einem Foto-Essay von Paul Kranzler und die lesenswerte Zeitung zur Ausstellung. Neben Präsentationen der drei Interventionen setzen sich Beiträge von Christian Muhr, Martina Frühwirth, Anna Soucek und anderen Autoren mit den sozialen und politischen Hintergründen der „Flüchtlingskrise“ und ihren Konsequenzen auseinander; in 14 Interviews werden darüber hinaus vorbildliche und inspirierende Projekte aus Österreich vorgestellt, bei denen es z. B. um innovative Strategien für die Belebung von Leerstand und neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements geht.
Zur Adventszeit öffnet der Verein Freischwimmer das ehemalige Stadtbad Krefeld für den Bad.Markt. Interessierte Besucher*innen sind zu Kiefer-Punsch, Waffeln und Musik eingeladen. Am 3. Dezember findet außerdem die Vernissage der Ausstellung „Licht sehen“ statt.
Die Zukunft des Stadtbads inmitten des Krefelder Zentrums ist ungewiss. Der Betrieb der 1890 errichtete Badeanstalt wurde im Jahr 2000 nach 110 Jahren bis auf weiteres eingestellt und das Bad vorerst geschlossen.
Schon seit längerem verändert sich die Rolle von Bankfilialen in der Stadt. In vielen Stadtteilen sind sie bereits verschwunden, jetzt sind zunehmend auch die Innenstadtfilialen betroffen.
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