„Unsere Städte und unsere Wohnungen sind Produkte der Phantasie wie der Phantasielosigkeit, der Großzügigkeit wie des engen Eigensinns. Und da sie aus harter Materie bestehen, wirken sie auch wie Prägestöcke; wir müssen uns ihnen anpassen".
Das schrieb Alexander Mitscherlich in 'Die Unwirtlichkeit unserer Städte'. Die 1960er und 1970er Jahre stehen in der Architekturwelt zurzeit besonders im Blickpunkt. Die GAG betreut zahlreiche Siedlungen, die in dieser Zeit in Köln gebaut wurden. In Fortführung der architektonischen Tradition aus den 1920er Jahren entstanden in den beiden Dekaden Großsiedlungen, die damals für Köln wegweisend waren.
Siedlungen der GAG Immobilien AG
In Vingst, in Bocklemünd oder in Ostheim entstanden ganz unterschiedliche Ansiedlungen von Häusern mit mehreren hundert Wohnungen. Unter der Prämisse „Wiederaufbau“ ging es um die Wohnraumversorgung in der mit Wohnungen unterversorgten Großstadt Köln. Die GAG Immobilien beschäftigt sich jetzt mit der Sanierung der Siedlungen. Dazu gehören energetische Maßnahmen, moderne Heiztechnik und die Anpassung der Wohnungsgrößen an den heutigen Standard. Sie ist Kölns größte Vermieterin mit einem Bestand von 42.000 Wohnungen, in denen mehr als 100.000 Menschen leben.
Zum Hintergrund
Die GAG wurde 1913 als Aktiengesellschaft mit städtischer Mehrheit gegründet, „um preiswerten und billigen Wohnraum für Minderbemittelte“ zu schaffen. Mit ihren Siedlungsbauten der 1920er Jahre, in Bickendorf Mauenheim, Höhenberg, Klettenberg, Zollstock, Buchforst füllte sie den Generalplan von 1923 von Fritz Schumacher aus.
Durch die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg hatte das ehemals dicht besiedelte Stadtzentrum Köln seine Bedeutung als Wohnviertel weitgehend verloren. So entstanden an den Stadträndern im Norden und im rechtsrheinischen Stadtgebiet ganz neue Stadtteile, wie z. B. Vingst und Ostheim. 1961 wurde mit den Hochbauarbeiten für den Stadtteil Chorweiler begonnen. Noch während der Arbeiten wurden die einzelnen Bauabschnitte immer weiter verdichtet.
Die diesen Planungen zugrunde liegenden Prognosen von Arbeitsplatzzuwachs, degressiver Abschreibung u.a. traten jedoch in den folgenden Jahren nicht ein. Sehr rasch war die Wohnform „Hochhaus“ nicht mehr gefragt, die Bewohnerstruktur änderte sich radikal. Köln-Chorweiler wurde zum einem Synonym für die unpersönliche Architektur der 1960er. Dabei wird oft nur das Zentrum des Stadtteils betrachtet, übersehen werden die Siedlungsanlagen in Seeberg und Heimersdorf, u.a. von Gottfried Böhm und Oswald Mathias Ungers, und die Fortführung in nördliche Richtung durch Blumenberg und Volkhoven/Weiler.
Insgesamt sind Wohnungen der 1960er/1970er Jahre sind in die Jahre gekommen und bedürfen der Sanierung. Die GAG zeigt anhand einiger Beispiele aus ihrem Bestand, wie dies gemacht wurde und aktuell noch fortgesetzt wird.
Sabine Kraft: Die Großsiedlungen - Ein gescheitertes Erbe der Moderne? Aus: ARCH+, 6/2011.
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