Wie weiterbauen? Was sich von Flüchtlingsbauten lernen lässt
Das Symposium „Flüchtlingsbauten“ des Deutschen Architekturmuseums (DAM) stellte im Rahmen der Ausstellung „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ die Frage: Was lässt sich von den Flüchtlingsbauten lernen, um bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen? Die Architektin Karen Jung war als Teilnehmerin und Tisch-Moderatorin dabei und gibt einen kleinen Einblick in die Diskussionen.
Gibt es überhaupt sozialen Wohnungsbau? Oder sollte es ihn überhaupt geben? Eine provokative Frage des Berliner Architekten Bastian Sevilgen auf dem Symposium, das am 29. März 2017 die Ausstellung „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ begleitet. Sevilgen, vom Büro dreigegeneinen, macht sich vor allem für hochqualitative Architektur stark und möchte diese unabhängig von jeder Kategorie realisiert wissen. Sozialer Wohnungsbau wäre demnach so eine Kategorie.
Gute Architektur ist nicht verhandelbar
Blickt man auf die vergangenen zwei Jahre, sind in Deutschland in kürzester Zeit viele Unterkünfte für Tausende geflüchtete Menschen gebaut worden. Auf dem Symposium wurden die großen Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven und mit Blick auf die generelle Wohnungsnot in den deutschen Städten betrachtet. Die Veranstaltung des DAM thematisierte mit Vorträgen von Experten wie Sophie Wolfrum von der TU München oder dem Stadtsoziologen Jürgen Friedrichs die Bereiche Städtebau, Integration, Politik und Verwaltung sowie Städtebau und Architektur. Dies gelang sehr differenziert und enthielt viele interessante Aspekte. Später wurde dies dann noch in Gruppen-Diskussion vertieft.
Zurück zu Bastian Sevilgen und dem sozialen Wohnungsbau. Nach ihm geht es beim Bauen um gute Architektur und gute Häuser für alle. Dieser Gedanke ähnelt dem Titel der M:AI-Ausstellung „Alle wollen wohnen“ und er distanziert sich bewusst davon, regelrechte "Flüchtlingsbauten" als zeitlich begrenzte architektonische Nischenlösungen anzubieten. Stattdessen rückt wieder mehr das Ganze, also Stadt und Haus, in den Blick. Kurz: Die Qualität von Architektur ist nicht verhandelbar.
Gut, günstig, schnell
Dabei wird gerade wenn es um bezahlbares Wohnen geht, gerne der Slogan postuliert: gut, günstig, schnell. Und damit wird nicht weniger als die Quadratur des Kreises gefordert. In der Konsequenz würde dann in der Regel zwar günstig und schnell (im Sinne eines Planungsprozesses) gebaut, aber nicht gut. Langfristig hätte dies den Abriss der Bauten zur Folge. Was wieder Kosten bedeutet.
Im gut besuchten Auditorium des DAM wurde angeregt und kontrovers diskutiert, ob die bislang realisierte Architektur für Flüchtlinge nicht auch das Ringen um den bezahlbaren Wohnungsbau bereichern kann. Und in der Tat machen bei vielen Projekten die engere Verzahnung von Behörden, der unbedingte Wille zur guten Lösung, bürgerschaftliches Engagement und eine neu entdeckte Flexibilität Mut, sodass ein Aufbruch gelingen kann. So werden auch mal Baustandards hinterfragt und pragmatische Lösungen gefunden, die im „normalen“ Alltag von Architekt und Planer undenkbar wären (beispielsweise das Aussetzen der Parkplatzverordnung).
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