Welche Rolle die soziale Wohnraumförderung im Hinblick auf den aktuellen Mangel an bezahlbarem Wohnraum spielt und wie sie sich in den vergangenen Jahren verändert hat, erläutert Dietrich Suhlrie, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK.
Wie entwickelt sich aktuell der Wohnungsmarkt in Nordrhein-Westfalen?
Dietrich Suhlrie: Nordrhein-Westfalen zieht weiterhin Einwohner an. Besonders stark wachsen die Arbeitsplatzzentren entlang der Rheinschiene, aber auch Universitätsstädte wie Münster und Bielefeld. Die Folge: Der Markt wird enger, die Mieten steigen und gleichzeitig benötigen immer mehr Haushalte preisgünstigen Wohnraum. In anderen Regionen, etwa im Sauerland oder Ostwestfalen, schrumpft die Einwohnerzahl. Hier stehen andere Aspekte im Fokus: Das Angebot an generationengerechtem Wohnraum muss ausgebaut und Bestände, die etwa vom energetischen Zustand oder vom Raumzuschnitt nicht mehr heutigen Anforderungen entsprechen, müssen gleichzeitig rückgebaut werden.
Welche Bedeutung hat hier die soziale Wohnraumförderung?
Dietrich Suhlrie: Der Bau geförderter Mietwohnungen und der Erhalt günstiger Bestandswohnungen werden immer wichtiger, um die Versorgung mit preisgünstigem Wohnraum sicherzustellen. Daneben leistet die soziale Wohnraumförderung einen wesentlichen Beitrag, um eine gute Qualität von Wohnungen und Umfeld zu erreichen. Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen bieten wir ein breites Spektrum an Förderangeboten für Investoren, um preisgünstige Wohnungen zu schaffen und Quartiere aufzuwerten. Unsere Angebote werden intensiv nachgefragt: Zur Neuschaffung von Mietwohnungen wurden 2015 rund 15 Prozent mehr Mittel abgefragt als im Vorjahr. Dazu tragen unter anderem die weiter verbesserten Förderkonditionen bei.
Was hat sich innerhalb der Wohnraumförderung in den vergangenen Jahren verändert?
Dietrich Suhlrie: Der Fokus liegt heute stärker auf der Schaffung preiswerten Mietwohnraums und die Quartiersentwicklung ist neu als eigener Förderbaustein eingeführt worden. Ziel ist, gute Wohnqualität in einem Wohnumfeld zu bieten, mit dem die Bewohner sich gerne identifizieren. Auch die energetische Bestandssanierung und der Abbau von Barrieren sind heute wichtiger geworden. Für Investoren sind hier die neu eingeführten Tilgungsnachlässe eine entscheidende Komponente. Die Eigentumsförderung ist hingegen in den Hintergrund getreten, da die niedrigen Kapitalmarktzinsen vielen Haushalten den Eigentumserwerb auch ohne öffentliche Förderung ermöglichen.
Wer sind die typischen Investoren in der sozialen Wohnraumförderung? Hat sich auch hier etwas verändert?
Dietrich Suhlrie: Nach wie vor sind es vor allem kleine private Investoren, die geförderte Wohnungen errichten. Die kommunalen und öffentlichen Wohnungsunternehmen haben ihr Engagement in den vergangenen Jahren aber wieder deutlich gesteigert. Viele Kommunen, die in Zeiten eines entspannten Wohnungsmarktes ihr kommunaleigenes Wohnungsunternehmen verkauft haben, denken nun über die Neugründung eines Unternehmens nach. Auch hier ist die NRW.BANK beratend tätig.
Auch der Zuzug von Flüchtlingen stellt die Bundesländer vor große Herausforderungen bei der Wohnraumversorgung. Wie groß ist der Bedarf an Wohnungen in Nordrhein-Westfalen?
Dietrich Suhlrie: Auf den hohen Wohnungsbedarf für Flüchtlinge im letzten Jahr hat die Wohnraumförderung flexibel mit der Einführung einer neuen Fördermöglichkeit mit sehr guten Konditionen reagiert. Aber derzeit weiß niemand, wie viele Flüchtlinge tatsächlich kommen und bleiben oder wie viele Familienmitglieder nachziehen werden. Doch um die Größenordnung und den zusätzlichen Wohnungsbedarf einzuschätzen, haben wir und das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr eine Modellrechnung entwickelt. Diese geht davon aus, dass mit den Flüchtlingen, die 2015 gekommen sind und 2016 noch kommen, etwa 200.000 neue Haushalte entstehen. Wichtig ist allerdings, die gesamte Marktentwicklung im Blick zu haben: Durch die Umzüge vor allem jüngerer Menschen in die Städte und Zuwanderung von EU-Bürgern rechnen wir in Nordrhein-Westfalen bis 2020 mit einem zusätzlichen Bedarf an 280.000 Wohnungen. Das ist ganz unabhängig von der Flüchtlingszuwanderung.
Wie reagieren Landesregierung und NRW.BANK auf die hohe Nachfrage nach Wohnraum?
Dietrich Suhlrie: Das Wohnraumförderungsvolumen für die Jahre 2016 und 2017 wurde Ende Juni auf 1,1 Milliarden Euro erhöht. Die Mittel stehen schwerpunktmäßig für den Geschosswohnungsbau und die Quartiersförderung zur Verfügung. Vor allem in Kommunen mit bereits vorher hohem Wohnraumbedarf hat sich der Markt weiter angespannt. Mit der Volumenerhöhung und den bereits 2015 verbesserten Förderkonditionen kann der gestiegenen Nachfrage nach unseren Wohnraumförderprodukten nun noch besser Rechnung getragen werden.
Zur Person: Dietrich Suhlrie, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK. Nach seinem Studium der Volks- und Forstwirtschaft war Dietrich Suhlrie im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika tätig. Seit 1991 arbeitete er für die KfW Bankengruppe, seit dem Jahr 2000 war er Direktor und leitete strategische Organisationseinheiten im Fördergeschäft der KfW. So übernahm er 2008 die Verantwortung für den Bereich Organisation und Internes Consulting. Von 2008 bis 2010 war er Berater des Bundesfinanzministeriums bei der Gründung und Privatisierung der ÖPP Deutschland AG. Seit Juni 2010 ist Dietrich Suhlrie Mitglied des Vorstands der NRW.BANK. Dort verantwortet er die Bereiche Wohnraumförderung, Geschäftsunterstützung, Kreditmanagement, IT/Organisation/Interne Dienste und Förderprogrammgeschäft.
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