Die Architektur der 1960er und 1970er Jahre werden gegenwärtig breit und intensiv diskutiert. Ihre Wertschätzung und die Entdeckung durch die Bauhistoriker*innen stehen in einem regelrechten Wettlauf mit dem drohenden und fortschreitenden Verlust. Erst langsam finden die Bauten der 1980er Jahre in der Forschung Beachtung. Im wissenschaftlichen Niemandsland liegt demzufolge unser jüngstes Bauerbe – die Architekturen der 1990er Jahre.
Mit dem Projekt „Best of 90s“ will das Online-Magazin moderneREGIONAL ab Mitte 2021 ausgewählte Bauten der 1990er Jahre vorstellen und neu ins öffentliche Bewusstsein rücken. Damit kann eine Grundlage geschaffen werden, um das Gebaute dieser Architekturepoche vorausschauend und wertschätzend zu sichten – bevor Sanierungsstau und Abrisslust für unwiderrufliche Verluste sorgen. Baukultur Nordrhein-Westfalen unterstützt das digitale Projekt neben weiteren Partnern aus anderen Bundesländern.
„Best of 90s“ sichtet zwischen 1990 bis 1999 fertiggestellte Bauten im wiedervereinigten Deutschland nach folgenden Kriterien: Für das Online-Format werden je Bundesland ein Beispiel für den Neubau und ein Beispiel für das Bauen im Bestand ausgewählt. Dabei sollen sich die unterschiedlichen Gattungen (z. B. öffentliches Bauen, Industriebauten, Wohnbauten) sowie die verschiedenen Jahre annähend gleichmäßig wiederfinden. In die engere Wahl kommen in den 1990er Jahren prämierte (Um-)Bauten. Dabei kann es sich um regelmäßig, bundesweit und objektbezogene ausgeschriebene Preise handeln. Bis Ende 2023 soll so eine Auswahl von insgesamt 32 Bauten und Überblicksartikel zur Architektur der 1990er Jahre sowie Interviews mit Architekten und Bewohnern und Fotostrecken veröffentlicht werden.
„Das Ende der Moderne?“ Die Best-of-90s-Tagung
Am 23. Juli 2021 fand ein virtueller Studientag unter dem Titel „Das Ende der Moderne? Unterwegs zu einer Architekturgeschichte der 1990er Jahre“ statt. Die begleitende Tagungspublikation ist nun im urbanophil-Verlag erscheinen und auf der Website von moderneREGIONAL bestellbar.