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Tendenzen im Bauen: Zwischen Weitsicht und Anpassung

Wie entwickelt sich das Baugeschehen? Es soll mehr gebaut werden, aber auch die Qualität und Nachhaltigkeit der Bauvorhaben berücksichtigt werden. Ursula Kleefisch-Jobst, Generalkuratorin des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW schaut in ihrer Einleitung des M:AI-Themenhefts 2018 auf unterschiedlichen Richtungen und Bewegungen in Architektur, Ingenieurwesen sowie Stadtplanung und Landschaftsgestaltung.

Wie entwickelt sich das Baugeschehen? Es soll mehr gebaut werden, aber auch die Qualität und Nachhaltigkeit der Bauvorhaben berücksichtigt werden. Ursula Kleefisch-Jobst, Generalkuratorin des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW schaut in ihrer Einleitung des M:AI-Themenhefts 2018 auf unterschiedlichen Richtungen und Bewegungen in Architektur, Ingenieurwesen sowie Stadtplanung und Landschaftsgestaltung.

Zurzeit wird in Deutschland so viel gebaut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Vor allem in den Städten und Ballungszentren werden die letzten Flächenreserven bereitgestellt und verfügbar gemacht:

Schmalste Lücken in Häuserzeilen werden ebenso bebaut wie die noch verbliebenen Infra­struktur­flächen aufgegebener Güterbahnareale oder ehe­maliger Hafengebiete.

Kasernen verwandeln sich in neue Wohnquartiere, und die neuen Hochhäuser in Frankfurt sind keine Bürotürme mehr, sondern Wohntürme. Aber auch manche Mittel- und Kleinstadt, die gut an den Fernverkehr angebunden ist, weist wieder Bauland aus. Errichtet werden vor allem Wohnhäuser, denn der Bedarf insbesondere an bezahlbaren Wohnungen ist riesig groß. Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar

Aufbruch und Herausforderung

Eine positive Wirtschaftslage, sprudelnde Steuereinnahmen, niedrige Zinsen – all das beflügelt das aktuelle Baugeschehen. Dieser Aufbruch ist aber mit einer großen Herausforderung verbunden für private und öffentliche Bauherren und Investoren, für Politik und Gesellschaft sowie gleichermaßen für Stadtplaner, Architekten und Bauausführ­ende. Denn Gebäude sind keine Kleidungsstücke, die nur dem Trend einer Saison unterliegen. Unsere gebaute Umwelt ist auf Jahrhunderte ausgelegt und sollte sich im besten Fall den sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen anpassen können.

Steht weiter vor großen Herausforderungen: die Baubranche. Foto: via Pexels, CC0
Steht weiter vor großen Herausforderungen: die Baubranche. Foto: via Pexels, CC0

Dabei geht es nicht nur darum, Ressourcen zu schonen. Architektur in ihrer lokalen und zeitgeschichtlichen Ausprägung schafft für Menschen vertraute Orte, auch über Generationen hinweg. Vertraute Orte können sie aber nur dann sein, wenn Menschen Zugang zu ihnen haben, sie sich in ihnen aufhalten möchten sowie sie nutzen wollen und auch können. Entscheidend hierfür ist es, Bewohner bei der Planung von Orten, Plätzen und Bauwerken miteinzubeziehen. Dieser Aufgabe kommt jetzt und in Zukunft besondere Bedeutung zu.

Gesellschaftliche Veränderungen und technische Reaktionen

Die aktuellen Neubauten und Umbauten im Bestand werden heute für eine Gesellschaft „erfunden“, von der wir im Moment nur eine vage Vorstellung haben. Große Veränderungen stehen bevor durch neue demographische Strukturen oder soziale und gesellschaftliche Verschiebungen aufgrund von Zuwanderung. Aber auch eine sich grundlegend wandelnde Arbeitswelt unter dem Einfluss neuer Technologie, Automatisierung und der Robotik spielt eine Rolle. Das bedeutet nicht nur mehr Technik und Komfort, auch im privaten Umfeld. Wir werden zukünftig vielleicht weniger arbeiten und uns so auch mehr Freiräume für neue Formen des Miteinanders eröffnen. Vor allem aber wird die Schere zwischen gut bezahlten Jobs und prekären Arbeitsverhältnissen – auch in den Industrienationen – weiter auseinandergehen. Das hat Auswirkungen auf unser Zusammenleben, wie und wo wir wohnen und in welchen Räumen öffentliches und privates Leben stattfindet.

Seitdem Menschen Kirchengebäude errichten, werden diese umgebaut. Dies hatte zur Folge, dass die Gebäude ganz oder teilweise anders genutzt wurden. Die Kirchen­bauten, die heute zur Disposition stehen, könnten eine neue Rolle als öffentliche Orte spielen. Kirchen zwischen Identität und Trans­formation.

Infrastruktur für die Zukunft

Ein großes Thema für Ingenieure: die Mobilität und der Verkehr. Dazu gehören auch die Bauarbeiten an den Straßen. Tranmautritam via Pexels, CC0
Ein großes Thema für Ingenieure: die Mobilität und der Verkehr. Dazu gehören auch die Bauarbeiten an den Straßen. Tranmautritam via Pexels, CC0

Diese Herausforderungen umfassen aber nicht nur den Hochbau. Die gesamte Infrastruktur steht vor anspruchsvollen Aufgaben. Sei es das zunehmend dichter verwobene Verkehrs­netz, die automatisierte Mobilität, nachhaltige Energieerzeugung und -speicherung, Wasseraufbereitung und Abwasserentsorgung oder der Einsatz neuer Mate­rialien und die Berücksichtigung ge­schlos­- sener Werkstoffketten. Gefragt sind: Visionäre und Alltagshelden. Ingenieure – Bauen – Zukunft

Das M:AI möchte mit seinen Themen und Ausstellungen in 2018 dazu beitragen, sich mit den komplexen Fragen der Gestaltung unserer gebauten Umwelt für eine Gesellschaft von morgen auseinanderzusetzen. Wir freuen uns sehr darauf, mit Ihnen zu diskutieren!

Anmerkung: Der Text "Tendenzen im Bauen. Von Weitsicht und Anpassung" ist ein Beitrag im aktuellen M:AI-Themenheft 2018.

Das gesamte Themenheft mit allen Programminhalten hier zum Download.

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